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Who is who, oder eine kleine Chargeschichte

Dawn

Schwertmeister
Dawn
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Sie hatte es kommen sehen. Drohungen und kleinere Anschläge waren vorrausgegangen. Gerade letzte Woche hatte das Hausmädchen Schlimmeres verhindert in dem sie die Flammen der in Brand gesetzten Pfeile, die zur Mitternacht durch das Fenster der herrschaftlichen Villa flogen, im Keim erstickte. Dawns Eltern waren nicht sehr beliebt in Britain. Es wurde gemunkelt, dass der Reichtum der Familie aus dubiosen Geschäften stammen könnte und Dawn wusste, das viele dieser Gerüchte der Wahrheit entstammten; doch sie liebte ihre Eltern. Diese Nacht jedoch sollte Dawns so behütetes Leben drastisch verändern.

Die Familie war gerade zu Bett gegangen und auch das Hausmädchen hatte sich bereits in ihre Kammer zurückgezogen. Dawn dessen Zimmer nicht weit von dem ihrer Eltern, lag noch wach und grübelte über die Anschläge nach. Die letzte Woche war es ruhig und friedlich gewesen. Zu ruhig vielleicht?

Ein leises Geräusch schreckte sie auf. Waren da Schritte auf dem Flur? Leise schlich sie zur Tür und spähte hinaus. Niemand war zu sehen, doch sie vernahm ein Klicken das von der Tür ihrer Eltern kam. Sie schlich zur Tür und sah durch das Schlüsselloch. Doch was sie dort sah, würde sie ihr Leben lang nicht vergessen können. Eine komplett schwarz gekleidete Gestalt, stand am Bett ihrer Eltern. Dawn wollte um Hilfe schreien, doch sie war wie gelähmt und konnte sich nicht bewegen, sie starrte wie gebannt auf die Szene die sich ihr darbot. Die Gestalt, die etwas geschmeidiges an sich hatte, vollführte eine geschickte Bewegung. Ihr Vater röchelte kurz und verstummte dann. Ihre Mutter wurde durch das Geräusch geweckt und wollte sich im Bett aufsetzen, eine schnelle Bewegung und sie sank Tod in das Kissen zurück. Der Assassine und als solchen erkannte Dawn die Gestalt nun, öffnete das Fenster und verschwand in der Nacht. Dawn starrte minutenlang auf die Leichen ihrer Eltern unfähig sich zu rühren und zu begreifen was geschehen war. Irgendwann drangen markerschütternde Schreie in ihr Ohr, bis sie merkte, dass es ihre eigenen waren.

Fortan lebte Dawn zurückgezogen und in sich gekehrt. Das Hausmädchen hatte sie entlassen, nicht ohne sie vorher fürstlich zu entlohnen und sie war sich sicher, das diese auch froh war woanders ihren Dienst tun zu können. Die meiste Zeit des Tages saß Dawn im Dämmerlicht in ihrem Lieblingssessel im Wohnzimmer und grübelte wie sie den Mörder kriegen konnte. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als sich an ihm zu rächen und auch ihn zu meucheln. In der Dämmerung zog sie los und holte Informationen ein und nutzte dazu die Verbündeten ihrer Eltern, doch sie spürte, dass sie in diesen Kreisen nicht willkommen war. Des Nachts ging sie auf die Jagd. Sie lungerte in den Gassen und suchte nach ihm, doch sie entdeckte nirgends eine Spur.

Eines Abends, wurde sie von einem schmierigen Typen angesprochen. Blicke der Männer hatte sie schon öfter gespürt, denn sie war jung und sehr hübsch und hatte in diesen Gegenden eigentlich nichts verloren. Der Mann der sie ansprach, roch nach Alkohol und hatte einen verschlagenen Gesichtsausdruck. Dawn blickte sich um, außer ihr und diesem Kerl war sonst keine Seele in der dunklen Gasse zu entdecken. Niemand den sie um Hilfe rufen konnte. Er kam näher und machte seine Absichten deutlich. Er fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar und fingerte gleichzeitig mit der anderen an seiner Hose. Dawn erschien diese Szene unwirklich. Sie griff in ihre Hosentasche und die Hand umklammerte ein kleines Messer. Langsam zog sie es heraus. Der Mann drängte sie zur Wand und Dawn zog das Messer aus ihrer Tasche und hielt es von sich gerichtet in Bauchhöhe. Der Angreifer bemerkte die Aktion nicht und als er nach vorne stürzte, um sich an dem Mädchen zu vergreifen, bohrte es sich unaufhaltsam in seinen Bauch. Er taumelte zurück, krümmte sich und stolperte zu Boden. Fassungslos starrte er auf den verzierten Griff der aus seinem Fleisch ragte. Dawn beobachtete das Geschehen mit regungsloser Mine. Blut breitete sich auf dem Hemd des Mannes aus, er atmete schwer und unter Schmerzen. Plötzlich erklang Gelächter in der Nähe. Dawn reagierte blitzschnell und zog den Verwundeten hinter ein paar Mülltonnen die am Rande standen. Dort hockte sie, beobachtete wie ein paar betrunkene Männer die Gasse durchquerten und presste dem Mann dabei die Hand auf dem Mund, um ihn am Sprechen zu hindern. Als, die Männer vorüber waren und Stille eingekehrt war, zog sie dem Kerl das Messer aus dem Bauch und führte es zu seinem Hals, sie zögerte nur kurz und schnitt dem nun Wehrlosen die Kehle durch. Er starb mit weit aufgerissenen und ungläubig dreinblickenden Augen. Dawn fühlte sich seltsam erleichtert. Sie spürte ein Gefühl der Freude, nein sogar der Macht in sich und wähnte sich unbesiegbar. Der Leiche zu ihren Füßen schenkte sie keine Beachtung mehr. Sie wusste das ein Mord in dieser Gegend kaum Aufsehen erregen würde und so lief sie euphorisch nach Hause. Sie hatte ihren ersten Feind besiegt und war in bester Stimmung. Ihre Eltern würden gerächt werden. Die Tage des Assassins waren bald gezählt.

Die dunklen Gassen wurden ihr Territorium. Des Nachts jagte sie und brachte so den einen oder anderen Handlanger der Feinde ihrer Eltern um. Sie hielt sich immer im Verbogenen und wurde mit der Zeit sehr geschickt im ermorden von Menschen, auch beschäftigte sie sich intensiv mit Giften und deren Anwendung. Sie las viel über Assassinen, um ihren Feind besser kennen zulernen und wurde mehr und mehr selbst zu einer. Dawn hatte viele Morde begangen und es wurde ihr fast zur Routine. Bald wurde man auf sie aufmerksam und sie bekam Aufträge von einigen zwielichtigen Gestalten. Diese Aufträge wurden zwar schlecht bezahlt , doch nun tötete sie nicht mehr nur die bösen Menschen. Dawns Herz war kalt geworden. Mehr noch sie spürte Vergnügen dabei ihre Opfer zu töten und weidete sich an deren Leid. Sie experimentierte mit den verschiedensten Giften, um die Qualen ihrer Opfer zu verlängern.

Sie wusste sie war gut, doch auf Dauer genügte ihr, das Vergiften von Waffen und Essen nicht. Sie wollte ihre Opfer mit Magie zur Strecke bringen und so suchte sie einen in gewissen Kreisen wohl bekannten Schwarzmagier auf, um bei ihm in die Lehre zu gehen. Die dunkle Aura dieses Mannes schreckte selbst, die so skrupellos gewordene Dawn ein wenig. Mit viel Überredungskunst und einem Großteil des Erbes ihrer Eltern, ließ er sich dazu bewegen, sie als seine Schülerin zu akzeptieren. Gewiss spürte er ihre Begabung für die dunklen Künste. Mehrere Monate Training bedarf es und Dawn perfektionierte die Magie. Es war an der Zeit, dem Assassin ins Auge zu blicken.

Sie hörte, dass sich ein berüchtigter Assassine in Skara Brae aufhielt und so verließ sie ihre Heimatstadt, um ihn zu suchen. In Skara Brae war es weitaus schwieriger an Informationen zu kommen. Die Leute waren verschwiegen und reagierten abweisend auf ihre Fragen. Der Assassine war wahrlich berüchtigt. Dawn ging den spärlichen Hinweisen nach und fand sich in den dunklen Gassen Skara Braes zurecht. Sie suchte ihn. Von Zeit zu Zeit stieß sie auf seine Opfer, doch er selbst war nirgendwo zu entdecken. Sie konzentrierte sich so intensiv auf die Suche, dass sie nicht merkte wie sie selbst beobachtet wurde. Eine dunkle Gestalt, immer im Schatten verborgen beobachtete sie und weidete sich an ihrer Aura. Er beobachtete ihr Treiben, ihre rastlose Suche und die Morde die sie ausführte. Ihm gefiel die Art wie sie sich bewegte: flink und geschmeidig und er genoss das Leiden ihrer Opfer, so als tötete er selbst.

Eines Nachts war sie euphorisch, ihr letztes Opfer kannte den Assassin und brachte sie auf eine heiße Spur, bevor er starb. Glücklich streifte sie durch die Gassen, als sie auf ihn traf. Er, ganz in schwarz gekleidet mit blutroten Lippen und einem sehr blassen Teint sah ihr entgegen. Hypnotisiert starrte sie in seine Augen. Er näherte sich ihr mit einer katzenhaften Geschmeidigkeit. „Daemion.“ Stellte er sich vor und lächelte intensiver. Dawn, unfähig sich zu bewegen versuchte zu sprechen, brachte aber keinen Ton heraus.

Die nächsten Minuten waren unheimlich. Was genau geschah konnte Dawn nicht sagen, sie spürte wie sie von ihm fast zärtlich aufgehoben und in den Armen getragen wurde. Wehrlos und mit benebelten Sinnen. Bald schon fand sie sich auf einem Bett in einem dunklen und zwar altmodisch aber hübsch eingerichteten Zimmer wieder. Am Fenster stand Daemion ruhig und sah sie an. Dann plötzlich, wie aufgeschreckt durch ihren Blick beugte er sich auch schon über sie. Sie spürte einen kurzen Schmerz am Hals und fühlte sich seltsam leicht und auf eine seltsame Art glücklich. Dawn befand sich in einem Dämmerzustand und ihr wurde bewusst, das sie gleich sterben würde, doch es war ihr egal. Nichts war mehr wichtig; leichtes Licht und schläfriger Nebel erfüllten ihren Verstand.

Doch dann gewahr sie ein neues Gefühl. Blut das aus seinem Handgelenk tropfte benetzte ihre Lippen. Sie versuchte ihn abzuwehren, wollte sie doch sterben, aber er zwang sie zu trinken. Und als die ersten Tropfen ihre Kehle hinunterrannen saugte sie gierig sein Blut. Oh wie durstig sie war. Glück durchströmte sie. Durst, Gier, Lust alles auf einmal und dazu eine seltsame Verbundenheit mit ihm. Sie fühlte seine Gedanken an sie. Er wollte sie als Gefährtin an seiner Seite und er sagte noch so vieles mehr. Es war ein derart berauschendes Gefühl, dass sie sich mit den Fingern in seinen Arm krallte und ihn gewaltsam festhielt. Dawn fühlte sich nicht mehr schwach. Nein, sie war stark sie wollte nicht sterben, sie wollte mehr von diesem köstlichen Getränk, sie wollte mehr von ihm.

Er riss sich los. Mit letzter Kraft und leer stand er auf und begab sich in den Keller des Hauses, wo er seinen Durst stillen konnte. Daemion hielt ein Straßenmädchen gefangen. Angekettet am Fußboden und schwach vor Angst und Hunger, bot sie eine einfache Mahlzeit für ihn. Dawn hingegen war jetzt, wo sie kein Blut mehr trinken konnte von Schmerzen gepeinigt. Sie haderte mit ihrem Körper und tief in ihr wurde ein Todeskampf ausgefochten. Sie schloss die Augen und verlor das Bewusstsein.

Daemion trat auf die Stufen zum Keller und gewahr einen gar seltsamen Geruch. Dies war nicht das Straßenmädchen. Er wusste es waren Jäger die es auf Vampire abgesehen hatten und die er mit Leichtigkeit töten könnte. Wie schwach doch die Menschen waren. Daemion lächelte erhaben und betrat den Keller. „Einer am Fenster und einen hinter der Tür. Für wie dumm halten die mich?“, fragte er sich im Stillen. Eine rasche Bewegung später und der Mann hinter der Tür hauchte sein Leben aus. Der Jäger am Fenster schoss auf ihn, doch hatte keine Gelegenheit seinen Bolzen in den Vampir zu bohren. Blitzschnell stand der Vampir am Fenster und würgte den Jäger genüsslich. Doch plötzlich, ein seltsames Gefühl. Er sah an sich herunter und gewahr einen Holzpflock aus seiner Brust heraustreten. Ein Ausdruck des Erstaunens trat in seine Augen und der Vampir verging. Der Jäger und das Straßenmädchen lächelten sich zu. Vampire waren so überheblich.

Dawn bekam von alledem nichts mit. Sie war bewusstlos, oder gar tot? Wer vermochte das zu sagen? Die Menschen im Keller verließen das Haus durch die Vordertür. Den toten Jäger zwischen sich; sie würden ihn beerdigen lassen. Das Haus war schon lange unbewohnt gewesen, wie es schien und nun würde es wirklich unbewohnt sein können. Auf die Idee im Obergeschoss nachzusehen kamen sie nicht. Der Jäger hatte seinen Job erledigt und würde sein Gold bekommen. Seinen Kameraden kannte er auch nur flüchtig und so tat ihm dieser nur bedingt leid. Das Straßenmädchen jedoch, war viel zu glücklich über ihre neu gewonnene Freiheit, um noch länger in diesem Hause bleiben zu wollen.

Am nächsten Abend erwachte Dawn. Sie setzte sich im Bett auf und lauschte. Wo kamen all die Geräusche her? Warum war es so hell? Was ist mit mir? Gedanken und Gefühle stürmten auf sie ein. Wo war Daemion und was sollte das alles?

Sie fühlte sich schwach, durstig und sie war allein. Allein in einer Welt die sie nicht kannte. Sie wusste sie musste jemanden ihrer Art finden, wenn sie überleben wollte. Aber Vampire gab es doch nur in Gruselgeschichten, oder? Dawn begab sich auf die Suche.

Fortsetzung
 
Zuletzt bearbeitet:

Alaerie

Assassine
Kardelen
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die äste knackten leise unter den füßen des mädchens. der wald war düster und hier und dar ließ sich der laut eines tieres vernehmen. kardelen spürte keine angst. sie kannte hier jeden stein, jeden ast und jedes tier.
aus weiter ferne erschollen wütende schreie. sie verlangten nach rache, drohten mit schmerz und folter. sie wurde gejagt, gejagt wie ein tier.
das kleid der schlanken frau verfing sich an einem ast und riß ein. scharfe dornen striffen ihre haut, gaben ihr einen vorgeschmack der zu erwartenden qualen, sollten ihre häscher erfolg haben. lediglich vom überlebenswillen getrieben bahnte sie sich einen weg durch das dichte unterholz. jegliches anderweitige gefühl war gewichen. gewichen mit dem leben ihrer liebsten.

ihre liebsten. ein heißer schmerz durchfuhr den körper des mädchens. das schreckliche bild der leichen ihrer familie hatte sich unzerstörbar auf den netzhäuten eingebrannt. die leblosen augen blickten sie immer wieder an, schienen ihr leise vorwürfe zu flüstern.
'warum mußten wir sterben?' niemals würde sie den süßlichen geruch des blutes vergessen, dass den boden, die spärlichen möbel und die wände bedeckt hatte.
'wie tiere' ging es durch ihren kopf. wie bestien waren die dorfbewohner in die hütte der familie eingefallen und hatten ihr grausiges werk vollbracht. hatten menschen ermordet, obwohl es ihnen nach dem leben kardelens gelüstet hatte. aberglaube hatte die männer getrieben.

kardelen stieß gegen einen stein und fiel. eine woge scharfer pein durchzuckte ihr knie. warme, dicke flüssigkeit bahnte sich einen weg aus der länglichen wunde ihr bein hinab. tränen schossen in die augen der frau und nahmen ihr abermals die sicht. keuchend rappelte sie sich auf. es war keine zeit für schwäche.
verschwommen erkannte sie den waldrand unweit vor sich. sanftes mondlicht drang durch die lichter werdenden bäume. hinter ihr hatte sich lautes gebell in die schreie der männer gemischt. sie hörte die tiere durch das unterholz preschen, angetrieben durch den geruch ihres blutes.
die worte der männer drangen nun langsam in ihr bewußtsein. "da vorne muß die hexe sein! schnappt sie euch, ich will sie brennen sehen!"
trotz schmerz und erschöpfung schlich sich ein bitteres lächeln auf kardelens lippen. jetzt kam licht in das lückenhafte wissen des mädchens. kardelen verfiel in ein gehässiges lachen. wie leichtgläubig der pöbel doch war. einzig und allein ihr schrieben sie die schlechte ernte zu, den umstand des hungers in den familien des dorfes.

brennen soll sie. genau wie die leichen ihrer mutter, ihres vaters und ihres bruders es gerade taten. kardelen war nahe daran sich dem pöbel zu stellen. sollten sie doch ihren willen haben, was brachte das leben ihr noch?
doch irgendetwas trieb sie weiter dem waldrand entgegen. kardelen strauchelte aus dem unterholz hervor. hastig glitt ihr blick über die friedlich darliegende umgebung, während hinter ihr der wald von männern und tieren in unruhe versetzt wurde.
unweit vor ihr blitzte es bläulich auf. ein hoffnungsschimmer erflammte in dem mädchen. ein tor. dort würden ihr die männer nicht folgen, dessen war sie sich sicher.
doch hieß das nicht ein leben in einer völlig fremden welt? war es ihr lieber als der tod? wollte sie weiter mit dem gedanken leben, daß ihre familie wegen ihr verstarb? die hunde kamen näher. nur noch wenige augenblicke und es war zu spät zum handeln. der überlebenswille obsiegte als ein wildes knurren gefährlich nahe an ihr ohr drang. kardelen wurde von dem bläulichen schimmern verschluckt.
 

Alaerie

Assassine
Alaerie
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"Ehrenwerter Soldat, Euch bedrückt doch etwas?! Ich sehe es Euch an. Wollt Ihr Euch nicht einem alten Weibe anvertrauen? Ihr werdet sehen, danach wird es Euch besser ergehen." Die gebeugte Gestalt ließ den Lappen in den Eimer gleiten und erhob sich ächzend. Hendrik griff der in Lumpen gekleideten Frau unter die Arme und ließ sie sachte auf einer kleinen Bank in dem langen Gang niedersinken.
Seufzend ließ er sich neben ihr nieder und schaute auf den marmornen Boden. "Nun erzählt, ich werde Euch nicht unterbrechen." ein Lächeln zeigte die lückenhaften Zahnreihen der alten Frau. Hendrik kannte sie schon, seit er hier in die Dienste getreten war. Vielleicht sollte er sich ihr wirklich anvertrauen, schaden konnte es nicht.
"Die Nacht war frisch und kaum jemand war noch auf den Straßen zugegen. Zu dritt absolvierten wir unsere Patrouile, scherzten und reichten eine Flasche Schnaps herum. Dann trat sie aus einer Gasse heraus." Das alte Weib nickte wissend unterbrach ihn aber wie versprochen nicht. Sie hatte sich gedacht, dass es um ein Mädchen ging.
"Ihr Haar glänzte im Mondlicht wie kostbarster Samt, ihre vornehme Blässe unterstrich die zarten Gesichtskonturen. Aber am auffälligsten waren die hellgrauen Augen. Ich hatte das Gefühl direkt in ihre Seele zu blicken, sie sahen so unendlich traurig aus."
Er erinnerte sich an jede Einzelheit. An den kleinen Pigmentfleck seitlich oberhalb ihrer vollen Lippen. An die langen geschwungenen Wimpern, die zierliche Gestalt. "Sie war erst 17 Jahre alt." Hendrik rang nach Atem. Die Erinnerung war schmerzhaft für ihn.
"Meine Kumpanen begannen erneut zu scherzen, während sie das Mädchen in ihre Mitte nahmen und ihr etwas von dem Schnaps anboten. Sie schob die Hände an die Seite und machte Anstalten, wieder fortzugehen. Doch soweit ließen die beiden anderen Soldaten sie nicht kommen. Maximilian faßte sie am Handgelenk, wirbelte sie herum und drückte seine Lippen auf ihre. Das Mädchen begann sich zu wehren, wurde jedoch dann von Dorian festgehalten.
Ich wußte, was mit ihr geschehen würde, doch ich war unfähig zu handeln. Ihr hilfesuchender, panischer Blick fesselten meinen. Ein flaues Gefühl kroch in meinem innersten hoch, doch noch immer unternahm ich nichts." Hendrik verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Tränen sickerten zwischen den Fingern hindurch. Das alte Weib legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm und drückte leicht zu.

Hendrick atmete tief ein und aus und setzte seine Erzählung dann fort. "Max und Dorian zerrten sie zum Kerker. Lediglich die vorderen Zellen waren belegt, sie wählten mit Bedacht die hinterste. Keiner würde sie hier stören. Ich folgte ihnen, mir bewußt, was geschehen würde. Ich hätte es verhindern können. Bis zu diesem Zeitpunkt war kein Laut über ihre Lippen gedrungen.
Hätte sie geschrien, wäre ich vielleicht aus meiner Apathie erwacht, doch so war ich nur körperlich anwesend, nahm alles nicht wirklich wahr. Max und Dorian stießen sie in die Zelle, trugen mir auf, Alarm zu geben, sobald sich jemand nähern würde. Dann schloß sich die schwere Eisentür hinter ihnen. Die draufflogende Stunde ließ mich durch die Hölle gehen. Ihre Schreie schnitten mir zutiefst in die Seele, aber ich war zu feige einzugreifen.
Ich verharrte bis die Schreie verstummten und sich die Eisentüre wieder öffnete. Die beiden Soldaten traten lachend und scherzend wieder heraus. Ich wechselte noch ein paar Worte mit ihnen, bevor sie den langen Gang entlangschritten und den Kerker verließen.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit bevor meine zitternde Hand die Türe aufstieß und mein Blick in die dunkle, muffige Zelle fiel. Silence, so hieß sie, drückte sich weinend und total verängstigt in die hinterste Ecke an die kalte feuchte Wand. Ihr Kleid war zerissen und ihre Lippen blutüberströmt sowie geschwollen. Sie mußten sie geschlagen haben.
Ich trat zögerlich näher, kniete mich vor ihr hin und reichte dem Mädchen ein Taschentuch. sie zuckte schreckhaft zusammen, als sich meine Hand ihr näherte. Leise sprach ich ihr Trost zu und versprach ihr, dass jetzt nichts mehr geschehen würde. Es dauerte Stunden, bevor sie sich beruhigt hatte und das Taschentuch annahm. Ich wickelte sie in meinen Umhang und half ihr auf die wackeligen Beine.
Nachdem ich sie nach Hause in Sicherheit gebracht hatte, sah ich sie längere Zeit nicht mehr. Dann vernahm ich eine Unterhaltung zwischen Max und Dorian. Sie wußten nicht, dass ich zuhörte. Sie war schwanger und sie berieten sich, was zu tun sei. Angst überkam die beiden, sie waren überzeugt, dass sie reden würde.
Ich wurde Zeuge eines Mordplanes.
Doch diesmal blieb ich nicht untätig. Ich handelte und suchte das Mädchen in tiefster Nacht auf. Sie hörte mir zu und erklärte sich einverstanden zu fliehen. Doch ich wußte nicht, wohin ich sie bringen sollte. Es mußte ein Ort sein, wo Max und Dorian ihr nichts anhaben konnten. Lange überlegte ich hin und her, eine Möglichkeit drängte sich immer wieder in den Vordergrund, doch dass wollte ich anfangs nicht zulassen.

Meine Verzweifelung wuchs. Letzendlich unterbreitete ich ihr meine Gedanken. Lange sprach sie kein Wort, doch dann willigte sie ein. Es versetzte meinem Herzen einen Stich, ich hatte gehofft, sie würde ablehnen.
Sie raffte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Ein goldenes Amulett, ein paar Kleider und noch andere Kleinigkeiten. Wir machten uns auf den Weg und je näher wir dem Ort kamen umso unwohler fühlte ich mich.
Das bläuliche Schimmern des Tores tat sich vor uns auf.
Sie spürte meine Angst und sprach nun mir gut zu. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort. Sie erzählte mir, dass sie dort sicher glücklich werden würde und sie mir ewig dankbar wäre. Ich hatte von Britannien gehört und es war der einzigst sichere Ort der mir eingefallen war. Ich übergab sie der ewigen Entbundenheit gegnüber ihrer Familie, aber ihr war es lieber als ihr und der Tod ihres ungeborenen Kindes.
Ja, sie liebte das Kind, obwohl es ein Bastard war. Bevor sie in das Tor trat übergab ich ihr mein Schwert zur Verteidigung und als Erinnerung an mich.
Es war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe." Hendriks letzte Worte verklangen und Stille breitete sich in dem Gang aus. Das alte Weib sprach noch immer nichts. Sie schaute ihn nur mitleidig an und drückte weiter seinen Arm.
"Es muß Euch schwergefallen sein, sie dort hinein gehen zu lassen. Grämt Euch nicht, Ihr habt zweierlei Leben gerettet. Ich bin sicher, dass sie dort glücklich ist." Die alte Lächelte ihn gütig an und griff dann in eine ihrer Taschen. Sie zog ein kleines silbernes Medailon hervor und reichte es ihm. "Seht hinein. Ich möchte, dass Ihr es an Euch nehmt. Ich weiß, dass Ihr sie geliebt habt." Mit zitternden Händern ergriff Hendrik das Medailon und öffnete es.
Ein Lächeln schlich auf sein Gesicht und sein Finger glitt zärtlich über die Innenseite des Schmuckstückes. Ein winziges Abbild von Alaerie zierte die Innenseite. "Ja, sie war meine Enkelin und ich bin Euch zutiefst dankbar, dass sie dank Euch noch immer lebt." die alte erhob sich und ließ den erstaunten Soldaten dort allein auf der Bank zurück. "Habt Dank" flüsterte Hendrik der alten hinterher ...


Alaerie verlor ihr Kind jedoch wenig später. Sie zog sich etwas zurück, aber das erstaunlichste ist wohl der Umstand, dass man ihr nichts von den Geschehnissen anzusehen vermag. Niemanden hat sie bisher ihre Geschichte anvertraut, nicht einmal Talia, der Frau mit der Alaerie ihr restliches Leben verbringen möchte ....
 
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