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The Gypsies from Minoc

Vaga

Diener
Ein warmer Tag, in einem der staubigen Zelte in Minoc. Ein Mann mit schlohweissen Haaren sitzt auf einem der niedrigen Betten. Er trommelt etwas nervös mit den Fingern auf seinem Bein.
Schon lange hat er in Gedanken versunken hier gesessen, sich unendlich viele Fragen und Antworten durch den Kopf gehen lassen. Nun ist er zu einem Entschluss gekommen. "Ja. Die Menschen sind faul, einfältig und bequem geworden. Sie schanzen einander ihre Pfründe zu, als wärs das Selbstverständlichste auf der Welt", brummt er, mehr zu sich selbst.

Seine meist in grau-schwarz gehaltene Leder-Kleidung ist ziemlich staubig, seine Stiefel offensichtlich längst eingelaufen, Zeugnisse seiner Lebensweise die meist draussen, auch in Regen, Wind und Sturm stattfindet. Sein wettergegerbtes Gesicht strahlt jedoch Zufriedenheit und Ruhe aus.

Er schaut durch den offenen Eingang in die milchig-weisse Sonne hinaus und lauscht dem Betrieb draussen im Camp. "Aber warum sollte ausgerechnet jetzt, ausgerechnet ich, für sowas antreten?" Er knetet seine Finger. "Wohl weil die Zeit dafür reif ist. Vielleicht benötige ich sowieso mehrere Versuche, bis ich Gehör finden werde." Er grinst in sich selbst hinein.

Dann seufzt er tief und erhebt sich. Er tritt durch den Eingang hinaus und nickt einer Gruppe der jungen Gypsies zu. "Nun gut. Dann geh ich mal, dann hab ichs hinter mir." Die Jungen nicken und schauen ihm ernst hinterher.​

Ein paar Minuten später reitet der Mann an der Bank entlang, bringt seinen treuen Charger zum Stehen und geht auf den Stadtstein und das Anschlagsbrett zu. Er kritzelt den Namen und die Gildenzugehörigkeit auf die Liste und schaut zufrieden seinen Eintrag an.

Vaga - The Gypsies from Minoc

Leise spricht er mehr zu sich selbst: "Es ist vollbracht. Möge das Schicksal entscheiden, was aus der grössten Gypsy Stadt von Sosaria wird."​

Er geht davon, steigt behende auf seinen Charger und verschwindet bald wieder im Camp, unter Seinesgleichen.
 

Vaga

Diener
Im Gypsy Camp in Minoc, vor rund zwei Wochen, an einem frühen Wochentagabend, die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu. Dennoch war es noch freundlich warm und hell.

Zwischendrin schnitt die Frau die Fellstücke des Hasen weg, währenddem sie eher säuerlich auf den Mann blickte und auf ihn einredete.

"Du bist und bleibst ein alter Narr", schimpfte sie mit ihm. "Was denkst du eigentlich, wer du bist? Dich kennt hier doch kein Aas", sprach sie und guckte dann mit einem etwas verwirrten Blick auf den zerzausten Hasen vor ihr und dann wieder den Mann an. Dann grinste sie schief, schritt an die Feuerstelle, und machte sich dort ans Werk.

Der Mann strich sich seit mindestens siebzehneinhalb Minuten durch den weissen Bart und sagte nichts. Natürlich hatte sie recht. Wie immer. Es war Zeit für ihre wöchentliche Tirade, also liess er es über sich ergehen. Wie immer. Dass er als praktisch Unbekannter auf Anhieb nicht gewählt worden war, war nun wirklich keine Überraschung gewesen. Trotzdem... irgendetwas in ihm liess nicht locker.

"Ich werde nochmals eine Runde drehen, bin bald wieder zurück", sagte er und erhob sich schnell von seinem Sitzstein. "Jaja, das kennen wir", murrte die Frau unfreundlich und knallte den Hasen auf den Grillrost während er zu seinem Charger ging.

Vaga wusste nicht genau, wohin er sein treues Vieh lenken sollte. In die Stadt wollte er nicht, da war ein komisches Treiben derzeit. Die Jungen hatten sogar davon geredet dass eine kleine Stadtwache aufgebaut werden sollte. In Minoc. In der Stadt der Mineure und Bergbauer. Eine Stadtwache! Er überlegte sich schon jetzt, ob er sich dann einfach einmal spasseshalber bewerben sollte. Er kicherte in sich hinein und lenkte das Reittier in Richtung Süden, später Osten. Er ritt über die Brücke nach Vesper hinein und gleich wieder nördlich hinaus, in Richtung Wald.

Auch diesen Teil der Gegend liebte er, hier war es ruhig und kühl, auch an heissen Sommertagen hatte man hier in diesem Gebiet seine Ruhe, niemand störte einen, wenn man unter einem Baum lag und seinen Gedanken nachhing.
Seit er als kleiner frecher Hosenpupser hier im Wald gespielt hatte, seither liebte er die Berge rund um Minoc, die Grasebenen und das Wasser um die Stadt herum. Er kannte praktisch jeden Winkel, sowieso alle Verstecke, die es damals in jungen Jahren möglich gemacht hatten, sich drohendem Ungemach für eine Weile zu entziehen.

Er grübelte auch noch, als er bei den Zelten der Mineure von seinem Reittier abstieg und ein wenig dem Berg entlang lief. Er fuhr mit der Hand über den Stein, der den ganzen Tag von der Sonne erwärmt worden war und nun langsam abkühlte. Ah, die süssen Erinnerungen... als junger Kerl hatte er vor Jahren hier seine ersten Schritte im Erwerbsleben gemacht. Nicht selbstverständlich, denn als Gypsy hatte man es von jeher in der Stadt schwer Arbeit zu finden, dennoch hatte er eine Anstellung als Handlanger bei einem der ansässigen Mineure gefunden. Er konnte sich schon bald selber am Abbau der wertvollen Erze beteiligen und eignete sich über die Zeit auch das breitgefächerte Wissen seines Mentors an. In späteren Jahren vertraute dieser ihm sogar die Lieferungen in ganz Sosaria an, so dass Vaga seinem Drang, ab und zu weitschweifende Touren durchs Land zu unternehmen, nachkommen konnte.
Seit dem Tod seines Mentors vor ein paar Jahren war er nun wieder öfters in heimischen Gefilden anzutreffen. Er hatte nach langer Zeit des Nomadentums wieder Quartier im Gypsy Camp in Minoc gefunden, und auch seine langjährigen Gefährten waren wieder aus weit entfernten Ländern zurückgekehrt und hatten interessante Nachrichten von dort mitgebracht.

Vaga atmete die frische Abendluft tief ein, schaute auf die ersten blinkenden Sterne im allmählich dunkler werdenden Himmel und kehrte zu seinem Charger zurück. Er ritt über die östliche Brücke, am Stadtrand entlang, bis zum Camp und zu seinem Zelt zurück.

Dort war die Frau gerade im Begriff, den knusperigen Hasen vom Feuer zu nehmen. "Da bist du ja endlich", brummte sie. "Gerade noch rechtzeitig, bevor er sich in Kohle verwandelt hätte."

Vaga grinste sie an, trat etwas näher zu ihr und fuhr ihr durchs kurze, wild gefärbte Haar. "Hör auf, mich dauernd zu schelten. Nun habe ich Hunger, und ich hoffe, du wirst wenigstens während des Mahls etwas friedlicher. Ich habe nämlich etwas mit dir zu besprechen."

Schweigend setzten sie sich mit ihrem Essen hin und Vaga musterte die Frau mehrmals. "Artemis..." begann er etwas unsicher. "Ich werde nächstes Wochenende nach Britain reisen. Ich muss mir diese Gouverneure und diesen König einmal aus nächster Nähe anschauen." Die Frau verschluckte sich geräuschvoll. "Seit wann interessierst du dich denn so für Politik?! Ist das das Alter, oder die Wechseljahre oder..." Vaga wischte die Einwände mit der freien Hand aus der Luft. "Hör mich bitte erst an. Ich will mir nur einmal ansehen, was die gewählten Leute so für Charaktere sind. Nichts weiter. Vielleicht passe ich ja wirklich nicht in den Kreis dieser Art Menschen." Er grinste entwaffnend und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Übrigens, ein köstlicher Hase den du da zubereitet hast." Die Frau murrte wieder nur. "Oller Charmeuer. Immer zur rechten Zeit die richtigen Worte. Wenn du mal kein geborener Politiker bist..." Sie grinste nun auch und schaute ihn prüfend an. "Dann mach du mal deine Reise, du bist sowieso etwas nervös geworden, seit du hier bist. Höchste Zeit für eine längere Reise und eine Luftveränderung. Und vielleicht komme ich sogar mit und besorge mir in Britain endlich mal wieder ein neues Buch in der Bibliothek."

Vaga nickte und lächelte zufrieden. Sie beendeten das Essen in stiller Harmonie, und als die Sterne sich deutlich im Nachthimmel abzeichneten, zogen sie sich in ihre Zelte zurück.
 

Vaga

Diener
Im Gypsy Camp in Minoc, am heutigen heissen Sommertag... am späten Nachmittag, die Sonne stand schon recht tief über dem Horizont.

"Was ist denn nun schon wieder?!"

Vaga schaute ziemlich genervt von seinem kleinen Tischchen auf. Schon seit über zwei Stunden sass er hier drin und versuchte, seine tausend Gedanken zu Papier zu bringen. Diese Hitze und der allzu geschäftige Betrieb - für sonntägliche Verhältnisse sowieso - im Camp liessen ihm fast keine Chance, dies zu bewerkstelligen.

Artemis hatte ihren Kopf durch die Tücher im Eingang gesteckt und grinste ihn frech und auch ziemlich dreist an: "Du wirst es nicht glauben, aber bisher hat sich noch niemand anderes für den Job beworben."

"Job?! Was für ein Job?" Vaga war wirklich etwas entrückt und nicht ganz auf der Höhe. Er musterte ihre Mimik und realisierte plötzlich, worüber sie sprach. "Du meinst... ?" - Sie grinste ein noch grösseres Grinsen: "Ja, genau. Den Job den du vor etlichen Monaten schon mal in Betracht gezogen hattest, es aber nie zustande gebracht hattest."

"Warum wohl nicht? Weil die anderen Kandidaten immer mehr Geld und Stimmen reingesteckt hatten...", murrte der weisshaarige Gypsy etwas zu aggressiv für Artemis' Geschmack. "Ach komm, stell dich nicht so an", meinte sie trotz allem gutmütig. "Die Zeit hat schon immer für dich gearbeitet. Du musst dir nur noch im Klaren sein, was dein Wahlprogramm sein soll, falls du dann auch tatsächlich gewählt wirst."

Gewählt werden... die Worte klangen etwas zu glänzend und pompös in seinen Ohren.

Vaga kicherte leicht irr und in sich hinein. "Naja, wenn ich der einzige Kandidat bin ist das wohl keine wirkliche 'Wahl'... eher ein Zufall zur rechten Zeit." Er schaute die Elfenfrau von oben bis unten an und freute sich darüber, dass er eine so gute Freundin und Beraterin bei sich in der Nähe haben durfte.

"Nun, gut... ich würde probieren, den Mineral Export wieder etwas anzukurbeln. Vielleicht sogar auch in die neuen Länder, mit dem neuen Dock sollte das ja kein Problem mehr darstellen. Aber ich würde sicher auch unsere persönlichen Anliegen beim König vorbringen. Dass kleinere Bevölkerungsgruppen wie Gypsies, Goblins, Orcs oder von mir aus auch die Kaninchenzüchter vom Land etwas mehr Gewicht bei der Krone erhalten. Dass sie vielleicht auch ihre eigenen Städte gründen und bevölkern dürfen. Und natürlich dürften Feste nicht fehlen... viele Feste. Alte Bräuche wiederbeleben vielleicht. Alte vergessene Bräuche und Feste feiern. Ich denke, das würde vielen gefallen."

Er schaute die Frau an. "Artemis, ich bin sicher nicht der grösste Politiker im Land. Aber versprich mir bitte eins..." Sie schaute ihn gönnerhaft an. "Ja?"

"Versprich mir, mich nicht zu verlassen, falls ich Gouverneur werden würde."

Artemis schaute ihm direkt in die Augen. "Wo denkst du hin? Irgendwen bräuchtest du ja auch als Kurier... oder vielleicht auch nur als Putzfrau fürs Büro. Und dafür wäre ich auf jeden Fall da."

Sie grinste wieder ihr entwaffnendes Lächeln und der Vorhang schloss sich mit einem kleinen, kühlen Lufthauch.
 
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