Namira Ky'Alur
Pöbel
Prolog - Der Angriff des Chaos
Aus den Vergessenen Welten – Gedanken des Drizzt Do’Urden: Der Angriff des Chaos
Später nannten es die Barden der Reiche stets die Zeit der Unruhe, die Zeit, als die Götter aus den Himmeln geworfen wurden und ihre Avatare unter den Sterblichen wandelten. Es war die Zeit, da die Tafeln des Schicksals gestohlen worden waren und so der Zorn Aos, des Oberherren aller Götter, geweckt wurde. Als die Magie unzuverlässig wurde und daraufhin gesellschaftliche und religiöse Hierarchien, die so oft auf magischer Stärke errichtet sind, ins Chaos stürzen.
Ich habe viele Berichte von fanatischen Priestern über ihre Begegnungen mit den jeweiligen Avataren gehört, wilde Geschichten von Männern und Frauen, die behaupten, ihre Gottheiten erblickt zu haben. Viele andere haben sich in dieser wirren Zeit einer Religion angeschlossen, wie verdreht sie auch sein mochte, nach sie angeblich das Licht und die Wahrheit erblickt hatten.
Ich bezweifle diese Behauptungen nicht und würde die Wahrhaftigkeit dieser Begegnungen niemals öffentlich in Frage stellen. Ich froh für jene, die inmitten des Chaos eine Bereicherung für ihr Leben finden konnten; ich freue mich für jeden, der durch geistige Führung zur Zufriedenheit findet.
Aber was ist mit dem Glauben?
Was ist mit Treue und Loyalität? Mit vollständigem Vertrauen? Glaube wird nicht durch fassbare Beweise erzeugt. Er kommt aus dem Herzen und aus der Seele. Wenn jemand den Beweis für die Existenz eines Gottes benötigt, dann wird dadurch die Essenz der geistigen Natur herabgewürdigt zur reinen Sinnlichkeit, und wir haben damit das Heilige auf das Logische reduziert.
Ich habe das Einhorn berührt, das so selten und kostbar ist, das Symbol der Göttin Mielikki, die mein Herz und meine Seele gefangen hält. Dies geschah, bevor jene Zeit der Unruhe ausbrach, und doch könnte ich, würde ich die Geisteshaltung jener teilen, die behaupten Avatare gesehen zu haben, dasselbe von mir sagen. Ich könne sagen, dass ich Mielikki berührt habe, dass sie mir in einem magischen Hain in der Nähe des Toter-Ork-Passes erschienen ist.
Das Einhorn war Mielikki und doch auch nicht, so wie der Sonnenaufgang die Jahreszeiten Mielikki sind, so wie die Vögel und die Eichhörnchen und die Stärke eines Baumes, der die Geburt und den Tod von Jahrhunderten erlebt hat, Mielikki sind. Wie die Blätter, die im Herbstwind treiben, und der Schnee, der sich hoch in den kalten Bergtälern auftürmt, Mielikki sind. Und der Geruch einer frischen Nacht, das Glänzen des Sternenhimmels und das Heulen eines fernen Wolfes.
Nein, ich werde nicht offen mit jemanden streiten, der behauptet, einen Avatar gesehen zu haben, weil solche Leute nicht verstehen werden, dass die bloße Gegenwart einer derartigen Erscheinung den ganzen Sinn und Wert des Glaubens untergräbt. Denn wenn die wahren Götter wirklich so greifbar und zugänglich sein sollten, dann wären wir nich länger unabhängige Kreaturen, die auf dem Weg zur Wahrheit sind, sondern nur eine gedankenlose Herde Schafe ohne die Essenz des Glaubens, die der Führung eines Hirten und seiner Hunde bedürfen.
Diese Führung existiert, das weiß ich. Nicht in einer so greifbaren Form, in den de, was wir davon wissen, gut und gerecht zu sein. Es sind unsere Reaktionen auf die Taten anderer, die uns den Wert unserer eigenen Handlungen zeigen, und wenn wir so tief gesunken sind, daß wir einen Avatar brauchen, eine unleugbare Manifestation eines Gottes, um uns unseren Weg zu zeigen, dann sind wir in der Tat bedauernswerte Kreaturen.
Die Zeit der Unruhe? Ja. Und um so mehr, wenn wir an Avatare glauben, denn die Wahrheit ist unteilbar und kann ihrem Wesen nach nicht so viele unterschiedliche und sogar gegensätzliche Manifestationen dulden.
Das Einhorn war nicht Mielikki, und doch war sie es, denn ich habe Mielikki berührt. Nicht als Avatar oder als Einhorn, sondern als eine Art und Weise, meinen Platz in der Welt zu sehen. Mielikkli ist mein Herz. Ich folge ihren Regeln, weil es dieselben Regeln sind, die ich aufstellen würde, wenn ich meinem eigenen Gewissen folgen würde. Ich folge Mielikki, weil sie das repräsentiert, was ich Wahrheit nenne.
Das gleiche trifft auf die meisten Anhänger der meisten Götter der Reiche zu, und wenn wir das Pantheon genauer betrachten, so würden wir feststellen, dass die Regeln der „guten“ Götter sich nicht sonderlich voneinander unterscheiden; es sind nur die weltlichen Interpretationen dieser Regeln, die von Religion zu Religion voneinander abweichen.
Was die anderen Götter betrifft, die Gottheiten des Streites und des Chaos, so wie Lloth, die Spinnenkönigin, welch die Herzen jener Priesterinnen beherrscht, die Menzoberranzan regieren …
Sie sind nicht der Erwähnung wert. Bei ihnen findet sich keine Wahrheit, sondern nur weltlicher Lohn, und jede Religion, die auf solchen Prinzipien beruht, ist in Wirklichkeit nicht mehr als praktizierte Hemmungslosigkeit und in keiner Weise ein Hort der Spiritualität. Nach weltlichem Maßstab sind die Priesterinnen der Spinnenkönigin außerordentlich bemerkenswert; im spirituellen Sinn hingegen sind sie völlig leer. Und somit ist ihr Leben ohne Liebe und Freude.
Also erzählt mir nichts von Avataren. Zeigt mir nicht eure Beweise dafür, dass euer Gott der einzig wahre ist. Ich gestehe euch euren Glauben ohne Fragen und ohne Urteil zu, abe wenn ihr mir zugesteht, was in meinem Herzen liegt, dann ist ein solch greifbarer Beweis unnötig.
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Entnommen aus dem Buch „Brüder des Dunkels“ – Die Vergessenen Welten, Band 9, R.A. Salvatore, Goldmann, 1997, ISBN 3-442-24706-3
Aus den Vergessenen Welten – Gedanken des Drizzt Do’Urden: Der Angriff des Chaos
Später nannten es die Barden der Reiche stets die Zeit der Unruhe, die Zeit, als die Götter aus den Himmeln geworfen wurden und ihre Avatare unter den Sterblichen wandelten. Es war die Zeit, da die Tafeln des Schicksals gestohlen worden waren und so der Zorn Aos, des Oberherren aller Götter, geweckt wurde. Als die Magie unzuverlässig wurde und daraufhin gesellschaftliche und religiöse Hierarchien, die so oft auf magischer Stärke errichtet sind, ins Chaos stürzen.
Ich habe viele Berichte von fanatischen Priestern über ihre Begegnungen mit den jeweiligen Avataren gehört, wilde Geschichten von Männern und Frauen, die behaupten, ihre Gottheiten erblickt zu haben. Viele andere haben sich in dieser wirren Zeit einer Religion angeschlossen, wie verdreht sie auch sein mochte, nach sie angeblich das Licht und die Wahrheit erblickt hatten.
Ich bezweifle diese Behauptungen nicht und würde die Wahrhaftigkeit dieser Begegnungen niemals öffentlich in Frage stellen. Ich froh für jene, die inmitten des Chaos eine Bereicherung für ihr Leben finden konnten; ich freue mich für jeden, der durch geistige Führung zur Zufriedenheit findet.
Aber was ist mit dem Glauben?
Was ist mit Treue und Loyalität? Mit vollständigem Vertrauen? Glaube wird nicht durch fassbare Beweise erzeugt. Er kommt aus dem Herzen und aus der Seele. Wenn jemand den Beweis für die Existenz eines Gottes benötigt, dann wird dadurch die Essenz der geistigen Natur herabgewürdigt zur reinen Sinnlichkeit, und wir haben damit das Heilige auf das Logische reduziert.
Ich habe das Einhorn berührt, das so selten und kostbar ist, das Symbol der Göttin Mielikki, die mein Herz und meine Seele gefangen hält. Dies geschah, bevor jene Zeit der Unruhe ausbrach, und doch könnte ich, würde ich die Geisteshaltung jener teilen, die behaupten Avatare gesehen zu haben, dasselbe von mir sagen. Ich könne sagen, dass ich Mielikki berührt habe, dass sie mir in einem magischen Hain in der Nähe des Toter-Ork-Passes erschienen ist.
Das Einhorn war Mielikki und doch auch nicht, so wie der Sonnenaufgang die Jahreszeiten Mielikki sind, so wie die Vögel und die Eichhörnchen und die Stärke eines Baumes, der die Geburt und den Tod von Jahrhunderten erlebt hat, Mielikki sind. Wie die Blätter, die im Herbstwind treiben, und der Schnee, der sich hoch in den kalten Bergtälern auftürmt, Mielikki sind. Und der Geruch einer frischen Nacht, das Glänzen des Sternenhimmels und das Heulen eines fernen Wolfes.
Nein, ich werde nicht offen mit jemanden streiten, der behauptet, einen Avatar gesehen zu haben, weil solche Leute nicht verstehen werden, dass die bloße Gegenwart einer derartigen Erscheinung den ganzen Sinn und Wert des Glaubens untergräbt. Denn wenn die wahren Götter wirklich so greifbar und zugänglich sein sollten, dann wären wir nich länger unabhängige Kreaturen, die auf dem Weg zur Wahrheit sind, sondern nur eine gedankenlose Herde Schafe ohne die Essenz des Glaubens, die der Führung eines Hirten und seiner Hunde bedürfen.
Diese Führung existiert, das weiß ich. Nicht in einer so greifbaren Form, in den de, was wir davon wissen, gut und gerecht zu sein. Es sind unsere Reaktionen auf die Taten anderer, die uns den Wert unserer eigenen Handlungen zeigen, und wenn wir so tief gesunken sind, daß wir einen Avatar brauchen, eine unleugbare Manifestation eines Gottes, um uns unseren Weg zu zeigen, dann sind wir in der Tat bedauernswerte Kreaturen.
Die Zeit der Unruhe? Ja. Und um so mehr, wenn wir an Avatare glauben, denn die Wahrheit ist unteilbar und kann ihrem Wesen nach nicht so viele unterschiedliche und sogar gegensätzliche Manifestationen dulden.
Das Einhorn war nicht Mielikki, und doch war sie es, denn ich habe Mielikki berührt. Nicht als Avatar oder als Einhorn, sondern als eine Art und Weise, meinen Platz in der Welt zu sehen. Mielikkli ist mein Herz. Ich folge ihren Regeln, weil es dieselben Regeln sind, die ich aufstellen würde, wenn ich meinem eigenen Gewissen folgen würde. Ich folge Mielikki, weil sie das repräsentiert, was ich Wahrheit nenne.
Das gleiche trifft auf die meisten Anhänger der meisten Götter der Reiche zu, und wenn wir das Pantheon genauer betrachten, so würden wir feststellen, dass die Regeln der „guten“ Götter sich nicht sonderlich voneinander unterscheiden; es sind nur die weltlichen Interpretationen dieser Regeln, die von Religion zu Religion voneinander abweichen.
Was die anderen Götter betrifft, die Gottheiten des Streites und des Chaos, so wie Lloth, die Spinnenkönigin, welch die Herzen jener Priesterinnen beherrscht, die Menzoberranzan regieren …
Sie sind nicht der Erwähnung wert. Bei ihnen findet sich keine Wahrheit, sondern nur weltlicher Lohn, und jede Religion, die auf solchen Prinzipien beruht, ist in Wirklichkeit nicht mehr als praktizierte Hemmungslosigkeit und in keiner Weise ein Hort der Spiritualität. Nach weltlichem Maßstab sind die Priesterinnen der Spinnenkönigin außerordentlich bemerkenswert; im spirituellen Sinn hingegen sind sie völlig leer. Und somit ist ihr Leben ohne Liebe und Freude.
Also erzählt mir nichts von Avataren. Zeigt mir nicht eure Beweise dafür, dass euer Gott der einzig wahre ist. Ich gestehe euch euren Glauben ohne Fragen und ohne Urteil zu, abe wenn ihr mir zugesteht, was in meinem Herzen liegt, dann ist ein solch greifbarer Beweis unnötig.
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Entnommen aus dem Buch „Brüder des Dunkels“ – Die Vergessenen Welten, Band 9, R.A. Salvatore, Goldmann, 1997, ISBN 3-442-24706-3
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