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Hammer und Schwert

Branwir

Bürger
Der Tausch

Branwir wollte gerade sein Haus verlassen, als jemand von draußen laut an der Haustür pochte.
„Wer auch immer das ist, er wird sich kurz fassen müssen.", dachte Branwir und zog die letzten Bänder seiner Uniform zu. Es war Zeit, sich auf den Weg nach Vesper zu machen und seinen Dienst anzutreten. Branwir hoffte, dass er endlich einen Hinweis auf den Verbleib des flüchtigen Verbrechers erhalten würde, den die Stadtwache nun schon seit Monaten suchte. Allmählich machte er sich aber keine Hoffnungen mehr, zu lange war die Spur schon kalt.
Er fuhr mit der Hand über seinen Hals, dort, wo er früher sein Amulett getragen hatte.
„Ob der Mistkerl es immer noch bei sich hat...?"
Branwir wurde von erneutem Klopfen aus seinen Gedanken gerissen und einer Stimme, die dem Geklopfe energisch Nachdruck verlieh.
„Ist jemand zu Hause?!"
Branwir kannte die Stimme nicht.
„Wahrscheinlich nur wieder ein ungeduldiger Kunde, der nicht warten kann, bis mein Vater sein Geschäft öffnet.", dachte sich Branwir und öffnete die Tür.
„Seid gegrüßt, was kann ich zu so früher Stunde für euch tun?"
Er musterte die Person vor seiner Tür nur beiläufig. Eigentlich war er immer noch in Gedanken bei dem Flüchtigen.
„Seid ihr Branwir?"
Der Mann vor seiner Haustür sprach mit einem leichten Akzent, der ihm bekannt vorkam.
Als er ihn näher betrachtete, die leichte schimmernde Aura bemerkte und die spitzen Ohren sah, wurde seine Vermutung bestätigt, dass ein Elf vor ihm stand.
„Verzeiht die Störung...aber seid ihr Branwir?" Wiederholte der Elf die Frage.
„Aye...das bin ich. Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?"
Der Elf deutete eine höfliche Verbeugung an, bevor er antwortete.
„Es freut mich, euch kennenzulernen. Mein Name ist vorerst ohne Belang...", antwortete er geheimnisvoll. „...viel wichtiger ist der Grund für mein Erscheinen."
„Der da wäre....?"
Branwir verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie erinnerte ihn das geheimnisvolle Getue des Fremden an Garon, was in seiner Magengegend ein unangenehmes Gefühl auslöste.
„Ich soll euch mitnehmen.", antwortete der Elf ohne mit einer Wimper zu zucken.
„Ähm...bitte was?"
Branwir blickte den Elf entsetzt an. Er ahnte, um was es ging.
„Seid ihr hier wegen der Prüfung hier...ist es das?"
Der Elf zog einen Brief aus seiner mit fremdartigen Symbolen bestickten Jacke hervor.
„Von einer Prüfung wurde mit nichts gesagt, aber lest am besten das hier. Vielleicht bringt das etwas Licht ins Dunkle, wie ihr Menschen zu sagen pflegt."
Branwir nahm ihm den Brief ab und winkte ihn herein.
Er blickte auf das Siegel, das sorgsam gefaltete Schriftstück verschloss und das Ziehen in seinem Magen wurde stärker.
Branwir brach das Siegel und entfaltete das Schreiben, das seine Fragen beantworten sollte.
Er hatte die Schrift schon einmal gesehen, es war die Handschrift von Nadines Vater.

„Werter Branwir,

ich hoffe, Ihr seid wohlauf.
Seid unserem letzten Treffen ist viel Zeit vergangen. Trotzdem habe ich Euch nicht vergessen und das, was ich Euch damals gesagt habe. Ich habe viel über Euch nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, Euch Gelegenheit zu geben, Euch unter Beweis zu stellen.
Auch wenn Eure Anwesenheit ursprünglich der Auslöser für das Unheil war, das meiner Tochter widerfahren ist, habt Ihr mehr für die Rettung meiner Tochter getan, als es manch anderem erfahreneren und besser ausgebildeten Mann möglich gewesen wäre.
Deshalb habe ich beschlossen, dass Ihr als das ausgebildet werdet, was die Bestimmung für euch vorgesehen hat.
Der Mann, der Euch meinen Brief übergeben hat, wird Euch zu mir geleiten, an einen Ort, der tief in Ilshennar verborgen liegt.
Es wird Euch während Eurer Ausbildung nicht gestattet sein, eure Familie oder Freunde zu sehen. Auch werdet ihr unsere Seldi in dieser Zeit nicht sehen dürfen."


Branwirs Herz krampfte sich zusammen als er diese Zeilen las. Ob ihr Vater von seiner Beziehung zu Nadine wusste? Vielleicht war es alles nur ein abgekartetes Spiel, um einen Vorwand zu finden, sie endlich zu trennen. Er hatte sich sowieso nie vorstellen können, dass ihr Vater sie die ganzen Jahre über unbeobachtet unter den Menschen hatte wandeln lassen.

„Ich werde Nadine bei gegebener Zeit alles erklären. Sie wird selbstverständlich weiterhin beschützt werden, auch wenn Ihr in Ilshennar seid. So war es schon immer.
Wenn es wirklich immer noch Euer Wunsch ist, ein Wächter zu werden, begleitet den Mann, den ich zu Euch schickte.
Und Ihr müsst es sofort tun.
Ich weiß, dass das für Euch sehr unvorbereitet kommt, aber Ihr müsst euch entscheiden.
Ihr erhaltet dieses Angebot nur einmal von mir.

Wie auch immer Ihr Euch entscheiden werdet - ich wünsche Euch die Kraft, das Richtige zu tun."


Der Brief wurde mit der geschwungenen Unterschrift von Nadines Vater beendet. Darunter zierte das Symbol mit dem Einhorn das Papier, das Nadine stets um ihren Hals trug.

Der Überbringer der überraschenden Nachrichten stand still in einer Ecke des Raumes und wartete geduldig.
„Verdammt...", knirschte Branwir mit den Zähnen und legte den Brief zu Seite.
„Ihr wirkt nicht gerade erfreut, wenn ich das so sagen darf.", sagte der Elf mit ruhiger Stimme.
Für diese Bemerkung hätte Branwir den Elf am liebsten am Schlafittchen gepackt und ihn wie einen alten Mantel an den Kleiderhaken der Garderobe gewuchtet, aber er Bote wusste es eben nicht besser.
Wie sollte der ahnungslose Elf auch wissen, dass es Branwir in diesem Moment innerlich zerriss.
„Ich habe keine Wahl...", flüsterte Branwir.
„...es muss sein...es muss für uns sein..."
Branwir wandte sein angespanntes Gesicht dem Elf zu.
„Ich werde mit euch kommen, lasst mich nur kurz meine wichtigsten Sachen zusammensuchen."
„Ihr werdet nicht viel brauchen.", entgegnete der Elf lächelnd. „Es wird euch in Ilshennar an nichts fehlen, man wird gut für euch sorgen."
Branwir wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte und nickte nur.
Er ging hinauf in sein Zimmer und entledigte sich seiner schweren Rüstung.
„Das war ein noch kürzerer Dienst als in der Garde von Trinsic. Ich hoffe nur, dass Nadine Lady Robin alles erklären wird, wenn sie von alledem hört.", dachte Branwir als sein Blick auf das Wappen Vespers fiel, das seine Rüstung schmückte.
Bevor er mit dem Elf das Haus verließ, kritzelte Branwir noch ein paar Zeilen für seinen Vater auf ein Stück Papier, mit der Bitte, sich nicht zu sorgen und Nadine zu sagen, dass er sich bald melden würde.

Draußen standen zwei prächtige, große Pferde, die fertig gesattelt auf sie warteten.
Branwir hielt kurz inne bevor er das für ihn bestimmte Pferd bestieg und blickte zur kleinen Schmiede rüber, die er und sein Vater im Vorhof errichtet hatten.
Branwir atmete tief ein. Die Stimmen in seinem Kopf wurden wieder lauter. Er schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.
Vielleicht würden ihn die Elfen auch lehren, wie er endlich die Stimmen seiner Ahnen beherrschen kann.
Er konnte sich seine Chancen ausmalen, jemals ein Wächter zu werden, wenn er das Problem nicht in den Griff bekommen würde.
Aber es würde schon werden. Irgendwie hatte er es bisher immer geschafft.
Er wusste nur eines mit Sicherheit, während er seine Augen von der Schmiede abwandte - es war endgültig an der Zeit, den Hammer gegen das Schwert zu tauschen...
 

Nadine

Lehrling
Nadine saß noch immer im Bürgerhaus in der Taverne sie starte die meiste Zeit nur vor sich hin.
Sie lauschte dem Gespräch des Hauptmanns und dem Gouverneur von Trinsic nicht wirklich, sie vernahm das Gespräch mehr nur als ein rauschen in ihren spitzen Ohren war.Nadine hob ihren Kopf als sie Geräusche an der Tür vernahm , ihr erster Gedanke.....Branwir....sie erhob sich anmutig von ihrem Stuhl und eile zur Tür.Die zierliche Elfe spürte die Blicke des Gouverneurs und des Hauptmanns in ihren Rücken als sie so plötzlich zur Tür eilte und sie öffnete.Ihre zarten Gesichtszüge verfestigten in dem Moment der Enttäuschung als sie einen Fremden Mann vor sich sah der sich später als Sir Belenus aus dem Coy vorstellte und nicht Branwir wie sie es sich gewünscht hätte.

Sie starrte ihn an und es tat ihr leid dass sie dies tat.Die junge Elfe versuchte sich nichts anmerken zulassen und begrüßte den Fremden auf elfisch mit einem Sanyasala und deutete eine elegante Verbeugung an und gewährte dem Fremden Einlass und setzte sich wieder auf ihren Platz.
Es wurde getrunken und geredet über den Handel, die Seefahrt und bekannten Ritter aus Yew.

Die junge Seldi hatte ständig ihre zarten Finger an ihrem Amulett welches das Zeichen ihrer Familie darstellte. Sie hatte ein ungutes Gefühl in sich und sie spürte das etwas nicht stimmte.
Sie hatte gehört das Gath Farlin auch hier war und die Taverne besucht hatte.Die junge Elfe verdrängte die Gedanken daran.
Sie stand auf und ging zum Hauptmann Kjartan der sie sorgenvoll betrachtete er kannte die eigensinnige Elfe lange genug um zu merken das sie etwas bedrückte.“Ich gehe nach Hause“ sagte sie leise „und wünsche euch einen schönen Abend..“Nadine drehte sich schnell weg und verließ das Bürgerhaus.Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch und lauschte einen Moment in die Nacht hinein und ritt nach Hause.

Sie öffnete die Tür und blickte auf die sie Gesichter an der Tür, die sich anblickten und nur noch ein leises „die Seldi ist da“ von sich gaben und zurück zogen.Nadine blickte auf die Tür und sie ahnte das etwas nicht so ist wie es sein sollte, denn die beiden Gesichter waren sonst so Gesprächig und wussten immer was um Nadine herum passierte.Die junge Seldi blickte sie auffordernd an.“Los sprecht, was ist hier los?!“Ihr verheimlicht mir doch was.“dabei hatte sie ihre zarten Hände zu Fäusten geballt.Die Gesichter zeigten sich nicht mehr und Nadine atmete tief durch.Sie ging hinein legte das Cape ab und ging nach oben ins Bad um sich frisch machen. Sie wusch sich das Gesicht und betrachtete sich still im Spiegel und berührte mit den Fingerspitzen ihr Symbol um den Hals.Nadine wechselte dann vom Bad ins Schlafzimmer blickte auf das leere Bett.Die junge Elfe wendete sich ab und ging nach unten in den Garten an den Brunnen, stützte sich auf ihre Arme an den Rand und blickte in das Wasser.Es dauerte eine Weile bis sich ihr ein Bild zeigte sie hoffte Branwir zu erblicken,aber ihr Wunsch blieb unerfüllt sie sah ihren Vater , Garon der mit ihm redete und einen anderen Elfen den sie nicht kannte.Ihr Vater blickte nach einer Weile genau in ihre Richtung als wüsste er das sie ihn beobachtete.


Der jungen Elfe schossen 100 Gedanken durch den Kopf.Hatte der Dämon wieder zugeschlagen der ihr schon mal so übel mitspielte und sie beinahe durch das Namenlose Tor gegangen währe??Garon bei ihrem Vater? Wusste er etwas wo er besser nicht wissen sollte? Sollte die Drohung von Garon wahr werden das er Nadine gegen ihren Willen nach Hause holen wolle wie er es ihr schon so oft androhte?? Aber das würde er doch nicht machen, dachte sie.Er ist doch mein Mentor und in ihrer Kindheit oft Vaterersatz wenn ihre Eltern wie so oft auf Reisen waren.Er hatte Nadine sehr gerne auch wenn er es nicht so zeigte und auch sonst immer so mürrisch war.Sie spürte deutlich das ihr Vater und Garon wussten wo Branwir ist.“warum tut ihr mir das an!?!?“ rief sie und zerstörte das Bild im Brunnenwasser mit den Fingern als die Tränen über ihre Wange kullerten.Nadine ging wieder hinein und packte ein paar Sachen in eine Tasche.Sie hoffte das Branwirs Mutter eine wachsames Auge auf ihn hatte und ihn führte auf sicherem Wege.
Sie nahm noch ein Stück Pergament und schrieb an Hauptmann Kjartan einen Brief,

Sanyasala Hauptmann,

ich möchte euch unterrichten das ich nach Ilshenar reise und nicht weiß wann ich wider zurück bin.
Bitte seit auf Branwir nicht böse, es ist meine Schuld das er nicht da ist .Bitte passt auf euch und Lady Robin auf.


Gez.
Nadine Morje


Sie übergab den Brief einen Boten und verließ dann das Haus und machte sich auf nach Ilshenar um Antworten auf Ihre Fragen zu bekommen.
 

Branwir

Bürger
Der kleine Wicht

Das schützende Leder an seinem Unterarm fing den Schlag auf und dämpfte den Schmerz, trotzdem spürte Branwir, dass er wieder einen blauen Fleck davon tragen würde. Er konnte es nicht fassen. Dieser kleine Wicht hatte es nicht nur erneut geschafft, seinen Angriff zu parieren sondern war dann blitzschnell aus seinem Blickfeld entwichen, um im nächsten Moment mit der stählernen Klinge seinen Arm zu erwischen.
Branwir spürte das Gefühl aus seiner Hand entweichen und ließ sein Schwert polternd zu Boden fallen.
"Kommt Branwir...wir sind noch nicht fertig."
Der kleine Wicht schob die Spitze seines Schwertes unter Branwirs Klinge und ließ das Schwert gekonnt in die Luft wirbeln.
Branwir war gerade so in der Lage, sein Schwert aufzufangen.
Sein Arm war immer noch wie gelähmt.
Gequält blickte er den kleinen Wicht an.
"Blickt nicht so drein...seit lieber froh, dass es nur ein Übungsschwert war. Sonst hätte euer Arm neben eurem Schwert gelegen.
Der kleine Wicht hieß eigentlich Aevaril und das, was er Branwir Tag für Tag durchmachen ließ hatte recht wenig mit dem gemein, was Nadine Branwir über die Art und Weise erzählt hatte, wie Elfen kämpfen würden.
"Ihr wollt doch ein Wächter der Seldi werden, also reißt euch zusammen und kämpft weiter!"
Branwir folgte seinen Worten und brachte sich in Position.
"Wenn der kleine Wicht das noch einmal fertig bringt...", dachte Branwir zähneknirschend.
Er nannte Aevaril insgeheim "kleiner Wicht", um sich so wenigstens in seinen Gedanken für die fiesen kleinen Finten, die Aevaril in seinem Repertoire hatte, ein bisschen Genugtuung zu verschaffen.
Je nach Gemütslage wurde das Wort "kleiner" durch Wörter wie mieser oder ähnliches ergänzt.
Und das war noch das Harmloseste.
Der kleine Wicht war tatsächlich sehr klein. Seine Statur wirkte sehr gebrechlich - was natürlich eine vollkommene Fehleinschätzung war, dennoch erinnerte Aevaril Branwir manchmal an Nadine und ihre zarte Statur.
Nur hatte diese ihm niemals solche Schmerzen bei ihren gemeinsamen Übungen bereitet.
Nun war das Ziel eines jeden Übungskampfes in diesem Fall etwas anderes als damals in der Kaserne von Trinsic.
Es ging nicht mehr nur darum einen Gegner einfach kampfunfähig zu machen und das am besten so "schonend" wie möglich (Nadine hatte versucht, Branwir die Sichtweise der Elfen nahe zu bringen, nach der man den Gegner nur in der allergrößten Not umbringen soll).
Es ging hier um die Verteidigung der Seldi. Aevaril hatte da eine ganz andere Philosophie als Nadine und auch in Hinblick auf Branwirs Situation zeigte er wenig Mitgefühl.
"Hört zu, Branwir...", hatte er zum Beginn der Ausbildung zu ihm gesagt. "Ich werde euch so behandeln, als wärt ihr ein Elf. So, als wärt ihr von klein auf an auf eure Aufgabe vorbereitet worden.
Euch mag das unfair erscheinen, aber ihr habt viel nachzuholen."
Mit diesen Worten hatte er Branwir das - damals noch hölzerne - Übungsschwert gereicht.
Nach wenigen Tagen wurde das Holzschwert gegen ein stumpfes Schwert aus Stahl getauscht.

Branwir schloss kurz die Augen und versuchte das Amulett um seinen Hals zu spüren, das nun nicht mehr da war.
Auch zu den Wächter-Amuletten, wie Aevaril sie nannte, hatte dieser seine eigene Meinung.
Während Garon der Meinung gewesen war, dass die Wächter ihre Amulette zwingend bräuchten, weil sie einen Großteil ihrer Macht aus diesen schöpften, hielt Aevaril sie für überflüssigen Tant, den man sich bestenfalls für gehobene Anlässe als Beiwerk zur feinen Abendgarderobe aufbewahren konnte.
"Alles Unfug!" Hatte er dazu gesagt, als Branwir einmal gewagt hatte, auf seine Situation hinzuweisen. "Seht ihr an mir ein Amulett... irgendwas, das darauf hindeutet, dass mein Können irgendwie magisch beeinflusst wird?"
"Arroganter kleiner Wicht...", hatte Branwir am Abend nach diesem Übungstag vor sich hin gezischt, während er seine Wunden leckte. "Wie alt ist dieser verdammte Elf eigentlich? Zweihundert, Dreihundert...? Der Wicht hat doch schon mehr Kämpfe ausgefochten als alle Gardisten Vespers zusammen. Da kann er gut reden..."

Nun jedenfalls stand Branwir da.
Ohne Amulett. Dafür aber mit jeder Menge Stimmen in seinem Kopf, die unaufhörlich um seine Aufmerksamkeit buhlten.
Mittlerweile war es nur noch ein leises Murmeln, vergleichbar mit einem schmalen Gebirgsbach, der leise draußen vor dem offenen Fenster vorbei fließt - so viel hatte Branwir schon erreicht.
Trotzdem waren sie immer noch stets da und störten seine Konzentration.

"Denkt daran, was ich euch beigebracht oder zumindest versucht habe beizubringen. Denkt nicht zu viel nach. Versucht instinktiv zu handeln und verschwendet keine Kraft.
Wenn ihr einem Angriff mit mehreren Gegnern ausgesetzt seid, werdet ihr schnell an eure Grenzen kommen, wenn ihr bei jedem Schlag eure gesamte Kraft einsetzt. Außerdem ist es nicht nötig, eure Gegner in der Mitte zu spalten wie einen Baum. Ihr müsst ausdauernd und geschickt sein."
Aevaril ließ sein Schwert entspannt an der Seite hängen, als würde er gar nicht erst daran glauben, dass Branwir ihm auch nur im Ansatz gefährlich werden könnte.
Branwir indes versuchte, den Schmerz in seinem Unterarm zu ignorieren und ging langsam auf Aevaril zu, die Schwertspitze auf ihn gerichtet.
Als er dem kleinen Wicht nah genug gekommen war, holte er zum Schlag mit seinem Schwert aus.
Dieses Mal bemühte sich Branwir gar nicht erst, Aevaril zu treffen sondern wartete dessen Reaktion ab. Er kannte das Spiel schon zu genüge. Ein halbes Jahr lang hatte er sich von dem kleinen Wicht verprügeln und schlagen lassen.
Aber er hatte das nicht ohne Sinn und Verstand über sich ergehen lassen, er hatte daraus gelernt.
Er hatte sich die kleinen, kaum wahrnehmbaren Bewegungen und Andeutungen eingeprägt, die der kleine Wicht machte, bevor er sein Ziel mit blitzschnellem Tempo traf.
Aevaril reagierte wie Branwir es erwartet hatte und konterte den Angriff. Branwir wich dem Schwerthieb aus, aber nur so weit, dass das Schwert Aevarils ihn gerade noch am linken Arm streifte. Branwir jaulte auf, kam ins Straucheln und fiel ungeschickt vorn über.
Der kleine Wicht ließ sein Schwert sinken.
"Aber, aber Branwir, da habt ihr schon mehr eingesteckt, das könnt ihr doch..."
Zu mehr kam er nicht.
Branwirs Schwert erwischte ihn mit voller Wucht in der Kniekehle und während Aevaril überrascht zu Boden ging, war Branwir zu ihm vorgestoßen und begleitete den Fall des kleinen Wichts mit der Schwerzspitze an dessen Kehle.
"Wäre das kein Übungsschwert, hätte ich es euch sofort in die Kehle gestoßen..." sagte Branwir mit überzeugendem Ton zu Aevaril als dieser am Boden lag.
Der kleine Elf ließ sein Schwert aus der Hand gleiten und klatschte langsam in die Hände.
"Ich bin...angenehm überrascht. Endlich habt ihr verstanden was ich meinte. Bedauerlich ist nur, dass ihr euren Schutz dabei vernachlässigt habt und ich euch ernsthaft hätte verletzen können."
"Nun ja...das habt ihr aber nicht. Und selbst wenn...im Ernstfall hätte ich meinen linken Arm geopfert, um unsere Seldi zu schützen, hätte den Angreifer aber getötet..."

Am Abend kamen ihm seine Worte nochmals in den Sinn, als er seine blauen Flecken vor dem Spiegel betrachtete. Der alte Schwertmeister hatte ihn nicht noch einmal zum Zuge kommen lassen und ihn wieder nach Strich und Faden verprügelt.
"Ich würde noch viel mehr für dich opfern als nur meinen Arm." Er betrachte sich still im Spiegel.
"Ich tue das alles nur für dich und damit wir irgendwann wieder zusammen sein können..."
Insgeheim hoffte Branwir, Nadine würde in ihrem verzauberten Garten vor ihrem Brunnen stehen und sehen, was er gerade durchmachte. Er wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde, ihn zu hören...aber er hoffte es.
 

Branwir

Bürger
Uneins​

„Ich habe herausgefunden, weshalb ihr nicht mehr in der Lage seit, Zauber zu wirken.“

Branwir erwiderte Garons Worte mit einem bitteren Lächeln.
„Dann sprecht...spannt mich nicht länger auf die Folter als nötig."
„Nun denn..." Garon legte seine Stirn in Falten und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie ahnte Branwir, dass dem ein langer, eintöniger Monolog folgen würde.

Die Beiden passierten einen alten Baum, dessen rissige Rinde auf seltsame Weise das Abendlicht reflektierte. Die rötlichen Sonnenstrahlen trafen auf den Baum und wurden von ihm wie feine, silberne Fäden zurückgeworfen, glitzernd und funkelnd wie ein Spinnennetz im Morgentau.
Branwir hielt kurz inne und ließ dieses seltsame Schauspiel auf sich wirken.
Doch ehe sich Branwir auf dieses magische Ereignis einlassen konnte, durchbrachen Garons Worte seine Gedanken.

„Dieser Schlag auf euren Kopf hat euch nicht nur den kurzzeitigen Gedächtnisverlust beschert, sondern einem Teil eures Gehirns geschädigt, der bei euch Menschen maßgeblich dazu beiträgt, inwieweit ihr euch für eine Verbindung mit der Magie öffnen könnt und das Mana..."
„Also kurz gesagt: Weil dieser verdammte Mistkerl mir eins verpasst hat, kann ich das Zaubern entgültig vergessen!"
„So in etwa.", entgegnete Garon mit der ihm üblichen ernsten und seelenruhigen Miene, die Branwir in diesem Moment wie so häufig völlig unangemessen gefühlskalt vorkam.
Branwir war stinksauer. Er schwor sich, dass er, sollte er den Kerl, der ihm das angetan hatte, jemals in seine Finger bekommen, diesen in zwei Hälften teilen würde - ungeachtet jeglicher Eleganz, die ihm Aevaril in seinen täglichen Lektionen beibrachte.
Er wollte seiner Enttäuschung darüber, welche Möglichkeiten dieser Mörder ihm mit seiner Tat genommen hatte, freien Lauf lassen, ihn ungespitzt in den Boden rammen und ihn in dem staubigen Dreck verscharren, in dem er Branwir zum Sterben liegen gelassen hatte.
Wütend marschierte er auf der Stelle im Kreis und scharrte wie ein zorniger Stier mit seinem Stiefel im Dreck herum.
Schweigend betrachte Garon eine Weile diese Szene, bevor er erneut sprach.
„Wenn ihr dann irgendwann wieder bereit seid mir zuzuhören..."
Weiter kam er nicht.
„Wenn ich was?", schnaubte Branwir ihn an.
„Ich verstehe euch einfach nicht, Garon. Wollt ihr einfach nicht, dass ich ein Wächter werde...ist es euch deshalb sowieso egal...seid ihr deswegen so gleichgültig?"
Branwirs Augen richteten sich giftig auf das hagere Gesicht des alten Elfen.
„Ihr seht das völlig falsch."
Der Elf verzog weiterhin keine Miene.
„Für mich kam diese Erkenntnis nicht überraschend, mir fehlten nur die Beweise für meine Vermutung und nach eingehenden Untersuchungen..."
„Nach eingehenden Untersuchungen...? Garon ich habe allmählich den Eindruck, ich bin mehr ein Versuchsobjekt für euch als ein ernstzunehmender Schüler für die Position eines Wächters der Seldi...so eine Art...trauriges Beispiel für die Spezies Mensch, über die ihr eure geringschätzige Meinung mehr als häufig genug kund getan habt, ein unbeholfener Tollpatsch, der mit seinem groben Verhalten allenfalls als..."
„Branwir, ihr vergesst euch!"

Die Augen des alten Elfen blitzten kurz auf, bevor eine knappe Handbewegung Branwir stumm stehen ließ.
Branwir kannte das schon. Nadine hatte das auch schon einmal mit ihm gemacht - und es hatte ihn genauso zornig gemacht, wie in diesem Moment.
Er war unfähig auch nur zu blinzeln und stand paralysiert da - ähnlich wie der strahlende Baum. Allerdings sah Branwir dabei weit unvorteilhafter aus.
„So ist es schon besser.“ Garon baute sich vor Branwir auf und verschränkte wieder seine Arme vor der Brust. Er atmete tief ein und schüttelte langsam den Kopf.
„Branwir, ihr versteht rein gar nichts. Wenn ich wirklich wollen würde, dass ihr des Hofes verwiesen werdet, wäre das längst geschehen. Gründe hätte ich genug anzubringen gehabt."

Branwir zuckte innerlich zusammen. Wusste Garon mehr als Nadine und er gedacht hatten? Womöglich waren es seine Augen oder die anderer Späher, die ihm unterstanden, die Nadines Vaters Aussage nach immer auf Nadine gerichtet waren.
Sollte er womöglich doch ganz genau über ihre Gefühle zueinander Bescheid gewusst haben?

„Ihr seid noch hier und das alleine sollte doch Beweis genug sein, dass ich glaube, dass ihr eurer Aufgabe gewachsen seid."
Garon vergrub seine Stirn in einer theatralischen Bewegung in seinen Händen und murmelte irgendetwas.
Dann blickte er wieder auf, schüttelte energisch den Kopf und sagte nur: „Menschen."
Darauf machte er auf dem Absatz kehrt und entfernte sich.
Kurz bevor er aus Branwirs Blickfeld verschwand, drehte sich Garon nochmal zu ihm um.
„Wenn ihr euch wieder beruhigt habt, kommt zu mir."
 
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Branwir

Bürger
Der Baum​

Ein unangenehmes Kribbeln durchzog Branwirs Glieder, als er benommen vor dem silbrig glänzenden Baum saß und seine Gedanken sortierte.

Wenn Garon wirklich über ihn und Nadine Bescheid wusste, weshalb hatte er ihn nicht längst hinaus werfen lassen?
Nadine hatte immer wieder gesagt, dass Garon keine Verbindung zwischen ihnen beiden tolerieren würde.
Und was würde ihr Vater erst denken?
Oder war es etwas völlig Anderes, das Garon meinte?
Branwir war ratlos.
Langsam versuchte er aufzustehen, geriet aber ins Wanken und stützte sich sich an dem Baum neben ihm ab.

Doch als Branwir die Baumrinde berührte, geschah etwas Unerwartetes:
Branwirs dünne, bläuliche Aura, die sanft seine Hand umspielte, streckte sich den silbernen Fäden, die der Baum abstrahlte, entgegen, wurde von ihnen eingesponnen und wurde eins mit der Aura des Baumes...

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Branwir an das gleißend helle Licht gewöhnt hatte.
Er wusste nicht wo er war.
Mit zusammengekniffenen Augen suchte er nach etwas Vertrautem.
Aber da war nichts, das ihm bekannt vorkam. Einfach nur helles, weißes Licht.
Ein Blick an sich herab machte Branwir nicht gerade ruhiger.
Er konnte seinen Körper nicht sehen. Da war einfach gar nichts.
Panik machte sich in ihm breit.
Was war geschehen? War er gestorben? War das etwa das sagenumwobene helle Licht am Ende des Tunnels...?

Eine halbe Ewigkeit später bemerkte Branwir, wie etwas vor ihm aus dem Licht näher kam - oder zumindest war es das, was Branwir als "vor sich" interpretierte. So richtig sicher war er sich nicht.
Er war sich immer noch nicht im Klaren darüber, ob er stand, lag oder in welcher sonstigen Position er sich befand.
Noch befremdlicher war, dass er rein gar nichts spürte. Er fühlte sich unbehaglich, was seinen inneren Zustand widerspiegelte, aber er fühlte seinen Körper nicht. Keine Wärme oder Kälte, keinen Schmerz oder sonst ein Signal seiner körperlichen Gestalt.
Angespannt wartete er darauf, dass das Bild vor ihm klarer wurde.
Aber das wurde es nicht.
Stattdessen meinte er etwas zu hören.
Gebannt lauschte er in das Licht hinein.
Und tatsächlich.
Nach einer Weile hörte er etwas - ein leises, sanftes Flüstern.
Angestrengt versuchte er, die Worte zu verstehen, aber alles, was er lediglich erahnen konnte, waren Wortfetzen.

„Fürchte...einfach...zu...”

Dann begriff Branwir plötzlich und vollendete den Satz mit seinen eigenen Worten: „Fürchte dich nicht, lass es einfach zu.“
Es waren die Worte seiner verstorbenen Mutter, die Branwir schon einmal gehört hatte, als ihm Garon geholfen hatte, seine Verbindung zu den Ahnen zu fokussieren.
Branwir wusste nicht recht, was er in diesem Moment empfinden sollte.
War er wirklich tot, war er bei den Ahnen? Und wenn dem so war, warum konnte er sie immer noch nicht sehen?

Plötzlich vernahm er eine weitere Stimme, die aber wesentlich deutlicher zu verstehen war und langsam lauter wurde.

„Branwir, was macht ihr denn?"
Die Stimme wurde fordernder.
„Auf mit euch, wir haben zu arbeiten!"

Plötzlich spürte Branwir seinen Körper wieder - oder zumindest seinen rechten Arm - und mit ihm einen starken Ruck.
Branwir blinzelte Garon an, der über ihn gebeugt stand und an seinem Arm zog.
„Menschen...breit und groß wie mächtige Eichen, aber fallen gleich um, wenn sie ein Paralyse-Zauber trifft!“
Branwir schluckte trocken und schwieg.
Nachdem Garon ihm aufgeholfen hatte, wandte sich Branwir dem Baum zu.
Dann blickte er auf seine Hand.
Alles schien so wie vorher.

„Was bei den Göttern war das?", murmelte Branwir.
„Jetzt stellt euch nicht so an. So stark war der Zauber nun auch wieder nicht."
Branwir blickte Garon fragend an, dann wieder den Baum.
„Achso...ihr meint.“
Offensichtlich war Garon wieder zurückgekehrt, nachdem Branwir ihm nicht gefolgt war und hatte den vermeintlich zusammengebrochen Mann vor dem Baum gefunden.
„Wollt ihr jetzt mit mir kommen und weiter an euch arbeiten oder weiter in Selbstmitleid zerfließen...?"
So langsam verstand Branwir, dass das Eine gar nichts mit dem Anderen zu tun hatte und dass Garon gar nicht mitbekommen hatte, was mit ihm geschehen war.

Während er dem alten Elf in seine Arbeitsräume folgte, und Garon sich immer noch lautstark darüber wunderte, dass ein etwas stärkerer Paralyse-Zauber einen kräftigen Mann wie Branwir so lange außer Gefecht zu setzen vermochte, beschloss Branwir, dem geheimnisvollen Baum so schnell wie möglich wieder einen Besuch abzustatten.
 
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