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Hammer und Schwert

Branwir

Bürger
Eine Frage der Entscheidung

Laute Hammerschläge durchbrachen die Stille dieses sonst ruhigen Sommerabends.
Der Abendhimmel erleuchtete in glühendem Rot über der Esse in der großen Schmiede Britains.

"Gut, gut". Pembroke nickte zufrieden. "Du wirst immer besser. Nicht mehr lange und du kannst dein Meisterstück anfertigen.“
Branwir legte den schweren Hammer beiseite, mit dem er zuvor das glühende Stück Stahl vor sich bearbeitet hatte und tauchte dieses zischend in einen Bottich mit Wasser.
"Du weißt, dass der Weg bis dahin noch lang und steinig ist", brummte er.
Pembroke schüttelte mit einem Lächeln den Kopf.
"Ich sehe das anders. Die Kundschaft schätzt deine Arbeiten. Du bist der beste Geselle, den sich Meister Bryce wünschen kann und du hast schon viel mehr deiner Arbeiten nebenbei veräußern können, als die anderen Gesellen oder ich in deinem Alter zusammen.
Es stellt sich daher vielmehr die Frage, wo du in Zukunft deine Fähigkeiten einsetzen wirst.
Pembroke legte seine Hand auf Branwirs Schulter und runzelte die Sirn.
„Hast du über mein Angebot nachgedacht?"

Pembroke hatte ihm zwei Tage zuvor einen Vorschlag gemacht.
Er wollte Branwir weiterhin unterstützen, so dass er innerhalb des nächsten Jahres seine Meisterprüfung würde ablegen können.
Pembroke hoffte immer noch, dass Meister Bryce, der Besitzer der Schmiede, Branwir die Möglichkeit bieten würde, später seinen Platz einzunehmen.
Der alte Meister war mittlerweile in die Jahre gekommen und hatte mittlerweile das eine oder andere körperliche Leiden durch die jahrelange schwere Arbeit.
Pembroke selbst hatte trotz seines Alters nie seinen Meistertitel erworben.
Letztlich lag das auch an Branwir.
Seine Eltern, deren Freund Pembroke gewesen war, waren vor einigen Jahren gestorben und hatten der Welt nichts anderes als ihren Sohn hinterlassen. Wie zu damaliger üblich, hätte man Branwir in das erstbeste Waisenhaus gebracht, was der alte Pembroke verhindern wollte.
Er war zu diesem Zeitpunkt mit Anfang dreißig schon der älteste Geselle in der Schmiede und hatte viele Jahre mühsam jede Goldmünzen zusammengekratzt, um eines Tages die Prüfung zu seinem Meistertitel ablegen zu können.
Als er Branwir vor dem Waisenhaus rettete, opferte er eben dieses Gold, um Branwir bei sich aufnehmen zu können.
Pembrokes Frau Anya war schon einige Jahre zuvor verstorben und hatte ihn kinderlos zurückgelassen.
So kam es, dass Pembroke Branwir wie seinen eigenen Sohn großzogen hatte und nun hoffte, dass wenigstens er einen bessern Werdegang in der Schmiede vor sich haben würde als er selbst.

Pembroke hakte noch einmal nach.
"Nun, hast du dich schon entschieden?"
Branwir schaute bedrückt zu Boden.
"Ich weiß, du möchtest, dass ich hier bei dir bleibe...", erwiderte Branwir zögernd.
Der alte Mann seufzte. "Mein Junge...du weißt, dass ich immer der Ansicht gewesen war, dass du deinem Vater sehr ähnlich bist, der trotz seines kläglichen Lohnes, dem ihm seine Arbeit einbrachte, immer glücklich war, durch sie die Länder bereisen und andere Sitten und Gebräuche kennenlernen zu können. Du hast seit deiner Wanderschaft, insbesondere nachdem du die Stadt der Elfen gesehen hast, kaum von etwas anderem gesprochen, als von anderen Städten und von den Menschen, Elfen und anderen Lebewesen die du dort kennengelernt hast..."
"Und nicht zu vergessen, den vielen unzähligen Möglichkeiten, die sich einem Schmied eröffnen, wenn er nur bereit ist, sich für andere Techniken zu öffen", warf Branwir ein.
Er deutete dabei mit einem Nicken zur Wand der Schmiede, wo die meist gewöhnlichen Waffen hingen, die gemeinhin in der großen Schmiede hergestellt wurden.
"Eben nur gewöhnlich...“, dachte er bei sich.
Obwohl seine Begeisterung für die Ferne wieder aufgeflammt war, erlosch sie doch schnell wieder, als er in das Gesicht seines Ziehvaters blickte.
Hatte dieser doch seine gesamte Zukunft für ihn einst geopfert.
"Aber, aber...", Pembrokes klopfte ihm versöhnlich auf die Schulter. "Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Ich habe nie bereut, dass mir der Meistertitel nicht vergönnt war und es hat mich stattdessen immer sehr mit Stolz erfüllt, was meine Erziehung aus dir gemacht hat - einen neugierigen, weltoffenen, stolzen und verantwortungsvollen Mann, mit mehr Talent, als ich es jemals hatte."
"Ich danke dir sehr für deine Worte."
Branwir legte seine kräftige Hand auf die Schulter des alten Mannes und blickte ihm gerührt in die Augen.

"Nun gut...nachdem wir das nun endgültig geklärt haben, kommen wir wieder zu meiner ursprünglichen Frage: wo gedenkst du als nächstes hinzugehen?"
Branwir wandte seinen Blick ab und schaute hinüber zur Standgrenze. "Hm...ich habe gehört, dass es in letzter Zeit im Einflussbereich der Stadt Trinsic, genauer gesagt in Cove, massive Probleme mit Piraten gab. Auf den Strassen erzählt man sich sogar, dass ein Großteil der Bevölkerung getötet oder verschleppt wurde.
Womöglich könnten meine Fähigkeiten als Schmied für Trinsic hilfreich sein.
Wie du weißt, habe ich bereits während meiner Wanderschaft für einige Wochen in Trinsic gearbeitet. Ich hoffe, dass der alte Dwight sich dazu bereit erklärt, mich wieder für einige Zeit bei sich aufzunehmen."
Trinsic verstand sich als moderne Stadt und Branwir erhoffte sich, hier einen neuen, besseren Weg einschlagen zu können.

Penbroke nickte. "Das ist eine gute Entscheidung."
Er fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch seinen Bart und schien über etwas nachzugrübeln.
"Weißt du, der alte Bryce ist mir noch etwas schuldig. Ich werde ihn bitten, ein Empfehlungsschreiben für dich aufzusetzen. Das wird dir in Trinsic sicher weiterhelfen."
 
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Branwir

Bürger
Abschied

Eine Woche später stand Branwir an der großen Brücke zur großen Haupstadt des Landes.
Neben ihm stand der alte Hasel, der treue Wallach seines Ziehvaters. Der alte Gaul war, wie Pembroke selbst, schon sehr in die Jahre gekommen, aber konnte noch den einen oder anderen Erzklumpen wegschaffen.
Dieses Mal war Hasel stattdessen mit Branwirs Habseligkeiten beladen und stand gelangweilt auf einer Möhre kauend an seiner Seite.
Branwir blickte hinab auf das Wasser, das sich langsam seinen Weg durch die Stadt bahnte und dachte über vergangene Tage nach.
Er würde seinen Ziehvater und auch die grosse Stadt sicher bald schon vermissen.
"Es muss so sein", murmelte er vor sich hin.

Während Branwir so da stand und über seine bevorstehende Reise nachdachte, kam Pembroke um die Ecke und wedelte mit einer Schriftrolle in der Luft.
„Hier ist dein Empfehlungsschreiben...und ich soll dir alles Gute vom alten Bryce ausrichten.“
Er drückte Branwir das Schreiben in die Hand.
„Ich danke dir.“
„So...nun kommt wohl der Moment, an dem es heißt, Abschied zu nehmen.“
Der alte Mann drückte seinen Ziehsohn an sich.
„Vergiss nicht, mir zu schreiben, wenn du in Trinsic angekommen bist.
Die Händler werden noch zwei Tage in Trinsic verweilen. Du kannst ihnen daher deinen Brief vor ihrem Rückweg mitgeben.“

Branwir hatte sich dazu entschieden, sich einer Reisegruppe anzuschließen, die er am Hauptweg nach Trinsic treffen sollte. Alleine mit einem alten Packpferd durch die Lande zu reisen, wäre zu gefährlich gewesen und außerdem erhoffte er sich, durch die Händler den einen oder anderen Kontakt in Trinsic knüpfen zu können.

„Das werde ich machen“, antwortete er. Er drückte seinen Ziehvater noch einmal herzlich an sich.
„Und du lass dich nicht zu sehr vom alten Bryce durch die Gegend schicken. Deine Knochen sind auch nicht mehr...“
Pembroke winkte ab. „Ja, ja, mach dir um mich keine Sorgen. Und nun sieh zu, dass du den Anschluss an deine Reisegesellschaft nicht verpasst.“
 

Branwir

Bürger
Auseinandersetzung

"Meint ihr nicht...", murmelte Branwir.
"Nein, Himmeldonnerwetter noch mal - ich meine nicht! Und nein, ich möchte nicht und überhaup...t!", untermauerte der alte Dwight mit einem Faustschlag auf seinen Schreibtisch.
Er war der unverschämten Ratschläge seines neuen Gesellen überdrüssig geworden.
"Nein, ich möchte meine Waffen nicht zu einem vergünstigten Preis an die Garde abgeben und ich wiederhole es noch ein letztes Mal für euch...", sein Gesicht war rot angeschwollen wie eine überrreife Tomate. "Ich werde auch sonst nichts, aber auch gar nichts zu dieser verdammten Piratenkrise beitragen.
Und wenn die Gouverneurin höchstpersönlich in mein Büro hereinspaziert kommt! Solange dieses Pack nicht in unseren Gewässern herumschippert, interessiert mich diese Angelegenheit nicht. Und wenn ihr nicht aufhört, mir mit euren törichten Gedanken weiter auf die Nerven zu gehen, solltet ihr besser eure Siebensachen packen!"

Der alte Mann war in diesen Angelegenheiten umbarmherzig prakmatisch - wenn es nicht der Befüllung seines kleinen Kästchens auf seinem Schreibtisch diente, sollte man ihm mit politischen Krisen, Auseinandersetzungen und ähnlichen "störenden" Dingen verschonen.

"Wenn ihr unbedingt etwas bewirken wollt, warum geht ihr nicht zur Garde und verdingt euch dort als Schmied?
Wenn es euch so sehr danach gelüstet, Erfahrungen zu sammeln und etwas Gutes zu tun, dann zieht doch in den Krieg mit diesen...", er winkte ab.
"Aber dazu habt ihr wahrscheinlich nicht den Schneid! Solange ihr jedenfalls bei mir in Lohn und Brot steht, verschont mich mit euren Vorstellungen von Anstand und Gerechtigkeit!"
"Ihr meint wirklich, die Garde hätte für mich Verwendung?", Branwir erschien der Gedanke mehr als abwegig.
"Bah, Junge - ist es das, was ihr wirklich wollt - Tag für Tag verschlissene Schwerter und Rüstungen ausbessern und dabei sehen, dass ihr selber nicht augespießt werdet?", brummte sein Meister. Dennoch schien sich der alte Mann allmählich wieder zu beruhigen.
"Branwir, ihr seit ein guter Geselle. Das ward ihr vor zwei Jahren und seid es jetzt umso mehr. Deshalb habe ich euch auch erneut bei mir aufgenommen. Trotzdem sage ich es euch heute zum letzten Mal...wenn ihr meint, zu Heldentaten auserkoren zu sein, bitte geht.
Ansonsten...", er wies mit seinem Zeigefinger auf den Amboß in der Ecke der Schmiede.
Dort ist euer Platz!".
Dwight setze sich, begleitet von einem mehr als theatralisch klingenden Seufzer, auf seinen Stuhl nieder, rückte einige Dokumente zurecht und widmete sich seinem täglichen Geschäft.
Branwir beobachtete seinen Meister einen kurzen Moment, holte tief Luft und bewegte sich langsam in Richtung Amboß.
Auf halbem Weg blieb er abrupt stehen, wandte sich wieder um und marschierte schnurstracks nach draußen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Dwight schaute kurz von seinen Dokumenten hoch und schaute ihm nach. Ein knappes Lächeln huschte über sein Gesicht.
"Diese Jungen von heute...", murmelte er.
 

Branwir

Bürger
Musterung​

Branwir betrachtete mit zusammengekniffenen Augen das große Bauwerk am Eingang der Stadt.
Die Sonne stand niedrig am Himmel und erschwerte seinen Blick auf die Wache, die am Eingang postiert war.

Er schritt mit dem alten Hasel über die Strasse, der ein weiteres Mal alle Habseligkeiten Branwirs auf dem Rücken trug.
"Hier...schön ruhig bleiben." Er gab dem Pferd einen Apfel und strich über seine Nase.
Dann näherte er sich langsam der Wache und blieb überrascht einige Schritte von ihr stehen. Er hatte nicht erwartet, eine Elfin als Wachposten vorzufinden.
Ihm schossen verschieden Bilder aus der Elfenstadt durch den Kopf, die er während seiner Wanderschaft besucht hatte.
Er mochte Elfen - ihr Aussehen, ihre Art sich zu bewegen und natürlich ihre Kunstfertigkeiten im Waffenschmieden.
"Kann ich euch helfen?" Die junge Elfin (jedenfalls hielt er sie für jung, aber bei Elfen kann man das ja nie so genau wissen) holte ihn wieder in die Gegenwart zurück.
"Seid gegrüßt", erwiderte er höflich. Er überlegte kurz, wie er sein Anliegen vorbringen sollte. Die Anwesenheit der jugen Elfin hatte ihn komplett durcheinader gebracht.
"Seid ebenfalls gegrüßt. Nun, was möchtet ihr?"
"Ich komme vom alten Meister Dwight. Er lässt euch fragen, ob ihr Unterstützung im Kampf gegen die Piraten benötigt", sprudelte es aus Branwir geradewegs heraus. Er biss sich im nächsten Moment auf die Lippen. War es doch gerade das, was der alte Dwight nun überhaupt niemals fragen würde.
Branwir fügte hinzu: "Ich bin seit kurzem Geselle in seinem Dienst und er könnte euch meine Arbeitskraft für einige Zeit...hm...borgen...", Branwir fühlte eine Enge in seinem Hals.
Die Wache musterte ihn von oben bis unten.
"Habt ihr überhaupt Erfahrungen im Kampf?"
"Nun...ähm...", stammelte Branwir. "Ich habe schon das eine oder andere Mal ein Schwert geschwungen, aber nicht direkt im Kampf..."
"Na...verteidigen können werden ihr euch wohl können." Sie musterte seinen vom Schmieden gestählten Körper, schien aber nicht vollends überzeugt.
"Habt ihr denn Erfahrungen mit Schiffen?"
"Wie meint ihr...mit Schiffen?"
"Dem Herstellen von Kanonenkugeln vielleicht...? Wir kämpfen gegen Piraten, wie ihr selber festgestellt habt.", sie blickte ihn scharf an und er verspürte den innerlichen Drang, diese Farce zu beenden und auf der Stelle umzukehren.
"Ich fürchte, dass mir auf diesem Gebiet die Erfahrung fehlt, aber ich kann alle üblichen Arten von Waffen und Rüstungen schmieden", versuchte er die Situation zu retten.
"Vielleicht finden wir Verwendung für euch." Sie blickte ihn freundlich an und er wusste nicht recht, ob sie es nur aus Höflichkeit oder wirklich ernst meinte.
"Aber entscheiden kann ich das nicht", fügte sie hinzu.
"Wer kann darüber entscheiden?"
"Der Hauptmann wird...", begann die Gardistin.
"Kann ich helfen?" Ein Mann in Uniform kam raschen Schrittes auf Branwir und die junge Frau zu.
"Oh, der Hauptmann, wenn man vom...", murmelte die Gardistin, salutierte überrascht und begann zu erklären.
"Dies ist...wie war noch euer Name?"
"Branwir."
"Er ist Schmied und möchte gerne der Garde beitreten, als Unterstützung im Kampf gegen die Piraten."
Hautmann Kjartan musterte Branwir kritisch. "Und wie kommt ihr darauf, dass wir für euch Verwendung haben?"
Branwir spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinab lief.
"Ich arbeite als Geselle bei Meister Dwight..."
"Ihr meint den Schmied im Norden der Stadt"
Branwir nickte. "Ja, richtig. Ich stehe kurz davor meine Meisterprüfung zu machen und er ist der Meinung, dass euch meine Dienste von Nutzem sein können.

Branwir versuchte seine Anspannung zu verbergen. Er konnte nur hoffen, dass der Hauptmann nicht auf die Idee kommen würde, dem alten Dwight in nächster Zeit einen Besuch abzustatten.
Auch wenn er Branwir überhaupt erst dazu gebracht hatte, sich bei der Garde vorzustellen, hatte Branwirs restliche Geschichte doch einen sehr dünnen Wahrheitsgehalt.

"Für einen guten Schmied hätten wir noch Verwendung. Habt ihr etwas dabei, was mir einen Eindruck von euren Fähigkeiten vermittelt?", fragte Kjartan.
"Leider nein, aber ich könnte etwas aus der Schmiede holen. Was genau schwebt euch denn vor...?"
"Ein nettes Messer wäre etwas für den Anfang", schlug die junge Gardistin vor.
Branwir wandte sich ihr zu und kratze sich irritiert an der Stirn.
"Ein nettes Messer...?", er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Na...vielleicht später." Sie schmunzelte kurz, versuchte aber dem Hauptmann gegenüber ernst zu bleiben.
Der Hauptmann meldete sich wieder zu Wort.
"Ich möchte, dass ihr mir ein Schwert und einen Helm zeigt. Das verschafft mir einen Überblick über beide Bereiche, die für uns von Belang sind."
Branwir nickte.
"Sehr wohl Herr Hauptmann. Wie ihr wünscht. Ich werde in einer Stunde wieder zurück sein und euch beides vorlegen."
Branwir verbeugte sich höflich. "Ich danke euch für euer Vetrauen."
Hauptmann Kjartan nickte kurz zum Abschied und verschwand mit einer weiteren Person, die sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte, in dem großen Gebäude.
"Habt ebenso Dank für eure Hilfe", warf Branwir der jungen Elfin zu, bevor er sich seinem alten Packpferd zuwandte.
Hasel stand in entspannter Haltung dort, wo ihn Branwir zurückgelassen hatte.
Branwir nahm den Zügel, während er noch darüber nachgrübelte, wie er bloß zwei Stücke seiner Arbeit aus der Schmiede "borgen" sollte...
 
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Branwir

Bürger
Aufnahme

"Herr Hauptmann?" Branwir stand in einem großen Raum, der eher zweckmäßig als dekorativ eingerichtet war.
"Wie man sich das Leben in der Garde vorstellt", dachte er bei sich.

Hauptmann Kjartan blickte zu ihm herüber.
Er stand an einem großen Tisch über allerlei Kartenmaterial gebäugt.
Im gegenüber stand eine junge Elfin, die, wie Branwir erkannte, schon beim ersten Treffen mit dem Hauptmann im Hintergrund gestanden hatte und auch jetzt nicht weiter Notiz von ihm zu nehmen schien.

Kjartan winkte Branwir zu sich rüber.
"Herr Hauptmann...", Branwir öffnete einen großen Beutel, den er quer über dem Rücken trug. "Ich habe hier die von euch gewünschten Stücke."
Branwir reichte dem Hauptmann zwei Gegenstände, ein Langschwert und einen Helm.
Beide Teile sahen auf den ersten Blick zwar schlicht aus, aber ein geübtes Auge konnte erkennen, dass es sich um die Arbeiten eines begabten Schmiedes handelte.
Hauptmann Kjartan nahm zuerst dann Schwert in die Hand, führte es einige Male durch die Luft, balancierte es auf der Hand aus und fuhr prüfend mit den Fingern über die Schneide.
"Eine sehr gute Arbeit", nickte er anerkennend.
Er legte das Schwert beiseite und prüfte als nächstes den Helm, ließ das Visier auf und zu klappen und legte ihn vor sich auf den Tisch.
"Was meint ihr?" Er blickte der zu der jungen Elfin rüber und deutete auf den Helm.
Sie nahm den Helm hoch und prüfte ihn von allen Seiten, stellte ihn wieder ab und nickte knapp.
"Ich denke, dass wir für euch Verwendung haben, Branwir." Der Hauptmann reichte ihm den Helm und das Schwert zurück.
Branwir schüttelte den Kopf und schob ihm beide beide Sachen lächelnd zu.
"Nein, nein, behaltet es bitte als Zeichen meiner Dankbarkeit."
"Zu gütig." Der Hauptmann legte beides zur Seite.
"Ah...ich vergaß völlig", Branwir öffnete noch einmal den großen Beutel und griff suchend hienein.
"Hier ist noch das nette Messer für die junge Dame." Er reichte Kjartan lächelnd einen zierlichen, aber sehr spitzen und scharfen Dolch.
Der Hauptmann lachte, gab Branwir den Dolch aber gleich wieder zurück.
"Nein, nein. Das gebt ihr der Dame lieber selbst. Ihr Name ist übrigens Ailynn."
"Wie ihr meint, Hauptmann." Branwir steckte den Dolch schmunzelnd wieder ein.

"Branwir, eine wichtige Frage habe ich noch", der Hauptmann blickte ihn prüfend an.
"Woher kommt ihr - seid ihr ein Einwohner der Stadt Trinsic?"
"Nein, ich komme aus Britain."
"Wollt ihr Einwohner Britains bleiben?"
"Ich...ich würde gerne ein Einwohner der Stadt Trinsic werden".
"Dann geht bitte zur Gouverneurin und tragt iht euer Anliegen vor. Ihr findet sie am Hafen".
Der Hauptmann zog eine Karte der Stadt hervor und setze seinen Zeigefinger auf die entsprechende Stelle auf der Karte.
"Außerdem möchte ich, dass ihr euch morgen im Laufe des Tages hier einfindet, damit euch jemand in eure zukünftige Arbeit einweisen kann", fuhr er fort.
"Das werde ich Herr Hauptmann. Ich danke euch für alles. Auf bald!"
"Auf bald, Branwir." Kjartan wandte sich wieder seiner Arbeit zu und setzte sein Gespräch mit der jungen Elfin fort.

Branwir verließ den Raum und fühlte, wie eine schwere Last von seinen Schultern fiel.
 
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Branwir

Bürger
Ein neues Zuhause​

"Nadine, bitte zeigt Schmied Branwir seine Unterkunft."

Die junge Elfin nickte und geleitete Branwir nach draußen. Es war heute gut für ihn gelaufen. Nachem er sich beim alten Dwight durch seinen Beitritt zur Garde nicht mehr blicken lassen konnte, hatte Branwir auf einen Schlag seine Bleibe in Trinsic verloren.
Nachdem er Hauptmann Kjartan seine Situation geschildert hatte, wurde im eine Unterkunft von der Garde zugewiesen, zu der er nun mit der jungen Adjudantin unterwegs war.

Auf ihrem Weg zur Herberge beobachtete Branwir seine Vorgesetze von der Seite, wie sie raschen Schrittes neben ihm herlief.
Da war es wieder - dieser geschmeidige Gang, die Leichtfüßigkeit, diese...er vermochte nicht, die richtigen Worte zu finden. Es gab da noch etwas anderes, das ihm bereits bei früheren Begegnungen mit anderen Elfen aufgefallen war. Es konnte es sich nicht erklären, aber er fühlte etwas wie eine Art Aura, wenn er sich Elfen näherte.
Das letzte Mal hatte er diese Gefühl gespürt, als er seinem früheren elfischen Meister gegenüber gestanden hatte.

Zu dieser Zeit war er nicht allein durch die Länder gereist, sondern hatte einen weiteren Gesellen als Begleitung.
Der junge Samuel war ein aufgeweckter junger Mann gewesen, mit dem er sich gut verstanden und den einen oder anderen Abend in der Schenke beendet hatte.
Er konnte sich noch gut an dessen Worte erinnern, als er ihm von seinen Gefühlen, die er in der Gegenwart mancher Elfen spürte, erzählt hatte.
"Ihr seid zu lange unter den Spitzohren gewesen mein lieber Freund. Sicherlich haben sie ihre Vorzüge...." Er hatte an dieser Stelle seine Zähne gebleckt und auf eine äußerst attraktive Elfin am Nebentisch geschielt. "Trotzdem spüre ich bei ihnen keine magischen Schwingungen oder was ihr sonst zu fühlen meint."
Nachdem diesem weniger motivierendem Gespräch hatte Branwir es dabei belassen und sich auch zukünftig niemandem mehr von seinen Eindrücken erzählt - selbst seinem Ziehvater nicht.

Branwir und die Adjudantin nähertem sich der Herberge.
"Ihr könnt euer Pferd dort unterstellen", meinte die zierliche Elfin und deutete auf die Stallungen neben der Herberge. Während sie noch die Worte sprach, kam bereits ein kleiner Junge herbeigestürmt.
"Wartet Meister, ich nehme euch euer Lasttier ab", brabbelte der Kleine und stellte sich mit ausgestrecktem Arm erwartungsvoll vor Branwir auf.
Branwir schmunzelte, gab dem Jungen die Zügel und drückte ihm noch zwei Kupferstücke in die Hand.
"He...Junge...warte noch." Er schob dem alten Hasel einen Apfel zwischen die Zähne und gab im einen freundschaftlichen Klapps.
Anschließend wandte er sich Nadine zu, die schon wieder leichtfüßigen Schrittes in Richtung Eingang der Gaststätte unterwegs war.

Die Räumlichkeiten, in die sie ihn führte, waren einfach und schlicht - eben das, was man sich für seinen Sold überhaupt leisten konnte.
"Hier ist euer Zimmer", sie öffnete mit einem Ruck die knarzende Tür, die den Blick auf einen sehr kleinen, spärlich eingerichteten Raum freigab.
"Hm...gemütlich..." Branwir machte einen großen Schritt an Nadine vorbei und betrat das Zimmer.
"Es ist nur eine einfache Bleibe."
"Ich bin weitaus schlechteres gewohnt", murmelte Branwir.
Er verbeugte sich höflich vor der Adjudantin.
"Vielen Dank für alles...ich wünsche euch eine angenehme Nacht."
"Das wünsche ich euch auch", erwiderte sie und verließ die Herberge.
 

Branwir

Bürger
Bilder​

Ein Lichtstrahl durchbrach die Dunkelheit.
Branwir rieb sich die Augen und versuchte, in die Richtung zu gehen, aus der er den Lichtschein vermutete.
Wie von selbst, seine Beine schienen sich gar nicht zu bewegen, näherte er sich der Lichtquelle.
Mit einem lauten Krachen stand er plötzlich inmitten eines großen, von rötlichem Schimmer durchfluteten Raum.
Es war die ihm bekannte alte Elfenschmiede.
Branwir rieb sich die Augen, blickte verblüfft auf seinen damaligen Meister, der mit energischen Hieben eine Klinge bearbeitete.
Der Körper des Schmiedes war in ein helles Licht gehüllt.
Wie von einem magischen Seil gezogen, glitt Branwir durch den Raum und kam vor dem erleuchteten Elf zum stehen.
Er streckte seine Hand aus und versuchte, das leuchtende Feld zu berühren.
Seine Fingerkuppen wurden eins mit der hellen Aura.
Da war es wieder dieses Gefühl.
"Branwir..." die mandelförmigen Augen des Elfenschmiedes blickten ihn durchdringend an. "Wenn ihr überhaupt verstehen wollt, was unseren Waffen ihre Macht verleiht, müsst ihr unser Wesen verstehen lernen."
Der Schmied widmete sich wieder seiner Arbeit und schien nicht weiter von Branwir Notiz zu nehmen.

Wieder das Krachen eines Hammerschlages. Dunkelheit.

Branwir öffnete die Augen und blickte auf etwas, dass...er versuchte zu deuten, was sich vor seinen Augen befand.
Das Bild war undeutlich und verschwommen. Allmählich wurde das Bild klarer und er sah links und rechts von seinem Blickfeld einen kleinen Vorhang, der in der Mitte durch eine kleine blaue Schleife zusammengehalten wurde.
Er fühlte eine wohlige Wärme, die durch seinen ganzen Körper strömte, eine Geborgenheit, wie er sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte.
Hinter dem Vorhang war Holz zu sehen.
"Eine Decke...?" Dachte Branwir.
Er überlegte, ob er womöglich lag und versuchte einen Anhaltspunkt dafür zu finden.
Merkwürdigerweise konnte er seinen Kopf nicht bewegen und so erschien es ihm nach einer Weile sinnlos und ermüdend.
Seine Gedanken wurden von einem Schatten gestört, der sich langsam und vorsichtig näherte.
Aus dem Schatten wurde ein Gesicht, das Gesicht einer zierlichen Elfin, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
Er konnte nicht sagen, wie alt die Frau war, die sich langsam über ihn beugte und ihn liebevoll ablickte.
Er spürte wieder diese wohlige Wärme und versuchte, sich mehr auf das Gesicht der Elfin zu konzentrieren.
Dann sah er, wie sich von links eine feingliedrige Hand näherte.
Die Hand, er wusste nicht, ob sie der fremden Elfin gehörte, hielt etwas silbrig glänzendes.
Er vernahm eine leise, fast singende Stimme als die Hand das glänzende Etwas über die blaue Schleife vor ihm hing.
"Sil enem" oder vielleicht "Sil arnim"...er konnte es nicht genau verstehen.
Wieder das laute Krachen.

Branwir setzte sich in seinem Bett auf. Er spürte immer noch einen Rest der angenehmen Wärme, die langsam aus seinem Körper glitt.
Er schüttelte schlaftrunken den Kopf, erhob sich und stolperte im Dunkeln durch den kleinen Raum. Er schob den dunklen Fetzen Stoff beiseite, der dem kleinen Fenster als Gardine diente und blickte in die Nacht hinaus.
Es war kalt, die schützende Wärme war entgültig aus seinem Körper entwichen.
Seine Lippen zitterten als er mit belegter Stimme zu sich selber flüsterte: "Was um alles in der Welt war denn das?"
 

Branwir

Bürger
Gedanken​

Es war noch früh am Morgen, als Branwir an seinem Tisch saß, den Kopf zwischen beide Hände gestützt.
Sein Schädel fühlte sich an, als hätte ein anderer Schmied seinen Kopf irrtümlich als Arbeitsmaterial missbraucht.

Branwir hatte in der Nacht wieder diesen sonderbaren Traum gehabt, wieder dieselben Bilder, wieder dieselben Worte, wieder und immer wieder.
"So kann das nicht weitergehen...ich glaube ich werde verrückt", brummte er vor sich hin.

Die Ereignisse der letzten Tage hatten sich zudem ziemlich überschlagen.
Angefangen hatte es mit den Gesprächen mit seiner Vorgesetzen, der jungen Elfin Nadine.
Jung war in diesem Fall allerdings sehr relativ. Sie hatte ihm gesagt, wie alt sie in Wirklichkeit war, nicht in Menschen- sondern Elfenjahren, was ihn sehr schnell in die Realität zurückholte.
Eine Realität, in der Menschen und Elfen sich immer noch fremd gegenüber standen und scheinbar in zwei parallel existierenden, aber vollkommen unterschiedlichen Welten lebten.
Es konnte sich an unzählige Situationen erinnern, an denen Nadine ihm mit ungläubigen Blicken etwas gesagt hatte wie: " Ihr seid so seltsam, Branwir" oder "ich verstehe nicht, was ihr meint". Im Übrigen ging es ihm nicht anderes mit ihrer sonderbaren Art.
Branwir dachte an die Worte seines Meisters aus dem Traum: "...müsst ihr unser Wesen verstehen lernen."
Eben das hatte Branwir mit seinen Fragen bezweckt. Er hatte Nadine mit seiner Fragerei fast bis zur Verzweiflung gebracht, bis sie ihm endlich die erhofften Antworten geliefert hatte.

Branwir drückte beide Hände fest an seine Schläfen, in der Hoffnung, dass die Schmerzen irgendwann auch wieder aufhören würden.
Er musste sich wieder an das Gespräch des vorherigen Tages erinnern.

"Nadine", hatte er sie angeflleht "ich muss es wissen, bitte sagt mir, wie ihr es sehen könnt!"
Nadine war daraufhin aufgestanden und hatte sich ihm für weitere Fragen verschlossen.
"Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich euch mit meinen Fragen zu nahe trete. Es ist vermessen", hatte er sich entschuldigt.
Er hatte ihr anschließend wohl oder übel von seinen Erfahrungen erzählen müssen, von dem, was er sah und spürte, wenn er auf andere Elfen und vor allem auf sie traf.
"Warum ist das so, wie kann es sein, dass ich etwas zu sehen vermag, was sonst nur Elfen in der Lage sind zu erkennen?"
"Weil ihr ein Halbling seid", hatte ihm Nadine als Antwort gegeben.

Branwir erhob sich stöhnend von seinem Platz. Konnte das wirklich sein?
Er rieb sich die Stirn.
Das war aber nicht alles, was ihm Kopfzerbrechen bereitete und worauf er keine Antwort fand.
Da war noch dieses Geheimnis, das ihm Nadine offenbahrt hatte.
Es wusste nicht recht, was er aus ihrer Offenheit schließen sollte...das sie ihm das verraten hatte...
Zwar hatten sich ihre Gespräche in den vorher gegangenen Tagen immer mehr vertieft und waren immer persönlicher geworden, aber das...

Er blickte zum Fenster hinaus und schloss sofort die Augen. Die aufgehende Sonne blendete ihn und verstärkte die Schmnerzen in seinem Kopf auf unangenehme Weise.

Andererseits fühlte er sich durch ihre Offenheit zutiefst geehrt und es bestärkte wieder einmal da Gefühl, was er schon häufiger in ihrer Nähe hatte: Eine tiefe Verbundenheit.
Zumindest war es das Wort, was es in seinen Augen am ehesten traf. Es war nicht einfach nur Freundschaft, es war auch keine Verliebtheit, aber es war etwas da, was er sich nicht erklären konnte.
Zudem hatte er das ständige Bedürfnis, auf sie aufpassen zu müssen, was sich im Laufe des letzten Abends als großer Fehler herausgestellt hatte.
Wenn es etwas war, was die junge Adjudantin offensichtlich hasste, war es die Bevormundung durch eine andere Person.
Es war eine lächerliche Lappalie gewesen: Branwir hatte versucht, ihr eine nicht gerade wohl duftende Salbe auf eine Narbe an ihrem Handgelenk zu reiben und war dabei wohl zu forsch vorgegangen.
Er hatte schon das Zauberbuch der jungen Elfin auf seinen Schädel aufschlagen sehen (eine ungewöhnliche, aber wehrhafte Methode der zierlichen Elfin, sich ungehobelte Kerle vom Leibe zu halten), was ihm aber zum Glück erspart geblieben war.

Branwir legte sich auf sein Bett und schloss die Augen.
"Dabei wollte ich ihr nur helfen..."
 

Branwir

Bürger
Seltsame Besucher​

Auf den Strassen des Bankenviertels von Britain herrschte geschäftiges Treiben.
Das Wetter war angenehm an diesem warmen Herbsttag und trieb die Menschen auf die Strasse. Händler besiegelten mit Handschlägen wichtige Geschäfte, Boten rannten von einem Kunden zum nächsten und der Stadtschreier verkündete die neusten Mitteilungen an das Volk.
Zwischen den Menschenmassen hüpfte ein kleines dunkelhaariges Mädchen mit langen Zöpfen umher und lief im Slalom zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch.
Es tänzelte in Richtung Bank mit einem Reim auf den Lippen.
"Lord Blackthorn ist ein böser Mann, den niemand richtig leiden kann..."
Das kleine Mädchen hielt vor einer Stadwache an, die vor der Bank postiert war, stellte sich breitbeinig hin und verschränkte die Arme.
"Hey, du da - bist du ein Ritter?" Die Kleine grinste frech und zeigte mit lang ausgestrecktem Arm auf den Wächter.
Der Wachmann, ein großer Mann mittleren Alters, blickte auf das Mädchen hinab.
Er versuchte ein möglichst ernstes Gesicht zu machen, was ihm aber reichlich misslang und in einem dümmlichen Grinsen endete.
Das kleine Mädchen amüsierte ihn und die kleine war war außerdem eine willkommene Abwechslung, nachdem er sich den halben Tag lang vor der Bank die Beine in den Bauch gestanden hatte.
"Hey...psch...pass auf was du sagst kleine. Hast du keine Mutter?"
"Hmmmm....doch....wieso?" Das dunkelhaarige Mädchen blickte ihn mit großen Augen an und zeigte dann in die Richtung, wo es irgendwo auf der anderen Strassenseite seine Mutter vermutete.
"Na dann...husch, husch." Die Wache bäugte sich zu dem Kind hinab und schob es in Richtung seiner Mutter.
Das kleine Mädchen hüpfte wieder los, kam aber plötzlich wie vom Blitz getroffen zum stehen. Es Riss die Augen weit auf.
Etwa eine Armlänge vor sich begann die Umgebung elektrisch zu knistern, Staubpartikel in der Luft fingen an bläulich zu schimmern und wurden mit einem lauten "Wrusch" von einem schwarzen Loch aus dem Nichts zur Seite geschleudert.
Das kleine Mädchen plumpste mit dem Hintern auf den Boden, starrte mit großen Augen auf das große bläulich schimmernde Loch vor sich, das sich langsam in Richtung Himmel ausdehnte.
Dann sprang es auf und rannte so schnell es konnte weinend zu seiner Mutter auf der anderen Strassenseite.
"Maaaama....was ist das?"

Ein Raunen ging durch die Menge.
"Wer kommt dort?", "Habt ihr das gesehen?", "Sicher ein Magier auf Durchreise...", "Vielleicht ein wichtiger Bote?"...

Das magische Tor, dass sich zwischen den Menschen so urplötzlich geöffnet hatte, weitete sich noch ein Stück als wenn aus seinem Inneren etwas gegen seine Ränder drückte und hinaus wollte.
Langsam wurde das flimmernde Bild über der Strasse klarer und aus dem schimmernden Nichts kamen zwei seltsame Gestalten.
Zuerst schritt eine kleine zierliche Gestalt aus dem Loch, die von einer dunklen Robe umhüllt wurde, deren Kaputze fast komplett ihr Gesicht verdeckte.
Dahinter kam ein großer Mann zum Vorschein, der die kleine Gestalt um einige Köpfe überragte.
Er trug sein schwarzes langes Haar zu einem geflochtenem Zopf und sein Gesicht zierte ein dunkler Kinnbart.
Sein schlanker aber muskulöser Körper wurde von einer nachtblau schimmernden Lederrüstung bedeckt.

Die Leute gafften noch eine Weile auf das seltsame Paar, gingen dann aber ihres Weges oder gingen wieder ihren Geschäften nach.

"Ihr kennt den Weg?" flüsterte die kleine Gestalt in der schwarzen Robe dem großen Kerl zu.
"Sicher, ich bin hier schließlich aufgewachsen."
Die beiden bewegten sich raschen Schrittes in Richtung Norden der Stadt und verschwanden eine halbe Stunde später in der großen Schmiede am Stadtrand.
 

Branwir

Bürger
Rast​

Branwir betrachtete das knisternde Feuer, das seine behagliche Wärme in den Raum abgab.
Er stand mit ausgestreckten Armen an den Kamin gestützt und ließ den Kopf zwischen den Schultern hängen. Die Wärme tat gut.
Kurz zuvor war er fröstelnd aufgewacht und musste feststellen, dass das wenige übrige Holz, dass sie in der alten Hütte gefunden hatten, zu einem Großteil heruntergebrannt war.
Sein nackter Oberkörper leuchtete rötlich im Schein des Feuers. Nur langsam wich die Gänsehaut wieder von seinen Armen.
Es lugte unter seinem Arm hindurch nach hinten in den abgedunkelten Raum.
Hinter ihm lag sie...zusammengekauert wie ein kleines Kätzchen.
Er hat seine Jacke über sie gelegt, als er aufgestanden war, um nach dem Feuer zu sehen.
Ihre Kleidung war mittlerweile fast vollständig getrocknet und ihr Kleid ließ nur noch teilweise ihre zierliche Statur erahnen.
Sie schien ihm so...verletzlich...so beschützenswert. Er musste unwillkürlich an das wunderschöne Einhorn denken, dass sie auf ihrer Reise durch Ilshenar gesehen hatten.
In seinen Gedanken kreisten die Worte und Bilder der letzten Tage.
Wie sollte er seine Bestimmung erfüllen?
Manchmal hatte er den Eindruck, dass alles noch viel komplizierter geworden, nachdem die junge Elfin bei ihrem alten Mentor gewesen war und das scheinbar letzte fehlende Teil gefunden hatte, das das verworrene Bild der letzten Wochen zu einem Ganzen zusammenfügte.
Branwir blickte wieder in das Feuer hinab.
Er armete tief ein. Die Luft roch angenehm nach einem Holz, das er nicht kannte.
"Wie so vieles in diesem seltsamen Land", murmelte er leise vor sich hin.
Die kleine Elfe seufzte hinter ihm im Schlaf kurz auf und kuschelte sich enger an das große Bärenfell auf dem sie lag.
Das Fell war so ziemlich das einzig Behagliche, das in dem alten Haus noch vorzufinden gewesen war.
Ähnlich wie mit dem Land, das sie die letzten Stunden durchreist hatten, ging es Branwir mit der hübschen Elfin. Manchmal schien es ihm als würden sie sich seit langem kennen, so tief schien im das vertraute Gefühl, das er in ihrer Gegenward spürte - dann war es wieder, als würde sein Bild von ihr in einem großen Scherbenhaufen zusammenfallen.
Warum hatte sie ihm das erzählt? Sie wusste doch, wie viel ihm an ihrerer Sicherheit lag.
Er drehte sich zu ihr um und kniete sich zwei Hand breit vor ihr hin.
Sollte er ihre Offenheit als Vertrauensbeweis verstehen oder hatte sie ihn nur getestet?
Und warum in alles in der Welt machte sie so etwas? Irgendwie kam ihm der Gedanke merkwürdig vor, dass sie es nur tat, weil sie anderen helfen wollte.
Er betrachtete sie sorgenvoll. Andererseits passte es auch wieder zu ihr. Aber womöglich war es doch nur das Abenteuer, das sie rief.
Er wusste es nicht...
 

Branwir

Bürger
Eingesperrt

Von draußen war das Scheppern von herunterfallenden Waffen zu vernehmen, kurz darauf der Aufschrei eines Lehrlings, der von seinem Meister im nächsten Moment für sein Ungeschick die Rechnung bekam.
Branwirs Mundwinkel zuckte kurz als er den Jungen hörte. Es war lange her, dass er selber ein einfacher Lehring gewesen war, aber er konnte sich noch allzu gut an diese Zeit erinnern.
"Keine schöne Zeit", dachte er bei sich und setzte die Feder auf das Papier.

"Werter Herr,"

"Hm...wie spricht man einen elfischen Gelehrten an...?" Er wußte es nicht, wie er auch vieles andere über die elfische Lebensweise nicht wusste. Es betrübte ihn sehr, dass er bis zum heutigen Tag nur wenig über das Leben der Elfen in Erfahrung gebrachte hatte.
Zwar hatte ihm die Zeit mit Nadine einen gewissen Einblick in diese für ihn fremde Welt ermöglicht, aber er fühlte sich unsicher bei dem Gedanken, dem alten Mentor als Lehrling gegenüber zu treten.

Die Feder fand wieder ihren Weg auf das Papier.

"Werter Herr Sel'ihar,

die Umstände veranlassen mich dazu, Euch um einen ungewöhnlichen Gefallen zu bitten.
Aufgrund eines Überfalls durch Piraten, wurde über unsere schöne Stadt Trinsic eine Ausgangssperre verhängt. Nicht allein die aktuelle Situation bestärkt mich in der Auffassung, dass Eile geboten ist und ich umgehend meine Ausbildung bei euch beginnen sollte, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann.
Es gibt Möglichkeiten die Stadt zu verlassen, wobei diese sehr riskant sind und ein längeres unentschuldigtes Fernbleiben zu sehr die Aufmerksamkeit auf unser Geheimnis lenken würde.
Unsere letzte Reise hat bereits zu unliebsamen Fragen von Seiten des Kommandaten geführt, die mich stark in Bedrängnis gebracht haben.
Darum sehe ich Eure persönliche Anwesenheit hier oder wenigstens nahe Trinsics als einzige Möglichkeit, um meine Ausbildung beginnen zu können.
Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn Ihr meiner Einladung zustimmen würdet.
Ort und Zeit für ein Treffen werde ich Euch umgehend mitteilen, sofern Ihr Euch bereit erklärt, diese Reise auf Euch zu nehmen.
Der Bote, der Euch meine Nachricht übergeben wird, kann mir Eure Antwort überbringen.
Er verfügt über entsprechende Fähigkeiten, die Barrieren der Stadt zu umgehen.
Ich hoffe auf Euer Verständnis und dass ihr meine Meinung teilt, dass Eile geboten ist.

Hochachtungsvoll

Branwir Ael'andris"


Es fühlte sich ungewohnt, aber auch gut und richtig an, den Namen auf das Papier zu setzen.
Wahrscheinlich würden die wenigsten Menschen in seiner Umgebung in jemals zu hören oder zu lesen bekommen, aber der alte Mentor würde seine Motive zu verstehen wissen.

Branwir faltete den Brief sorgfältig zusammen und verschloß das Dokument mit seinem Siegel.
Es war nicht das Siegel eines Schmiedes. Auf dem noch feuchten Wachs glänzte ein anmutiges Einhorn, darüber zwei gekreuzte elfische Schwerter.
Branwir betrachtete das Wachs, wie es langsam trocknete. Er hatte das Siegel vor einigen Tagen hergestellt. Selbst Nadine hatte er nichts davon erzählt, ebenso wenig von dem Brief an ihren und nun auch seinen Mentor.

Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Wenn der gelehrte Elf wirklich auch nur in die Nähe Trinsics kommen sollte, würde ihr das sicherlich nicht entgehen. Branwir blickte sich mit zusammengekniffen Augen um, als suche er etwas in den dunklen Winkeln des Raumes.
Allzu häufig schon ist die junge Elfe plötzlich aus dem Nichts erschienen und stand wie aus dem Nichts da und zu diesem Zeitpunkt sollte sie von seinen Plänen noch nichts wissen.

Er nahm den Brief und steckte ihn in eine lederne Tasche.
Eine halbe Stunde später saß er in seinem engen Zimmer einem jungen Elf gegenüber.

"Hier ist die Nachricht." Der Brief wanderte aus der kräftigen Hand des großen Schmiedes in die zierliche Hand des Elfen.
"Wie lange werdet ihr brauchen, um sie dem Empfänger zu überbringen?"
"Nicht lange...wenn ich in der Dunkelheit reite, werde ich ihn morgen erreichen."
Die Augen des jungen Elfen musterten Branwir durchdringend, als er ihm antwortete. Für einem Moment schien es Branwir, als würde der Elf etwas an ihm sehen und seine Schlüsse daraus ziehen - aber konnte er das?
Er wusste nicht genau, wer dieser junge Elf war und woher er kam. Branwir hatte sich auf die Suche nach einem kundigen Boten gemacht, der seine Nachricht nach Ilshenar bringen konnte und war so über verschiedene Wege an ihn geraten.

"Hier ist euer Lohn." Der kleine Beutel mit Golmünzen fiel in die Hand des Elfen.
"Ich danke euch Herr", erwiderte der junge Elf und verbeugte sich zum Abschied.
"Dann auf bald." Branwir nickte kurz und öffnete dem Boten die Tür.
"Sanyasala", antwortete der kleine Elf und huschte leichten Schrittes an ihm vorbei nach draußen.
Branwir ließ die knarrende Tür ins Schloß fallen und setzte sich nachdenklich auf den kleinen Schemel in der Ecke seines spärlichen eingerichteten Zimmers und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Der grobe, kalte Stein drückte sich in sein Kreuz.
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und befand nach einer Weile, dass es endlich an der Zeit war, seiner Unterkunft den Rücken zu kehren und sich nach etwas besserem umzusehen.
 

Branwir

Bürger
Reisepläne​

Garon war gerade im Begriff, sein Haus zu verlassen, als er von weitem die Hufe eines heran eilenden Pferdes vernahm.
Er legte sein Bündel, das er wenige Augenblicke zuvor für seine Reise zusammengeschnürt hatte, vor seinen Füßen ab und führte seine Hand an die Stirn.
Seine stahlblauen Augen blinzelten gegen die untergehende Sonne an.

Er konnte schemenhaft die Umrisse eines Pferdes erkennen, das sich mit großer Geschwindigkeit dem kleinen Dorf näherte. Garon nahm sein Bündel wieder auf und beschloss, dem heran nahenden Reiter entgegen zu gehen.
Die beiden trafen am Eingang des Dorfes aufeinander. Zu seiner Überraschung war der Reiter kein Unbekannter für ihn.

„Sanyasala mein Freund...was hat euch hierher verschlagen?“
Der junge Elf sprang mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Pferd und verbeugte sich vor ihm.
„Sanyasala, Garon Sel'ihar. Tatsächlich führt mich meine Reise direkt zu euch.“
„Zu mir?“
„Ai...zu euch“, erwiderte der Elf und zog den versiegelten Brief Branwirs aus einer kleinen Tasche hervor.
Der alte Mentor runzelte seine Stirn. „Von wem ist das?“
„Von einem jungen Schmied aus Trinsic...er meinte...ihr würdet schon verstehen, wenn ihr diesen Brief lest.“ Der Bote hielt Garon den Brief hin.
„Ein junger Schmied?“ Die feinen Gesichtszüge Garons verdüsterten sich und er griff hastig nach dem Brief.

Der Elf musterte Garon geduldig, als dieser das Siegel brach und begann, den Brief zu lesen.
„...dass Eile geboten ist“, wiederholte Garon einen Moment später die letzten Zeilen des Briefes laut und fügte leise für sich hinzu: „Mehr als nur das...der weiße Baum...er hat Laub verloren...“

„...Laub verloren?“ wiederholte der Bote fragend.
„Ai...das junger Freund werdet ihr in einer späteren Lektion erfahren...irgendwann.“
Der Bote nahm seine Worte schweigend zur Kenntnis und nickte nur kurz.

Garon faltete den Brief hastig zusammen und schob ihn in die Seitentasche seines Umhangs.
Er strich sich nachdenklich durch sein langes weißes, fast silbrig glänzendes Haar und schaute auf das tiefste besorgt in die Ferne.

„Ihr müsst mir einen Gefallen tun...“, sagte er zu dem jungen Elf und legte seine Hand mit ernster Miene auf dessen Schulter.
„Und was kann ich für euch tun?“
„Ihr müsst mich umgehend nach Trinsic bringen, am besten sofort.“
„Verzeiht, aber das ist...nahezu unmöglich. Die ganze Stadt ist...“

Garon unterbrach seinen Satz mit einer abrupten Handbewegung.

„Ich weiß, der Schmied hat es mir geschrieben. Dennoch...ihr müsst mich irgendwie nach Trinsic bringen...koste es, was es wolle!“

Der junge Elf versuchte gar nicht erst ein weiteres Mal, Garon von seinem Vorhaben abzubringen.
Er wusste, wie geringschätzig dieser den Menschenstädten gegenüberstand und dass er wichtige Gründe haben musste, wenn er unter allen Umständen nach Trinsic wollte.

„...koste es, was es wolle...hm...“ Der junge Elf legte seine Hand in den Nacken und richtete den Kopf nachdenklich gen Himmel. Das wird euch viel Gold kosten, wenn ich euch an den Gardisten vorbeischleusen soll“, erwiderte er mit entschuldigendem Unterton.

„Das spielt keine wesentliche Rolle“, antworte Garon. „Gold...immer Gold. Diese Menschen...“, brummte er und erhob seine Hand und vollführte eine erhaben Geste in Richtung seiner Hütte.
„Folgt mir...ich werde das nötige Gold holen!“

Der junge Elf folgte ihm still.
 

Branwir

Bürger
Spurensuche​

Branwir faltete das Dokument, welches ihm freies Geleit aus Trinsic gewährte, wieder sorgfältig zusammen, verließ die Stadt über den südlichen Ausgang und ritt mit rascher Geschwindigkeit in Richtung des vereinbarten Treffpunktes.

Zu seiner Überraschung empfing ihn dort nicht nur Nadines Mentor, sondern es warte noch eine weitere Person auf ihn, jemand, den er nicht erwartet hatte - der Bote, der noch vor wenigen Tag seinen Brief Garon überbracht hatte.

Branwir brachte sein Pferd neben dem Boten zum Stehen.
"Seid gegrüßt", begrüßte er den jungen Elf und nickte ihm freundlich zu.
"Ich bin überrascht, euch hier anzutreffen.
Vale...Valenduil - richtig?"
Valenduil nickte und wollte ihm eben antworten, als Garon sich in das Gespräch einmischte.
"Vielleicht sind einige erklärende Worte angebracht", warf er ein.
"Als ihr Valenduil mit eurer Nachricht zu mir geschickt habt, konntet ihr selbstverständlich nicht ahnen, dass wir uns bereits seit geraumer Zeit kennen.
Auch für mich hat Valenduil bereits viele Male als Bote gearbeitet und er kennt sich in beiden Gegenden gut aus - Ilshennar, aber auch in den Ländern der Menschen.
Der Grund für seine Anwesenheit ist schnell erklärt - zwar kenne ich den letzten Ort, wo euer Großvater Ferandil zuletzt gelebt hat, aber ich kenne den genauen Weg dorthin nicht.
Valenduil wird uns hinführen."

Valenduil entsprach so gar nicht dem Bild, das Branwir in der letzten Zeit von den Elfen gewonnen hatte.
Der junge Elf hatte feines, hellbraunes, sehr langes Haar, das ihm weit über die Schultern reichte. Der dunkle Haaransatz ließ vermuten, dass seine sonst helleren Haare mit der Zeit von der Sonne ausgeblichen wurden.
Seine Augen funkelten in einem dunklen Grün, aber sie leuchteten nicht in dem intensiven Grün, wie Branwir es von Nadines Augen her kannte, sondern schimmerten in einem dunklen Moosgrün.
Zwar wirkte die Kleidung des Elfen keineswegs ungepflegt, aber seine rotbraune Lederrüstung war an diversen Stellen ausgebessert worden und war ansonsten sehr einfach gehalten und schmucklos. Zwechmäßig fiel Branwir am ehesten zu der Kleidung ein.
Außerdem zierten zwei auffällige lange Narben die linke Wange des Elfen, die aussahen, als hätte ihm ein wildes Tiere seine Pranke quer über die Wange, bis über seinen Unterkiefer gezogen. Die zweckmäßige Kleidung und sein übriges Erscheinungsbild verliehen ihm ein markantes und wildes Aussehen.

"Gut...dann sollten wir umgehend aufbrechen...es freut mich, euch wiederzusehen", sprach Branwir zu dem jungen Elf und reichte ihm mit einem Lächeln die Hand.

Der Elf drückte seine Hand auf Menschenart und erwiderte sein Lächeln.
"Folgt mir...", fügte er hinzu und führte die beiden geradewegs in Richtung Ilshennar.

Einige Zeit später standen sie vor einer weiten, grünen Ebene, die übersät war mit bunten, duftenden Blumen und hielten dort einen Moment inne.
Valenduil blickte in die Ferne und versuchte, den richtigen Weg auszumachen. Garon stand neben seinem Pferd und kaute nachdenklich auf etwas herum, dass Branwir als die unappetitlich aussehende elfische Wegzehrung identifizierte, die er von Nadine her kannte, als sie diese einmal in seiner Gegenwart gegessen hatte.

Branwir hockte indes vor seinem Pferd Rex im Gras und strich nachdenklich mit den Fingern durch die Blumen.
Er atmete tief ein und schmeckte dabei den süßen Duft der Umgebung auf seiner Zunge.
Normalerweise hätte er die Landschaft in vollen Zügen genossen, wäre womöglich ein kleines Stück über die Wiesen spaziert, aber das alles konnte ihn in der jetzigen Situation nicht richtig berühren.

Seine Gedanken kreisten pausenlos um Nadine und er hatte große Mühe, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Immer wieder hielt er sich das Bild vor Augen, wie sie vor ihm stand, als er sie verlassen hatte...verwundet, schwach und kurz davor, den Kampf entgültig aufzugeben.
Jetzt lag es an ihm und Nadines Mentor, einen Weg zu finden, um den Ganzen ein Ende zu bereiten.
Gleichzeitig musste Branwir aber vermeiden, dass der alte Elf seine wahren Gefühle für sie erkannte, etwas, das ihm zunehmend schwerer fiel. Würde Garon den Eindruck gewinnen, er würde aus anderen Motiven handeln, als nur seine ihm auferlegte Aufgabe zu erfüllen, dann...
Branwir war sich nicht sicher, was genau die Konsequenz wäre, aber er war nicht begierig darauf, es zu erfahren.

"Dort ist der Weg", meldete sich Valenduil zu Wort und wies den beiden mit ausgestrecktem Arm den Weg.
Garon und Branwir stiegen auf ihre Pferde und folgten ihm.

Einige Zeit später, die Sonne ging langsam zur Neige, erreichten sie ein altes Gebäude, das offensichtlich von Elfen errichtet wurde.
"Wir sind am Ziel, das sollte es sein." Valenduil sprang mit einer flinken Bewegung von seinem Pferd und betrachtete das Gebäude. Er rieb sich die Nase als würde irgendetwas unangenehmes in der Luft liegen und blickte das Gebäude mit verfinsterter Miene an.
Garon trat an seine Seite und musterte ihn aus dem Augenwinkel.
"Ihr fühlt es auch...oder?"
Der junge Elf nickte. "Ja...irgendetwas Unheilvolles ist an diesem Ort..."
Branwir stieg von seinem Pferd ab und schritt entschlossen auf das Haus seines Ahnen zu.
Zwar kam er einige Schritte weiter als die beiden, blieb dann aber umso unvermittelter stehen, als auch er diese seltsame drückende Atmosphäre spürte, die diesen Ort umgab.
Die drei blickten sich ernst an und erklommen dann nacheinander die Leiter hinauf zu dem alten Gebäude.

Oben angekommen öffneten sie die halb zerfallenene Tür und traten in das Haus ein.
So baufällig und unbewohnt das Gebäude von außen auch ausgesehen haben mag, im Inneren sah es bei weitem nicht so unbelebt aus, wie sie erwartet hatten.
Es lagen allerlei Dinge auf dem Boden. Reste von Kräutern, hastig auf Papier gekritzelte Notizen und diverse Gegenstände, die man üblichweise in dem Labor eines Alchemisten vermutet hätte.
Die Wände wirken alles andere als stabil und das Tageslicht bahnte sich durch unzählige Löcher und Spalten seinen Weg hinein.

Garon beugte sich hinab und untersuchte einige der vollgekritzelten Seiten, die über den Boden verstreut lagen.
Er blickte zu Valenduil hoch.
"Würdet ihr bitte draußen warten und Wache halten?"
Der junge Elfe nickte stumm und folgte der Bitte des alten Mentors.
"Er weiß nichts von der ganzen Angelegenheit?"
Branwir blickte Varenduil nach, als dieser wieder hinab stieg.
"Nein. Es ist nicht so, dass ich ihm nicht vertrauen würde...aber...ich denke nicht, dass es der Sache dienlich ist, wenn zu viele Personen in die Angelegenheit hineingezogen werden.
Es ist schließlich nicht ohne Grund der Fall, dass die Geschichte, die ich euch über euren Großvater und Nadines Vater erzählt habe, so lange geheim gehalten wurde.
Über manche Dinge sprechen wir Elfen nicht gerne."

Branwir nickte verstehend.

Garon widmete sich wieder dem chaotischen Durcheinader zu seinen Füßen.
Nach einer Weile erhob er sich seufzend.
"Ich weiß nicht, ob uns diese Notizen weiterhelfen werden."
"Was genau steht denn dort drauf?", fragte Branwir und untersuchte einen der Texte, dessen elfische Schriftzeichen er aber nicht lesen konnte.

"Das sind überwiegend Formeln für Zaubersprüche und Rezepte für magische Tränke...aber leider kann ich nicht einen Hinweis darauf finden, was diese genau bewirken sollen."

Branwir starrte den alten Elf verbittert an. "Das ist nicht eurer Ernst. Wir sind hierher gekommen und haben nichts weiter als ein paar lausige Formeln und Rezepte, die ihr nicht einmal in der Lage seid, zu entschlüsseln?"

"Nun werdet nicht albern", blaffte ihn Garon an. "Das sind keine Kochrezepte!"
Er erhob sich und hielt Branwir ein halb zerissenes Blatt Papier vors Gesicht. "Hattet ihr außerdem wirklich erwartet, hier, für alle Welt sichtbar auf dem Boden, die Lösung für alle unsere Probleme zu finden?
Wenn ihr es besser könnt...bitte. Ansonsten schlage ich vor, ihr bemüht eurer Gedächtnis und überlegt besser, ob euch hier irgendetwas aus eurem Traum bekannt vorkommt."

Branwir blickte auf die elfischen Zeichen vor seinen Augen.
"Natürlich kann ich es nicht besser", murrte er.
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
"Hm...in meinem Traum sah alles...hm...neuer aus.
Ich bin mir nicht sicher..."

"Los gebt euch Mühe", drängte ihn Garon.

Branwir rieb sich nachdenklich die Stirn und schloss die Augen. Er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was er in dieser seltsamen Nacht im Schlaf gesehen hatte.
"Aye...womöglich ist es der Raum aus meinem Traum."

Branwir machte einen großen Schritt nach draußen und blickte blinzelnd auf die weite Ebene.
Garon trat neben ihn.

"Und...könnt ihr etwas hier draußen erkennen?"
"Da hinten die Bergkuppe...die sieht aus wie die Spitze des Berges, auf die ich in dem Traum zugeflogen bin", stellte Branwir überrascht fest.
Branwir streckte seinen Arm gen Westen aus.
"Ich hatte nicht erwartet...dass...", er blickt den alten Elf ungläubig an.

Garon lächelte und beugte sich über den Rand der Plattform, auf der sie standen.

"Heda...Valenduil...wie weit ist es bis zu dieser Gebirgskette?" Er wies mit einer Hand in Richtung Gebirge.

Valenduil, der etwas entfernt vom Haus mit den Beinen übereinandergeschlagen an einem Baumstamm lehnte, sprang auf und suchte mit seinen Augen den Horizont ab.
"Ich schätze einen Tagesritt", rief er zu Branwir und Garon hoch.

Garon nickte und kletterte die Leiter hinab.
Branwir stand noch immer wie gebannt auf der Plattform und starrte über die Ebene.
Er hatte sich nicht wirklich vorstellen können, dass das, was er in seinem Traum gesehen hatte, tatsächlich so sehr der Realität entsprach.

"Wächter...wo bleibt ihr?", rief Garon ungeduldig von unten.
"Wartet...ich komme doch schon."

Unten angekommen saßen Valenduil und Garon bereits auf ihren Pferden.
Branwir schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und die Reise ging weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:

Branwir

Bürger
Dunkelheit​

Sie ritten ohne Pause die ganze Nacht hindurch und stießen gegen Mittag des nächsten Tages auf die Ruine eines aus Stein errichteten Gebäudes.

"Das wurde aber nicht von Elfenhand errichtet", rief Branwir den beiden anderen zu.
"Nein", erwiderte Garon. "Dieser Turm oder was immer es ursprünglich einmal gewesen sein mag, ist mit Sicherheit von euresgleichen errichtet worden."

Valenduil nahm seinen Langbogen von der Schulter und legte einen Pfeil auf die Sehne.
"Was ist...was habt ihr?" Branwir blickte sich irritiert um und wollte gerade die Hand an sein Schwert legen, als Valenduil seinen Bogen zum Himmel richtete und der Pfeil sich aus seiner Hand löste.
Im nächsten Moment hörten die Drei ein grässliches Kreischen und etwas stürzte auf sie hinab.
"Macht lieber ein Stück Platz", grinste Valenduil, bevor der bunt gefiederte Leib einer Harpye mit einem lauten Rumms auf dem Boden vor ihnen aufprallte.
Branwir und Garon blickten den jungen Elf verdutzt an.
"Habt ihr sie nicht bemerkt? Sie kreiste seit einer halben Ewigkeit still über uns herum und als sie euch eben so gierig anstarrte und auf euch hinabstürzte...", Valenduil zwinkerte Branwir zu.

Garon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Branwir auf die Schulter klopfte.
"Nehmt es nicht schwer junger Wächter. Ihr werdet euch noch an so etwas gewöhnen, wenn ihr häufiger in Ilshennar seid."

Branwir murmelte etwas in der Art wie "sehr komisch" und "können wir uns nun wieder unserer Aufgabe widmen" und führte Rex an der Ruine vorbei zum Fuß der Gebirgskette.
Valenduil und Garon folgten ihm schmunzelnd.

"Garon...warum nennt ihr ihn immer Wächter?"
"Das junger Freund, werde ich euch irgendwann einmal erklären, wenn die Zeit dafür reif ist."
Valenduil legte seinen Bogen wieder um und seufzte.
"Ihr und eure Geheimnisse..."

Sie folgten Branwir, der in Erinnerungen vertieft den richtigen Weg suchte.
Nach einer Weile blieb er stehen und blickte hinauf.

"Wenn ich den Abstand zu der Ruine richtig einschätze und dieser Felsbrocken wirklich derselbe ist, wie in meinem Traum..."

"Kommt zum Punkt, Branwir...", drängelte Garon.

"...dann muss dort oben die Höhle aus meinem Traum sein."
Branwir kratze sich resignierend am Kopf als er den steilen Berghang nach einer Möglichkeit absuchte, dort oben hinauf zu gelangen.

"Valenduil...ich denke es ist Zeit für unsere Ausrüstung."
Garon nickte Valenduil zu.
Dieser sprang von seinem Pferd, öffnete seine Satteltaschen und warf Branwir und Garon jeweils verschiedene Ausrüstungsgegenstände hin - unter anderem eiserne Nägel, Hammer und mehrere starke Seile.

Garon wedelte erhaben mit erhobenen Zeigefinger in der Luft und schüttelte den Kopf. Dann zeigte er mit seinem Finger auf Valenduil.
"Die zweite Ausrüstung ist vorerst für euch. Ihr könnt mich nachholen, wenn ihr oben seid."
Valenduil nickte stumm und sammelte die für in bestimmte Ausrüstung wieder ein.
Branwir reagierte weniger ruhig.
"Seid ihr von Sinnen? Dort sollen wir damit hinauf?"
Er hatte zwar keine übermäßige Höhenangst, war ebensowenig erpicht darauf, sein Leben an diesem Hang auszuhauchen.
"Valenduil wird euch zeigen, wie es geht. Schaut selbst...dort hinten flacht es etwas ab, dort könnt ihr beginnen."

Branwir schnappte sich widerwillig die übrige Ausrüstung und stapfte mit Valenduil zu der besagten Stelle.

Der Aufstieg war schwierig und für einen Ungeübten nicht ungefährlich, aber der geschickte Elf brachte beide sicher zum Gipfel des Berges.
Er blickte finster über die Szene die sich ihnen bot, drehte sich dann aber um und machte sich sofort auf den Weg, um den Aufstieg für Garon vorzubereiten.
Branwir verzog angewidert den Mund. Vor ihm lagen die zerfetzen Überreste von dem, was die Harpye hier oben bisher alles verspeist hatte.
Zwischen den Knochen und anderen Überresten lugte etwas hervor, das verdächtig nach dem Arm eines Menschen aussah. Er ließ angeekelt den Blick von den Leichenteilen ab und blickte Valenduil hinterher, der dem alten Mentor beim Aufstieg half.

Oben angekommen klopfte Garon sich den Dreck von seiner Robe.
"Ai was haben wir denn hier...?" Auch er wirkte nicht sonderlich begeistert von den Überresten.
"Wir müssen uns vorsehen", ergänzte Valenduil. "Harpyen kommen meist nicht alleine." Er suchte mit wachen Augen den Himmel ab.

"Unser Ziel liegt gleich dort", erwiderte Branwir und wies auf den Höhleneingang, der sich nicht weit von ihnen düster in den Fels grub.

Die Drei näherten sich wachsam der Höhle und blickten sich verstohlen um.
"Ich möchte, dass ihr am Eingang Wache haltet", flüsterte Garon Valenduil zu.
"Und ihr...nehmt das..." Garon warf Branwir eine Fackel zu.
"Es wäre von Vorteil, wenn ihr etwas zum Anzünden hättet", raunte Branwir zurück.
Garon rollte mit den Augen, murmelte zwei unverständliche Worte und legte seine Hand um das obere Ende der Fackel. Branwir sah mit Erstaunen zu, wie sich langsam eine Flamme aus der Hand des Mentor über die Fackel ergoß.
Anschließend warf ihm Garon eine zweite Fackel zu.
"Hier...die werdet ihr nun wohl anzünden können."
Branwir nahm die Fackel zur Hand und entzünde sie an der bereits brennenden.

"Was stört euch eigentlich so sehr, dass ihr ständig aufstöhnt, mich missbilligend beäugt oder mich anderweitig zurecht weist...?" Branwir war es allmählich leid, ständig von dem alten Mentor schief angesehen zu werden.

"Ihr wollt ein Wächter sein, aber alles was ihr bisher verursacht habt, ist Ärg..."
"Nun haltet aber mal die Luft an...", fuhr Branwir Garon harsch an. "Ich habe mir meine Aufgabe nicht ausgesucht...ihr und Nadine seit es doch gewesen, mit diesem Gerde von Vorherbestimmung und..."
Er war kurz davor zu explodieren. Stünde es nicht so schlecht um Nadine, er hätte gut und gerne die Fackeln den Berg hinab geworfen und dem arroganten Kerl den Rücken zugedreht.

Garon hob wie so häufig die Hand, um seinem Gefluche Einhalt zu bieten. "Gut jetzt...wir müssen uns beeilen und uns auf unsere Aufgabe konzentrieren."

Branwir schüttelte schnaubend seinen Kopf und betrat mürrisch drein blickend die Höhle.

Der Anblick, der sich ihm hier bot, war nicht weniger beunruhigend als das Gemetzel vor der Höhle.
Da war ein steinernes Regal, in dem sich die verschiedensten menschlichen oder auch
elfischen Körperteile befanden, sauber in gläsernen Gefäßen aufgereit und in einer trüben Flüssigkeit konserviert.
"Wiederlich...", murmelte Branwir und blickte sich weiter um. Das schwache flackernde Licht der Fackel fiel auf ein halb verrottetes Skelett an der Wand. Kleidungsfetzen hingen an den alten Knochen herab und ließen erahnen, dass es sich bei dem Verstorbenen um einen Elf gehandelt haben musste.
Branwir senkte angewidert den Blick und schaute zu Boden. Hier offenbahrte das Licht der Fackel etwas weitaus interessanteres.
Er beugte sich hinab und erschrak im nächsten Augenblick fast zu Tode.

"Keine Sorge...ich bin es nur." Der alte Mentor hatte sich ihm unbemerkt genähert und seine Hand auf Branwirs Schulter gelegt.

Branwir schaute verärgert zu ihm herauf. Anschließend zeigte er auf den Boden. "Seht her...das sind die Symbole, von denen ich euch erzählte."

"Ihr meint die Symbole, die euer Großvater in eurem Traum aufgemalt hatte, bevor er dieses...Ding beschworen hat?"

"Genau..." Branwir leuchtete den gesamten Kreis auf dem Boden ab, den sein Großvater auf dem Boden hinterlassen hatte und schaute dann wieder fragend zu Garon hoch.

"Ich befürchte, auch diese Mal kann ich euch nicht sagen, was diese Symhole bedeuten...wir müssen weiter nach Hinweisen suchen", murmelte der alte Elf.

Branwir holte tief Luft und versuchte die Verzweiflung zu verdrängen, die sich in ihm breit machte. Er musste wieder an Nadine denken. Er konnte nur hoffen, dass sie dieses Mal Wort gehalten hatte und wirklich auf direktem Wege zu dem Tempel der RI aufgebrochen war.
Er kannte diese Prister der Göttin RI nicht, aber er hoffte über alles, dass sie wenigstens so viel für Nadine tun konnten, dass er und Garon etwas Zeit gewannen.

Garon leuchtete den restlichen Raum ab und seufzte dann enttäuscht.
Branwir stand auf, schritt auf die Wand zu, ballte seine freie Hand zur Faust und hämmerte vor Wut gegen die Steinwand.
"Verdammt...es kann doch nicht sein! Warum führt mich meine Mutter in meinem Traum hierher, wenn es überhaupt nichts zu finden gibt?"

Wieder schlug er mit voller Wucht seiner Faust auf den Fels. Der Stein grub sich bis unter seine Haut, aber den Schmerz spürte er in seiner verzweifelten Wut gar nicht mehr.

"Moment...", Garon trat an die Wand heran und hob wieder seine Hand. "Nun hört doch endlich auf!"

Branwir senkte seine Faust. An seinen Knöcheln liefen mehrere Blutstropfen hinab und tropfen zu Boden.

Garon machte ebenfalls eine Faust und schlug kräftig einige Male an die Wand, allerdings nicht so unbeherrscht, sondern scheinbar nach etwas suchend.
Er schlug zweimal auf die Stelle, wo Branwir sich die Faust blutig geschlagen hatte und anschließend einige Male etwas weiter weg von der Stelle.
Er drehte Branwir sein Gesicht zu, auf dem sich ein Lächeln abzeichnete.
"Anscheinend ist eure Unbeherrschtheit doch noch zu etwas nutze...habt ihr den Unterschied gehört?"
"Ja...habe ich. Es hörte sich an der Stelle, wo ich gegengeschlagen habe, hohl an."
Garon nickte.
"Kommt, helft mir suchen. Hier muss es noch einen Eingang geben."
Beide suchten akribisch die Wand ab.
"Ah seht her!" Branwir hielt seine Fackel vor einen schmalen Spalt auf Höhe seiner Hüfte.
"Hier ist der Fels herausgebrochen."
Er hockte sich vor den Spalt und versuchte im schwachen Licht, etwas auf der anderen Seite zu erkennen.
"Hm...es ist zu dunkel", murmelte er und erhob sich wieder. Noch in der Bewegung bemerkte er plötzlich etwas anderes.
"Hm...seht euch das an...kommt euch das nicht auch bekannt vor?"
Branwir hielt seine Fackel noch näher an die Wand heran. Etwa auf Höhe seiner Brust waren sehr deutlich zwei übereinander gekreuzte Schwerter in den Stein gemeißelt.
"Ja...", Garon lächelte über sein gesammtes Gesicht. "Natürlich kenne ich das."
Branwir griff an das Amulett um seinem Hals, auf dem über dem Einhorn eben diese beiden Schwerter abgebildet waren.
"Ist euch ebenfalls diese kleine Mulde im Stein aufgefallen?"
Garon legte seine Fingerspitzen gegen die halbrunde Öffnung unter den Schwertern.
"Aye...die ist mir nicht entgangen. Denkt ihr etwa das gleiche wie ich...?"
"Es ist einen Versuch wert, bestätigte Garon seine Frage und blickte auf das Amulett um Branwirs Hals, das von einer sanft schimmernden, grünlichen Aura umspielt wurde.

Branwir reichte Garon seine Fackel und streifte die Kette seines Amuletts über sein Haupt.
Er holte angespannt Luft, und drückte das Amulett entschlossen in die Mulde im Fels...

Kaum hatte das Amulett den kalten Stein berührt, begann die grünlich schimmernde Aura, sich auf die gesammte Wand auszubreiten. Ein lautes Knirschem war zu vernehmen, als würden die Mahlsteine einer Mühle übereinander reiben.
Garon und Branwir traten beide mit großen Augen zur Seite, als die Wand vor ihnen mit einer schwungvollen Bewegung zur Seite wich und den Blick auf einen weiteren Raum frei gab.

"Jetzt bin ich wirklich gespannt", murmelte Branwir und legte sein Amulett wieder um.
"Wartet einen Moment. Ich gehe schnell raus und werde Valenduil Bescheid sagen." Garon gab Branwir seine Fackel zurück und eilte hinaus.

Branwir hielt seine Fackel vor sich in den geheimen Raum und blickte sich um. Er konnte nur schemenhaft die Umrisse von Regalen und einem Schreibtisch erkennen.
Seine Ungeduld brannte so sehr in ihm, dass er beschloss, nicht länger zu warten.
"Ich habe dir versprochen, nicht eher zurückzukehren, bevor ich etwas gefunden habe...", wiederholte er leise die Worte zu sich selbst, die er Nadine zum Abschied gesagt hatte.

Beherzt trat er in den Raum...

Das nächste, was er vernahm, war das Knirschen der Wand, bevor sie so plötzlich, wie sie sich vorher geöffnet hatte, mit einem lauten Krachen hinter ihm zufiel.

Der Bewegung der Tür folgte ein kurzer Windstoß und Branwirs Fackel war aus.

Er stand in absoluter Dunkelheit...
 
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Branwir

Bürger
Lichtblicke​

"Wächter, seid ihr dort drinnen?"

Branwir stand immer noch erstarrt in der Finsternis, als er gedämpft die Worte des Mentors hörte.
Er drehte sich herum, setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen und tastete mit vorgestreckten Armen nach einen Halt suchend die Umgebung ab.

"Ja...ich bin hier. leider sehe ich rein gar nichts. Meine Fackel ist erloschen und hier ist es stockfinster!"
"Warum habt ihr nicht gewartet, bis ich wiedergekommen bin?", erwiderte Garon vorwurfsvoll.
Branwir ersparte sich die Antwort und tappte weiter unsicher durch das schwarze Nichts.

Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm er einen schwachen Lichtstrahl wahr und ging unsicher auf diesen zu.
Die Lichtquelle entpuppte sich als der schmale Spalt, den er und Garon zuvor auf der anderen Seite gefunden hatten.
Branwir kniete sich vor den Spalt und rief hindurch.
"Hey...könnt ihr mich hören?"
Das Licht wurde etwas stärker, als sich Garon auf der anderen Seite zu dem Spalt hinab beugte und seine Fackel davor hielt.

"Da habt ihr euch aber in eine ungünstige Lage gebracht", schimpfte Garon.
"Ach nein - wirklich?", brummte Branwir zurück.
"Habt ihr den Raum schon nach einem Ausgang abgesucht?"
"Ich sehe rein gar nichts...wie soll ich...?"
Er hörte das ungeduldige Schnaufen des Mentor auf der anderen Seite.
"Indem ihr zum Beispiel tastet?"

Branwir stand auf und untersuchte mit seinen Händen den massiven Fels.
Nach einer Weile, ihm kam es in der Dunkelheit wie eine halbe Ewigkeit vor, hockte er sich wieder vor den Spalt.

"Nein...auf dieser Seite kann ich nichts ertasten - keine Vertiefung oder ähnliches..."

Garon murmelte etwas unverständliches auf der anderen Seite, bevor Branwir ihn wieder deutliche sprechen hörte.
"Nun denn...wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren, Wächter.
Ihr seid einst zu mir gekommen, damit ich euch lehre, wie ihr eurer ungenutztes Potenzial ausschöpfen könnt...also warum nicht hier und jetzt damit beginnen..."

"Hier und jetzt...ihr wollt jetzt eure Übungsstunden mit mir abhalten? Das ist nicht euer Ernst!"

"Allmählich, junger Freund, solltet ihr wissen, dass ich es immer ernst meine", schimpfte Garon durch den Spalt. "Habt ihr Reagenzien dabei?"

Branwir tastete nach seinem Beutel, den er am Gürtel trug, in dem sich unter anderem einige der seltsamen Kräuter und Substanzen befanden, die ihm Nadine geschenkt hatte, in der Hoffnung, sie würden ihm irgendwann von Nutzen sein.

"Aye...das habe ich."
"Sehr gut. Wenigstens etwas..."

Branwir zuckte mit den Schultern und lehnte sich mit den Rücken neben den Spalt, abwartend, was der alte Elf sich als nächtes ausdenken würde.

"Ich möchte, dass ihr folgende Worte sprecht - naur cam...aber achtet genauestens auf die Betohnung, sonst ist es für die Katz, wie ihr Menschen zu sagen pflegt."

Branwir, der in seinem bisherigen Leben vielleicht gerade einmal zehn elfische Worte gesprochen hatte, wiederholte die Worte mehr schlecht als recht.

"Nein...nein...nein...hört mir zu...und auf die Betohnung achten..." Garon wiederholte die Worte erneut.

Branwir versuchte es wieder und wieder, aber er schaffte es einfach nicht, seinen Worten den richtigen Klang zu verleihen (Die Aussprache der Menschen ist meist hart und kantig, im Vergleich zu der melodiös klingenden Sprache der Elfen).
Nach schier endlosen Versuchen, ließ er seinen Kopf zwischen die Beine sinken und atmete erschöpft durch.

"Was heißt das überhaupt...", murmelte er.
"Was sagt ihr?"
"Was das überhaupt heißen soll...!", rief Branwir.
"Versucht es erneut...ihr werdet es schon früh genug sehen."

Branwir lehnte seinen Kopf gegen sie kalte, feuchte Wand und versuchte es wieder.

....nichts geschah.

"Hier, nehmt das hier", hörte Branwir den Mentor von der anderen Seite sagen.
Er drehte sich zu dem kleinen Spalt und guckte hindurch.
Garon legte zwei dünne Scheiben der elfischen Wegzehrung entgegen in den Spalt und schob sie mit einem schmalen Gegenstand, den Branwir nicht erkennen konnte, zu ihm rüber.
"Ihr solltet etwas essen, das fördert die Konzentration. Außerdem habt ihr, als wir Rast gemacht hatten, kaum etwas zu euch genommen und der Aufstieg war sicherlich anstrengend..."

Branwir nahm die zwei Scheiben entgegen, die so gerade eben durch den Spalt passten, und hielt sie prüfend vor die Nase. Wäre der Spalt nur wenig größer gewesen, hätte Branwir Garon sein Amulett hindurch schieben können, aber nun musste er sich mit dem elfischen Brot begnügen.

"Wie heißt das eigentlich?"
"Das sind Lembas."

Branwir biss ein Stück von einer Scheibe ab und ließ es langsam auf der Zunge zergehen. "Hm...gar nicht mal so übel." Er verzehrte beide Scheiben zügig und widmete sich wieder seiner Übung.

"naur cam..."

Er wich erschrocken zurück, als plötzlich zwei Funken von seiner rechten Hand hüpften und seine Handfläche begann, in einem rötlichen Licht zu glühen. Er hielt seine Hand offen vor sich hin und drehte sie vor seinem Gesicht, als eine kleine Flamme wie aus dem Nichts aus seiner Handfläche hervor stieg.

"Branwir...ist alles in Ordnung mit euch?", rief Garon ihm zu, als er Branwir nicht mehr hörte.

"Das...das ist fantastisch", murmelte Branwir leise und betrachtete fasziniert die Flamme auf seiner Handfläche.

"Branwir...seid ihr noch da?"

"Natürlich bin ich noch da..." Er hielt seine Hand vorsichtig vor den Spalt. "Und ich sehe jetzt, was die Worte bewirken", fügte er mit Stolz in seiner Stimme hinzu.

"Aaaaaah, sehr gut, sehr gut...", erwiderte Garon erfreut, um im nächsten Moment mit belehrender Stimme fortzufahren.
"Erwartet nicht, dass es euch von nun an immer sofort gelingen wird. Es erfordert höchste Konzentration und absolute Genauigkeit beim Ausprechen der Worte.
In eurer Sprache bedeuten die Worte in etwa Hand des Feuers. Ihr werdet mit der nötigen Übung feststellen, dass ihr das Feuer mit euren Gedanken formen könnt. Das, was ihr jetzt seht, ist nur der Anfang. Aber für diesen Moment sollte uns das genügen."

Branwir nickte stumm und die Flamme erlosch.
"Ähm...und was mache ich, wenn das Feuer erlischt?"
"Dann wiederholt ihr die Worte erneut. Weiteres erkläre ich euch später...."

Branwir sprach die magischen Worte wieder und wieder, bis sich wieder eine kleine Flamme gebildet hatte und begann sofort den Raum abzusuchen.

"Hier ist ein Regal mit sehr vielen Büchern und ein Schreibtisch mit allerlei Zeug", rief Branwir hinter sich.

"Was genau seht ihr?"

"Ähnliche Dinge wie in Ferandils Haus, aber es sieht weniger....unordentlich aus. Ah...Moment...hier ist außerdem eine Truhe."
Branwir versuchte mit seiner freien Hand die Truhe zu öffnen und fuhr mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. Ein stechender Schmerz war ihm in den Arm geschossen, in dem Moment, als er die Truhe berührte.

"Die Truhe ist mit einer magischen Schutzvorrichtung versehen!", rief er Garon zu. "Ich werde jetzt versuchen, einen Ausgang zu finden!"

"Ai...tut das. Womöglich kann ich mehr ausrichten, wenn ich zu euch stoßen kann."

Branwir suchte die Wand ab und fand schließlich eine weitere Vertiefung, die mit den beiden Schwertern gekennzeichnet war.
Er zog sein Amulett aus seinem Hemd hervor und drückte es in die Vertiefung.
Wieder gab die Wand knirschend nach und gab den Weg zu einer Treppe frei, die einen steilen Weg nach unten führte. Branwir griff nach einer Fackel, die neben dem Tunneleingang an der Wand hing und entzündete sie.
Nun, da er den Raum in seiner vollen Größe sehen konnte, ging er wieder zu dem Spalt in der Wand zurück und untersuchte die Wand dort noch einmal.

"Anscheinend gibt es nur diesen einen Weg hinaus...ich komme nicht wieder zu euch zurück."

"Dann schaut, wo er euch hinführt und...und seid bitte vorsichtig." Tatsächlich meinte er so etwas wie einen Anflug von Sorge in der Stimme des Mentor zu hören.

"Das werde ich..." Branwir stapfte mit der Fackel in der Hand los und folgte der Treppe hinab.

Die Treppe war steil, aber in gutem Zustand und er kam schnell voran. Nach einer Weile endeten die Stufen und vor ihm war ein langer gerader Tunnel. Der Stein an den Wänden war fachmännisch bearbeitet und er fragte sich, wie sein Großvater das bewerkstelligt haben mag. Er folgte dem langen Gang, bis er wieder auf eine Treppe stieß, die nun aber hinauf führte.
Er stieg die Stufen hoch, bis ihm eine massive Steinplatte über seinem Kopf den Weg versperrte. Branwir legte die Fackel vorsichtig zu seinen Füßen ab, stemmte die Platte in die Höhe und schob sie beiseite.

Sanftes Sonnenlicht erwärmte sein Gesicht, als er nach oben blickte. Er verließ den geheimnisvollen Tunnel und blickte sich um. Um ihn herum waren alte, zerfallene Mauern, die den Blick auf die Umgebung frei gaben.
Er staunte nicht schlecht, als er begriff, dass er in der alten Ruine stand, die sie am Fuße des Gebirges gesehen hatten.
Branwir lief hinaus und schaute den Berg hinauf.

Wie sollte er die beiden anderen erreichen?
 

Branwir

Bürger
Valenduil saß am Rand des großen Plateaus und ließ die Beine baumeln.
Seine Augen suchten unruhig die Umgebung ab. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, zumal er immer noch erwartete, dass bald noch mehr Harpyen auftauchen würden.

Er blickte den steilen Hang hinab.
Unten am Fuß des Berges sah er eine Gestalt, die wild mit den Armen gestikulierte und außerdem etwas zu rufen schien.
Er spitze seine elfischen Ohren und lauschte.
Plötzich sprang er hastig auf, als er begriff, wer dort unten auf sich aufmerksam machen wollte und rannte zu Garon, der in der Höhle mit den Armen verschränkt an der Wand gelehnt auf ein Lebenszeichen von Branwir wartete.

Der alte Elf zog fragend eine Augenbraue hoch, als Valenduil hereinpreschte.

"Garon...ihr glaubt nicht, wer dort unten am Berg steht!"
"So...wer denn....?"
"Der Schmied....Branwir!"
"Was? Das gibt es nicht...!"

Beide eilten zu der steil abfallenden Kante und blickten hinab.
Valenduil ließ ein Seil runter und machte sich auf den Weg, um Branwir zu holen.

Einige Zeit später standen sie wieder vereint vor der Höhle.

"Das ist sehr seltsam", murmelte Garon nachdenklich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass euer Großvater diese Gänge erschaffen hat. Selbst wenn er Hilfe hatte, warum hätte er die alte Ruine als Ausgang nehmen sollen? Ich vermute eher, dass er die Höhle durch Zufall entdeckt hat und sie ursprünglich einem anderen Zweck die..."

"Darüber können wir ein anderes Mal nachgrübeln...kommt, wir verlieren wertvolle Zeit", fuhr Branwir dieses Mal ungedultig dazwischen.
Er betrat erneut die Höhle und öffnete den Zugang zu dem versteckten Raum mit seinem Amulett.

Garon und Valenduil folgten ihm in den kleinen Raum.

"So...das ist also die Truhe..." Garon näherte seine Hand vorsichtig dem magisch verschlossenen Behälter. "Ich kann es spüren...sie ist in der Tat mit einem Schutz versehen - sogar einem sehr starken."

"Könnt ihr den Schutz aufheben?" Branwir blickte nervös auf die Truhe.

"Ich werde es versuchen." Garon breitete seine Hände über der Truhe aus, schloss die Augen und murmelte leise vor sich hin. Branwir und Valenduil starrten beide gebannt auf die Kiste.

Es dauerte nicht allzu lange und ein seltsames Summen erfüllte den Raum.
Garon öffnete mit einem Lächeln auf den Lippen die Augen.

"Damit wäre der Schutz aufgehoben." Er beugte sich hinab und versuchte die Truhe zu öffnen.

"Verschlossen....", murmelte er.

"Tretet bitte beiseite..." Valenduil trat mit einem Messer in der Hand vor. "...ich werde es hiermit versuchen."
Er hantierte eine Weile mit dem Dolch an dem Schloss herum, bis Branwir irgendwann mit gernervtem Gesichtsausdruck sein Schwert zückte, den Elf an der Schulter beiseite schob, und die Klinge mit voller Wucht zwischen Korpus und Deckel der Truhe stieß.
Er drückte die Klinge ungeachtet des Inhalts der Truhe bis zum Anschlag vor und trat dann kräftig gegen den Deckel der Truhe.

Mit einem Scheppern riess der Riegel der Truhe aus dem Holz und fiel zu Boden.

"So macht man das", brummte Branwir und öffnete den Deckel der Truhe.

Garon beugte sich seufzend hinab.
"Nur gut, dass der Inhalt eurer rohen Gewalt stand gehalten hat!" Garon untersuchte die Gegenstände in der Truhe mit prüfendem Blick.
Es war nicht verwunderlich, dass der Truheninhalt Branwirs Schwert überstanden hatte.
Insgesamt lagen nur drei Gegenstände in der Truhe, die gerade eben den Boden der Truhe ausfüllten: zwei kunstvoll verzierte, elfische Schwerter, die sorgfältig in ein rotes Tuch eingehüllt waren und ein schlicht aussehendes Buch.

Branwir nahm mit ehrfürchtigem Blick eines der Schwerter aus der Truhe und wendete es vor seinen Augen.
Das war es, was er sich eigentlich unter Schmiedekunst vorstellte. Er seufzte und legte das Schwert wieder behutsam an seinen ursprünglichen Platz zurück.
Garon hingegen schien sich weit mehr für das Buch zu interessieren.
Er untersuchte den Einband vorsichtig, als erwarte er weitere Schutzzauber und schob dann seine Finger vorsichtig unter den Buchdeckel, um es zu öffnen.

"Wieder ein Zauber", schnaufte Garon. "Ich bekomme es nicht auf!"

Er legte das Buch auf den verstaubten Schreibtisch, ließ seine rechte Hand über dem Buch schweben und murmelte wieder leise unverständliche Worte.
Nach einer halben Ewigkeit ließ er seine Hand erschöpft sinken.

"Ich...ich schaffe es nicht. Kein Zauber zeigt Wirkung."

Branwir näherte sich dem Tisch und griff nach dem Buch.
In dem Moment, als seine Finger den Buchdeckel berührten, passierte etwas seltsames.
Zwischen seinen Fingern und dem Buch, bildete sich eine grünlich schimmernde Aura, die sich langsam über das Buch ergoß und plötzlich klappte der Deckel des Buches wie von selbst auf.

Garon lachte begeistert auf. "Ein schlauer Elf, eurer Großvater...das muss ich sagen!"

Branwir nahm das Buch und begann neugierig darin zu blättern, drückte es dann aber gleich wieder Garon in die Hand.

"Hier...in elfisch geschrieben", erklärte er enttäuscht.

Garon lächelte kurz, schaute sich prüfend in dem Raum um und setzte sich auf einen alten, von Holzwürmern durchlöcherten Stuhl, den er in einer Ecke erspähte.
Er begann konzentriert die Seiten zu überfliegen. Je weiter er kam, desto sehr verfinsterte sich seine Miene.

"Was steht dort drin...etwas über schwarze Magie...etwas das uns endlich weiterbringt?" Branwir scharrte unruhig mit dem Fuß über den staubigen Fußboden.

"Nein...nicht direkt...es ist...das Tagebuch eures Großvaters..." Garon runzelte ernst die Stirn.
"Aber hört am besten selbst."

Ich bin mit meinen Forschungen einen großen Schritt weitergekommen. Wenn es mir
tatsächlich gelingt, einen direkten Zugang zu den Ahnen zu finden, kann uns das womöglich
eine vollkommen neue Sicht auf unser Volk vermitteln.


Garon las die Zeilen mit unruhiger Stimme vor und wirkte nervös.
Plötzlich blickte er Valenduil an, der immer noch neben Branwir im Raum stand.

"Würdet ihr bitte wieder draußen Wache halten?"

Valenduil nickte knapp und folgte wortlos seiner Bitte.

Garon blickte wieder ernst in das Buch und blätterte einige Seiten weiter.
"Hier ist eine Passage, die sich offensichtlich auf ein Gespräch zwischen eurem Großvater und Nadines Vater bezieht." Garon las weiter vor.

Ich kann ihn nicht davon überzeugen, welche Vorteile es uns bringen würde, wenn wir die
Ahnen direkt um Hilfe bitten könnten. Er warf mir vor, mit den Ahnen zu "spielen" und dass
mein Handeln eines Elfen unwürdig sei. Die Ahnen würden zu uns sprechen, wenn sie es für
nötig hielten und dabei sollte man es belassen, hat er mir an den Kopf geworfen.
Dennoch werde ich meine Forschungen weiterführen...ich kann nicht anders.


Garon holte tief Luft und blätterte einige Seiten weiter.

An diesem Tag ist es mir nach Jahren der Forschung endlich gelungen, mit Hilfe des uralten
Rituals, eine direkte Verbindung zu den Ahnen herzustellen. Aber das Band zwischen uns ist sehr
dünn und es fällt mir schwer, die verschiedenen Stimmen auseinader zu halten...


Garon hielt wieder inne, holte tief Luft und las eine weitere Stelle vor.

Ich habe es geschafft! Ich habe heute einen direkten Kontakt zu einem meiner Ahnen
aufgebaut. Er gab sich mir deutlich zu erkennen und nannte seinen Namen...Talandir, der
Urgroßvater meines Vaters. Leider ist die Verbindung nach kurzer Zeit abgebrochen, aber
ich werde es wieder versuchen!


Garon viel es merklich schwerer, die Texte vorzulesen. Branwir konnte nur ahnen, was ihm zu schaffen machte und hörte weiter aufmerksam zu.

Ich bin froh, dass ich meine Forschungen nie aufgegeben habe. Heute offenbarte mir
Talandir ein Geheimnis, dass die Zukunft unseres Volkes in seinen Grundfesten erschüttern wird.


"Hier ist eine Stelle, Branwir, die euch bekannt vorkommen dürfte. Er beschreibt sehr detailiert, sein Vorhaben, Nadines Vater ein weiteres Mahl von seiner Sache zu überzeugen und wie alles in einem Streit endet."

Er will mich einfach nicht verstehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nur so gehandelt habe, weil
es mir die Ahnen gesagt haben. Dennoch reagierte er mit Unverständnis und machte mir
unmissverständlich klar, dass er mir nicht mehr vertrauen würde.
Ich weiß aber, dass mein Weg der richtige ist und werde nicht wieder umkehren - nicht nach
all den Opfern, die ich erbracht habe.
Leider hat er mir mein Amulett abgenommen wodurch ich nun dazu gezwungen bin, diesen
Raum in einer anderen Gestalt zu betreten...


"Hm...meint ihr, er ist durch diesen Spalt an der Wand hindurch gekommen?" Branwir betrachtete den engen Spalt im Licht seiner Fackel.

"Womöglich", erwiderte Garon und blätterte weiter in den vergilbten Seiten.
"An dieser Stelle berichtet er davon, dass seine Frau aus früheren Tagen seinen Forschungen ebenso kritisch gegenüber stand und ihn daher verlassen hat. Außerdem erwähnt er hier eure Mutter..."

Heute war ein schwarzer Tag. Nyra äußerte ihre Zweifel an meinen Vorhaben und drohte
mir an, mich zu verlassen...wenn jemand meine Motive verstehen sollte, dann sie...


"Und hier ist noch eine weitere Passage", ergänzte Garon.

Sie hat mich heute nach einem langen Streit wutentbrannt verlassen, mein eigen Fleisch
und Blut! Zudem drohte sie mir an, den Hohen Rat von meinem "Irrglauben", wie sie es
nannte, in Kenntnis zu setzen!


"Eurer Großvater Ferandil beschreibt dann, was ihm Talandir alles offenbarte. Er versuchte ihn davon zu überzeugen, dass eine große Gefahr auf unser Volk verborgen im Dunkeln lauern würde, was Ferandil nur darin bestärkte, dass er richtig gehandelt hatte.
Aber hört selbst..."

Talandir beschwor mich, ein weitertes Ritual durchzuführen, dass mir ermöglichen
sollte, unseren Geist dauerhaft zu verbinden, damit ich er sein ganzes Wissen mit mir teilen kann.


Der alte Mentor schob seinen Finger zwischen die Seiten und las eine weitere Passage vor.

Heute werde ich das Ritual durchführen. Ich habe alle Gegenstände dafür zusammengetragen, die
Worte der Macht habe ich verinnerlicht und die Verbindung zu Talandir ist stark wie nie!


Branwir lief unruhig im Raum hin und her.

"Und was kommt dann, irgendwelche besonderen Hinweise auf das Ritual?"

"Nein...zumindest gibt es keinen Hinweis darauf, wie es vonstatten ging", antwortete Garon zögernd und fuhr sich nervös durchs Haar. Aber dafür etwas...anderes...

"Nun lest schon weiter...!" Branwir ahnte, dass das, was der Elf als nächstes vorlesen würde, nichts Gutes verheißen würde.

Garon vertiefte sich wieder in den Text...

Er hat mich betrogen...bei den Ahnen...ich hätte auf sie hören sollen...
Talandir ist kein Ahne von mir...er ist ein DÄMON!


Branwir, der das unheilige Ritual aus seinem Traum vor Augen hatte, das ihm seine Mutter gezeigt hatte, nickte nur stumm.

...ich habe die Ahnen wiederholt um Hilfe angefleht, dass sie mir einen Hinweis geben
mögen, wie ich mich von dem Dämon befreien soll. Tatsächlich habe ich eine Antwort erhalten.
Der Dämon ist ihnen nicht unbekannt gewesen...er ist ein Dämon des Hasses und des Zornes und
sein wahrer Name ist Dur'Arkon. Sie sagten mir, dass das Wissen seines wahren Namens mir die
Macht geben würde, mich von ihm zu befreien.


Garon seufzte tief und blickte Branwir an.

"Er war also im Grunde gar nicht schlecht, mein Großvater, sondern folgte dem Irrglauben, er müsste das Volk der Elfen retten", murmelte Branwir.

"Es weist alles darauf hin...aber hört euch die nächste Stelle an."

Ich spüre wie er versucht, die Gewalt über meine Gedanken zu übernehmen...fühle die
geballte Wut und den Zorn, die die "Zweifler" über die Jahre in mir genährt haben.
Er scheint sich von meiner negativen Energie zu ernähren. Ich habe die Befürchtung, dass
das auch das eigentlich Motiv seines Betruges ist...er will mich nicht töten, sondern meine Seele
vergiften, um selber an Macht zu gewinnen.
Noch bin ich Herr meiner Gedanken, aber ich muss umgehend den Hohen Rat informieren...
sie müssen etwas unternehmen...irgendjemand muss dieses "Ding" aus mir heraus holen!
Ich habe Dur'Arkon bei seinem wahren Namen genannt, aber alles was ich erntete war Hohn
und Spott. Wahrscheinlich muss jemand anderes seinen Namen aussprechen, damit seine Macht
gebrochen wird...


"Hm...und der Hohe Rat hat ihm nicht geholfen?"
"Nein...es gab ein anderes Problem", anwortete Garon und las den Text weiter vor.

Nun ist es soweit...er hat die Kontrolle über meine Zauber erlangt! Als ich mich in die Gestalt
eines Raben verwandeln wollte, um mein Versteck zu verlassen, misslang der Zauber. Der Dämon
hat mir ein Gefägnis gebaut, dem ich nicht entfliehen kann. Der Hang ist zu steil, als das ich ohne
Hilfsmittel hinunter gelangen könnte und die Tür nach außen, kann ich ohne mein Amulett nicht
mehr verlassen.


"Auf den nächsten Seiten wird die Schrift immer ungelenker und undeutlicher. Zum Ende seines Tagebuches kommt aber ein wichtiger Hinweis darauf, wie man den Dämon zusätzlich schwächen könnte...", ergänzte Garon und blickte Branwir mit einem Hauch von Hoffnung in seinem Gesicht an.

"Dann lest doch vor...worauf wartet ihr?"

Garon widmete sich wieder dem alten Text.

Heute ist etwas seltsames geschehen. Vor der Höhle begann es zu regnen. Ich ging hinaus, um
mich zu waschen, als ein Blitz am Horizont erschien. Kurz darauf habe ich starke Emotionen von der
Bestie in mir wahrgenommen, die ich als nackte Angst beschreiben würde. Er drängte mich dazu, wieder
in die Höhle zu gehen.
Ich kann meine Aufzeichnungn nur vervollständigen, wenn Dur'Arkon ruht. Es gibt Phasen, in denen er
seine Kräfte sammelt...danach sind seine Angriffe auf meinen Geist immer sehr stark. Ich habe in einer
dieser Phasen versucht, mich in einen Greifen zu verwandeln, um zum Hohen Rat zu entkommen, aber er
wurde wach dabei. Seltsamerweise scheint er noch keine Macht über meine Hände oder den Rest meines
Körpers zu haben, sonst könnte ich meine Worte nicht zu Papier bringen...aber wie lange noch...


Branwir begann allmählich wieder Mut zu fassen, als er dem Text seines Großvaters weiter lauschte.

Ich habe mir in einer seiner Ruhephasen einen Plan überlegt. Vor einigen Jahren habe ich eine Truhe
erworben, die unter Zuhilfenahme spezieller Reagenzien und magischer Substanzen, magisch versiegelt
werden kann. Wenn ich scheitere und Dur'Arkon meinen Geist übernimmt, wird er mit Sicherheit meine
Unterlagen vernichten wollen. Daher muss ich sofort handeln und aufpassen, dass er mein Vorhaben nicht
erkennt und den Plan vereitelt. Ein großer Vorteil ist, dass ich immer meine Schwierigkeiten damit hatte, diese
Art von Schutzzaubern zu wirken und auch zu bannen. Welcher Wächter musste auch jemals zuvor irgendwo
einbrechen...
Ich werde nun meinen Plan in die Tat umsetzen und mein Buch schließen. Danach wird es nur noch jemand
zerstören oder mit meinem Amulett öffnen können.
Wenn meine Aufzeichnungen in die falschen Hände geraten, könnten sie großen Schaden anrichten.
Womöglich würde jemand die Situation ausnutzen und mich nicht befreien, sondern stattdessen den
Dämon für niedere Zwecke unter seine Kontrolle bringen.
Ich habe die geringe Hoffnung, dass Nyra irgendwann unser Familienamulett zurückerhalten wird und
mein Versteck findet, auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist.
Mögen die Ahnen ihr den Weg weisen...


"Es scheint, als habe der Plan meines Großvaters funktioniert. Ferandil hat demnach die Kiste mit dieser elektrischen Energie aufgeladen, damit Dur'Arkon nicht an das Buch gelangt und der Dämon konnte aus Mangel an entsprechenden Fähigkeiten den Schutzzauber nicht bannen. Nur hat meine Mutter sein Versteck entweder nie gefunden oder hat es gar nicht erst gesucht", folgerte Branwir.

Garon nickte zustimmend, klappte das Buch zu und reichte es Branwir.

"Ihr solltet unverzüglich zu Nadine aufbrechen...."

Branwir griff nach dem Buch und schob es unter das Lederwams seiner Rüstung.

"Hm...ihr wollt nicht mitkommen?" Branwir hatte damit als letztes gerechnet.

"Nein...ich denke, dass ist eine Aufgabe für einen jungen Wächter und nicht für einen alten sturen Elf", erwiderte Garon und drückte Branwir versöhnlich mit der Hand auf die Schulter.

"Passt auf sie auf..."
 
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Nadine

Lehrling
Kampf gegen die Zeit

Es war noch in der Nacht die Dämmerung hatte bereits eingesetzt.
Branwir berührte Nadine sachte am Arm. Sie hatte wieder einen dieser schlimmen Alpträume die sie plagten seit sie von diesem Unwesen Verletzt wurde.“ Nadine…“Sei Blick war wieder voller Sorge wie schon die ganze Zeit seit seine Seldi der er zu bewachen hatte so schwer verletzt wurde Sie öffnete langsam ihre Augen sie hatten schon seit Tagen ihren Glanz verloren auch ihre sonst so kräftige Elfische Aura war nur noch ein müdes dahin flackern schwach und matt. Die junge Elfe wusste eben so wie Branwir das Hrorr aus Bloodhaven wahre Worte sprach über Ihre Wunde und dessen Verlauf bei ihrem letzten Besuch in Bloodhaven. Sie wussten das die Zeit drängte und sie sich dem „Dhaza Dioy „ Was übersetzt in der Sprache der Menschen „Das Namenlose Tor „ hieß Stunde um Stunde näherte.
Das dunkle wabbern der Wunde schien sich mit jedem Tag weiter aus zubreiten und langsam aber sicher den zierlichen Körper der Elfe einzunehmen. Sie seufzte wider leise auf als der Schmerz sie wieder überkam.“ Seldi ….wir sollten los.“ Drängte Branwir die junge Elfe.
„Wir müssen nach Bloodhaven zu diesem Hrorr und dem Mädchen.“
Nadine hörte seine Worte aber sie klangen sehr weit weg von ihr entfernt aber sie reagierte nicht auf seine Worte. Branwir packte sie an den Schulter in seiner Stimme klang Verzweiflung und Furcht.“ Verdammt Nadine, du MUSST sonst stirbst du!“ Dabei schüttelte er sie. Das war wieder einer dieser Momente wo man merkte das Branwir sich seiner Kraft nicht ganz bewusst war als er die zerbrechlich wirkende Elfe schüttelte.
Sie Schluckte trocken und raffte sich auf. Die Templer des RI-Ordens hatten sie im Haus des Gouverneurs von Vesper untergebracht bis der Bau ihres Tempels abgeschlossen war. Sie blickte ihn an mit weiten Augen als sie so rüttelte. Er hörte sofort damit auf als er ihren Blick merkte.
Etwas verlegen weichte er ihrem Blick aus und half ihr dann sich Reisefertig zu machen und sie begaben sich auf direkten Weg nach Bloodhaven. Die Reise verlief ohne weitere Vorkommnisse.


Nadine und Branwir erreichten das Fürstentum und man sah der jungen Elfe die Anstrengung der Reise merklich an, ihr Zustand verschlechterte sich stetig. Die beiden kamen am der Magieakademie vorbei und liefen Elena direkt in die Arme. Das temperamentvolle Mädchen mit den feuerroten Haaren blickte beide mit offenem Mund an und schluckte trocken als sie Nadine sah wie mitgenommen sie seit dem letzten Besuch aussah.“ Verdammter Dreck!“ brach es aus ihr heraus.“ Sie sieht ja schrecklich aus!“ Danach begrüßte sie sie beiden erst.
„Kommt bringt sie zu Hrorr, folgt mir.“ Sagte sie sichtlich erschrocken und führte die beiden in den Palast vom Bloodhaven.
Der Palast war in der Halle leer.“ Wo zum Teufel ist dieser Tunicht?“ fluchte Elena leise vor sich hin.
„Das haben wir gleich.“ Sie ging zu dem Thron vom Fürsten Baal Draco stellte sich auf Zehenspitzen und zog sich auf den Thron. Elena wusste es das Hrorr es jedes Mal merkte wie auch immer wenn sie das tat und sich jedes Mal maßlos darüber aufregen zu schien. Elena würde lügen wenn sie nicht zugeben würde dass sie es genoss ihn in Rage zu sehen. Sie horchte auf als sie von oben ein Geräusch hörte. Schnell rutschte sie vom Thron.“ Ich geh oben nachsehen“ sagte sie flüchtig zu Nadine und Branwir eh sie die Treppe nach oben Eilte.
Das junge Mädchen hoffe das Baal oben war, zurück von seiner Reise. Aber sie wurde enttäuscht, es war Hrorr der sich an einem dicken Buch im Regal zu schaffen machte es herausnahm und darin blätterte. Elena hielt einen Moment Inne und beobachtete ihn still.
„Was willst du?“ fragte er sie mürrisch ohne sich zu ihr umzudrehen. Währe nicht Besuch aus Trinsic hier währ das ganze wieder in ein Desaster ausgebrochen wie jedes Mal wenn Elena und Hrorr aufeinander trafen. Bis jetzt blieb es immer nur bei Wortgefechten aber Elena spürte das es wohl nicht dabei bleiben würde.“ Du hast Besuch.“ sagte sie eben so mürrisch als sie seinen Anblick ertragen musste.
„Wer ist es?“ Der Wortwechsel der beiden war knapp und nur das nötigste wurde gesprochen.
„Die aus Trinsic sie sieht sehr schlecht aus.“ Drehte sich den um und ging einfach, alleine schon um ihn klar zu verstehen zu geben das sie vor ihm kein Respekt hatte.

„Er kommt gleich“ sagte sie wieder lächelnd zu den beiden und setzte sich gerade Extra auf den Thron um Hrorr zu reizen.
Es dauerte nicht lange und Hrorr kam die Treppe hinab. Sein Blick stolz und arrogant wie immer. Als er Elena auf dem Thron sitzen sah wie sie die Füße entspannt baumeln ließ bekam der gute Hrorr für einen Moment eine regelrechte Gesichts Entgleisung. Das man gut unter der Kapuze erkennen konnte, die er immer auf hatte. Elena wusste nicht wieso aber vielleicht würde sie es einmal herausfinden was er für einen Kult mit dieser Kapuze betrieb “ ELENA!! runter sofort oder ich lasse sich einsperren!!“ fuhr er sie an sehr ungehalten.
Elena zu ihm „Du trauriges Ausgang einer Liebesgeschichte zwischen einem Frosch und einem Imp DU hast mir har nichts zu sagen.“ Sie bewegte sich dann leichtfüßig vom Thron und stellte sich zu Nadine und Branwir als sie es erreicht hatte was sie wollte.



Branwir tratt hervor und begrüßte Hrorr und erzählte ihm von seiner Reise und dem Ergebnis was er aus Ilshenar dabei hatte.
Branwir: Der Dämon hat eine Schwäche, er reagiert sehr empfindlich auf Blitze das konnte ich aus den Aufzeichnungen meines Großvaters entnehmen.
Branwir atmete tief durch man merkte ihm an das ihm die Tatsache das gerade SEIN Großvater darin verstrickt war so gar nicht behagte.
Branwir: Uns bleibt nur eine Möglichkeit den Dämon zu erlegen.
Wir müssen ihn wo hinlocken wo er keine Chance hat sich weg zu teleportieren! Es darf kein Loch und kein Spalt in dem Raum sein der ihm die Möglichkeit gibt zu flüchten.

Hrorr der sich inzwischen auf den Thron gesetzt hatte betrachtete die junge Elfe nachdenklich.
Hrorr: Sie sieht schlecht aus wie wird nicht mehr lange am Leben sein.
Nadine schluckte trocken und stand nur da wie weggetreten. Kein Wort verließ ihre Lippen.
Sie hatte ihre Augen geschlossen und in Gedanken“: Ai…ich werde sterben denn gegen diese Magie ist meine relative Unsterblichkeit nicht gewappnet.
Demon, du scheinst dunkler als die Nacht, du bist älter als das Licht. Du dringst ein, betäubst den Geist .Du verdunkelst mein Gemüt du verführst und du entweihst. Du erscheinst in meinem Traum. Du liebkost mein reines Herz. Ich frage dich nur eins WARUM! Warum gerade ich?.
Die junge Elfe wurde aus den Gedanken gerissen als sie die Hand von Branwir an ihrer Schulter spürt und wie er sie voller Sorge anblickte.“ Nadine alles in Ordnung?“
„Ich habe solch durst“ sagte sie leise und schluckte wieder trocken.

Hrorr, charmant wie er immer war zu Elena“ Bring ihr was zu trinken.“ In einem Befehlston der das junge Mädchen schon wieder erregte und es sich zeigte in dem der Thron auf dem Hrorr saß zu wackeln anfing.“ Lass das!“ fuhr er sie an. Währe es nicht um die Leute aus Trinsic gegangen hätte sie sich nicht so einfach weg schicken lassen.
Sie dachte an Baals Worte“ Ruhe , Gelassenheit und Geduld“ atmete tief durch.


„Aye“ sagte sie und eilte die Treppe hoch in das Arbeitszimmer von Baal , denn Elena wusste dass er da meist einen Wein hatte den er immer genüsslich trank wenn sie bei ihm war. Was Elena nicht wusste das es alles andere als Wein war.
Hastig griff sie das Glas mit der roten Flüssigkeit die sie für Wein hielt und eilte nach unten und reichte den Kelch Nadine.
„Danke“ sagte Nadine entkräftet nahm den Kelch und führte ihn an ihre Lippen.
Bevor sie aber ein Schluck trinken konnte reichte sie hastig den Kelch Branwir, drehte sich um und rannte aus dem Haus hinaus.
Alle 3 blickten ihn überrascht nach. Branwir schaute den Kelch an und fragte die beiden Bloodhavener was das für Wein sei.

Hrorr schien zu wissen was sich in dem Kelch befand.“ Ich denke das ist der „Wein“ des Fürsten.“
Elena nickte.“ Aye den hat er immer oben.“ Hrorr und Branwir eilten dann Nadine hinter her nach draußen und Elena nahm den Kelch und ging wider die Treppe damit hoch ihn zurück zu stellen von wo sie ihn genommen hatte,
Branwir fand Nadine an eine große Tanne er hat noch mitbekommen das sie sich übergeben musste.
Er stützte sie wieder und Hrorr sagte sie sollte sich in der Taverne etwas ausruhen und trinken. Die drei gingen zu der Taverne und setzten sich an die Bar,Nadine bekamm erst mal einen Krug Wasser den ihr Hrorr bestellt hatte. Sie blickte sich nicht weiter um was wohl auch besser war den dieser Ort war alles andere als ein jener an dem sich eine junge Elfe aufhalten sollte, überall lagen auch hier Gebeine und Schädelknochen herum und andere Dinge dessen Herkunft man gar nicht erst wissen wollte. Branwir fühlte sich hier auch ziemlich unwohl was Hrorr wohl auch zu merken schien aber dazu nichts sagte.
Hrorr: Was habt ihr nun vor?
Branwir: Ich denke die einzigste Chance an den Dämon zu kommen das er in einen Raum gelockt wir, und er dann mit Blitze vernichtet wird.
Branwir: Ich weiß nur nicht wie viel Magiere benötigt werden dafür“ Er blickte dabei Hrorr fragend an der Nadine nachdenklich betrachtete.
In der zwischen Zeit kam Elena bei der Tür herein und setzte sich auf einen der Hocker und schaute Nadine sorgevoll an.
Hrorr: Wir werden sie hier“ dabei nickte er in Elenas Richtung.“ mit nehmen müssen, solange sie sich unter Kontrolle hat.“
Man konnte die Luft zwischen den beiden regelrecht knistern hören. Branwir blickte Elena einen Moment forschend an dann auf Nadine.
Branwir: Wir müssen Nadine als Köder hinlegen denn sie ist es was der Dämon will, wir müssen in direkter Nähe bleiben und sie schützen wenn er kommt.
Elena: Aber wenn er sie erwischt sie ist doch so wehrlos.“
Branwir: Deswegen müssen wird nah bei ihr sein um sie zu schützen.
Nadine hatte sich mit dem Körper auf die Theke gelegt so kraftlos war sie geworden.
Hrorr: Ich kenne ein paar Höhlen im Osten da können wir hin, sie haben nur einen Eingang.
Branwir nickte: Dann lasst uns Nadine gut einpacken damit sie nicht so in der feuchten Höhle liegt.

Alle standen auf und Branwir stützte die junge Elfe die nun so weit geschwächt war das sie nicht mehr alleine stehen konnte. Hrorr war schon nach draußen verschwunden und Elena und Branwir warteten vor der Taverne auf Hrorr. Es dauerte nicht lange und er kam zurück mit einer dicken Wollrobe für Nadine eine Decke und ein paar Fackeln. Hrorr merkte das Nadine kaum ansprechbar noch war und schüttete ihr ein Glas kaltes Wasser in das Gesicht was er von der Taverne noch dabei hatte. Branwir bekam auch ein paar Wasserspritzer ab und blickte Hrorr vorwurfsvoll an.
Hrorr: Verzeiht, aber es ist nötig das sie wach bleibt. Versicherte er entschuldigend,
Branwir der dabei war Nadine das Gesicht trocken zu wischen.
Branwir setzte Nadine auf sein Pferd und führte es hinter Hrorr nach. Elena ging neben Nadine her und hielt ihr Bein das sie nicht vom Pferd rutschte. Sie gingen einige Minuten bis sie die besagte Höhle erreichten.

Hrorr zeigte Branwir die Höhle und er blickte sich um.
Branwir: Schein gut zu sein ihr kümmert euch um Nadine ich suche alles ab das sie auch wirklich dicht und alles zu.
Hrorr blickte dem jungen Mann nach und half Elena dann das Lager für Nadine zu richten.
Es grenzt schon fast an ein Wunder das die beiden so friedlich zusammen agierten.

Sie legten den weichen Schlafsack aus und Hrorr hob die Elfe vom Pferd auf das Lager und legte sie vorsichtig ab. Elena deckte sie dann gut zu mit den mitgebrachten Decken und steckte ein paar Fackeln um die Stelle.
Elena: Wird sie es schaffen?“ Leise zu Hrorr und man merkte in ihrer Stimme die Furcht das Nadine sterben würde..
Hrorr: Wird sich zeigen, das „Gift“ frisst sich immer weiter in sie hinein.
Elena: Aber warum denn?
Hrorr: Vielleicht soll sie sein Kind austragen.
Elena blickte Nadine an dann wider zu Hrorr: Ach quatsch die ist doch so dünn.
Hrorr musste über ihre Aussage schmunzeln: Nein Nein, es währe dann in ihr und würde sich an ihrem Körper laben und ernähren bis sie tot ist.
Die eigensinnige Magierin verzog angewidert das Gesicht bei dem Gedanken:
Hrorr: Wenn der Demon kommt, blicke ihm NICHT in die Augen hörst du?
Sie nickte mit dem Kopf.“aye“ohnw ihm zu widersprechen.
Hrorr trat an das Lager zu Nadine und blickte sie an sein Blick war voller Mitleid und auch seine Stimme hatte nicht diesen harten Tonfall wie sonst.“ Armes Geschöpf“ sagte er leise.
Elena zog eine Braue hoch und blickte ihn komisch an. Was hatte er nun erwischt das er mal nicht so ein,ein ……. was sie gerade dachte schreibe ich nun besser nicht aber ihr könnt es euch ja sicherlich denken. Hrorr hatte sich an die Felswand gelehnt und schien zu meditieren, er hatte seine Augen dabei geschlossen. Elena wich Nadine nicht von der Seite.
Nadine atmete flach manchmal war sie ihren Kopf hin und her. Man spürte regelrecht was für einen Kampf sie gerade innerlich durchmachte.
Die junge Seldi war weit weg mit ihren Gedanken sie bekam nicht wirklich mit was um sie geschah sie hörte die vertraute Stimme von Elena und die des Statthaltes von Bloodhaven, Sir Hrorr. Sie verfiel wieder in ihre Gedanken.
Rad des Schicksals halte nicht an.
Durchbrich den Zirkel des Geschehens
Der ewige Lauf der Zeit,
sind die Speichen der Unendlichkeit…….Danach verlor sie das Bewusstsein.









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Branwir

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Austreibung​

"Hoffen wir mal, er schluckt den Köder..."

Die Worte Hrorrs hallten noch in Branwirs Kopf nach, als er sich zu ihm und Elena hinter den großen Felsvorsprung schob.
Sein Blick fiel auf Nadine. Seine Seldi lag entkräftet und totenbleich in Decken eingehüllt auf dem steinernen Höhlenboden. Das Licht der Fackeln tanzte unruhig über ihr schmerzverzehrtes Gesicht, das den Kampf, der in ihrem inneren tobte, widerspiegelte.
Er wusste, dass ihr nur noch sehr wenig Zeit blieb. Ihre Aura war mittlerweile zu einem dünnen, kaum noch wahrnehmbaren Schleier zusammengeschmolzen und ließ erahnen, dass sie nur noch wenige Schritte von dem Namenlosen Tor entfernt war.
Branwir schluckte trocken und rang mit seinen Gefühlen. Am liebsten wäre er zu ihr gelaufen und hätte sie schützend in seine Arme geschlossen, anstatt sie in dieser feuchten, kalten Höhle halbtot auf dem Boden liegen zu lassen.
Aber es musste sein. Er wollte sie...und nur sie!
Dennoch weckten Hrorrs Worte seine Zweifel. Er wusste nicht, wie sehr der Dämon die Oberhand über die Gedanken seines Großvaters hatte. Vielleicht würde sich der Dämon in seiner Gier anlocken lassen, aber würde Ferandil nicht so schlau sein und die Falle bemerken?
Eine fast leblose Elfe auf dem Boden einer einsamen Höhle erschien ihm selber nicht allzu überzeugend, aber was sollten sie tun...es war ihre letzte Chance!

Während er noch darüber nachgrübelte, blickte er zu Hrorr und Elena.
Die beiden waren nicht gerade die ideale Unterstützung, die er sich erhofft hatte.
Auch wenn Nadine Elena mochte und ihr vertraute, konnte er seine Gefühle für sie nicht ablegen. Er misstraute ihr noch immer. Ihre freundliche Art gegenüber Nadine hatte sein Bild von ihr zwar etwas verbessert, dennoch blieben Zweifel.
Branwir musterte das kleine Mädchen, wie sie mit ihren roten Augen zu schmalen Schlitzen verengt konzentriert da stand und den Höhleneingang beobachtete.

Sein Blick wanderte zu Hrorr. Der Diplomat aus Bloodhaven erschien ihm nicht weniger merkwürdig. Das Gesicht des Elfen war größtenteils von der Kapuze bedeckt, die Hrorr, seitdem sie sich das erste Mal gesehen hatten, nie abgelegt hatte.
Abgesehen von einer auffälligen langen Narbe auf der rechten Wange, gewährte die Kapuze nur wenig Sicht auf sein restliches Anlitz.

Branwir atmete leise tief durch. Er hatte eigentlich gehofft, noch jemanden aus dem Tempel der RI als weitere Unterstützung gewinnen zu können, aber die Zeit hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Dann gäbe es hier wenigstens eine Lichtgestalt", dachte er bei sich und wendete seinen Blick von Hrorr und Elena ab.

Er spürte die klamme Luft und die feine magische Barriere, die Hroor und Elena um sie herum aufgebaut hatten. Sie durften keinesfalls der Bezauberung des Dämons verfallen...sie mussten dieses Mal wach bleiben!

Branwir starrte, die Arme auf sein Schwert abgestützt, den Höhleneingang an...

Es verging eine Stunde, vielleicht auch mehr, als sich plötzlich im Eingangsbereich der Höhle etwas zu regen schien.
Branwir schloss seine Hand fester um den Griff seines Schwertes und hielt den Atem an.

Die dunkle Gestalt schlüpfte fast unhörbar in die vom Licht der Fackeln schwach erleuchtete Höhle und näherte sich schleichend und sehr vorsichtig dem Körper der verletzen Elfin. Sie war eingehüllt in eine schwarze Robe und ihr Gesicht war zu einem Großteil von der tief in die Stirn gezogenen Kapuze bedeckt.
In ihrer rechten Hand schimmerte unheilvoll die spitze Klinge eines langen, gezackten Dolches, die von einem dunklen Schleier umgeben wurde. Dieselbe dunkle Aura, die sich in den vergangenen Tagen tiefer und tiefer in Nadines Körper gefressen hatte.

Wenige Schritte vor Nadines reglosem Körper hielt die finstere Gestalt inne und blickte sich verstohlen um.

"Verdammt...darauf wird er nicht reinfallen...", dachte sich Branwir und zuckte im nächsten Moment erschrocken zusammen, als er für einen kurzen Augenblick in das Gesicht seines Großvaters blicken konnte, das dieser ihm plötzlich zudrehte.
Die Gesichtszüge des alten Elfen wirkten auf das entsetzlichste entstellt. Er konnte nur noch erahnen, wie Ferandil einst ausgesehen haben mag.
Die Haut war fast schwarz und ledern, tiefe Furchen zogen sich über beide Wangen.
Darüber funkelten zwei hasserfüllte, bernsteinrote Augen.

"Es ist soweit, versperrt die Höhle!" Branwir trat aus dem Schatten heraus und rief Hrorr und Elena die Worte zu.
Die beiden stürmten hinter dem Felsvorsprung hervor und bauten sich hinter Branwirs Rücken vor dem Höhleneingang auf.
Im nächsten Moment wurde die Höhle von magischen Worten erfüllt und vor dem Höhleneingang zog sich eine steinerne Wand auf.

Branwir, der der dunklen Gestalt seines Großvaters am nächsten stand, baute sich breitbeinig hinter ihm auf und hob sein Schwert, bereit ihm das Leben zu nehmen.

Ferandil oder das, was der Dämon von ihm übrig gelassen hatte, fuhr mit einem lauten Aufschrei herum, als er begriff, dass er in eine Falle gelaufen war. Seine roten Augen blitzen Branwir agressiv an. Sein Gesicht verzog sich zu einer häßlichen Fratze, sein Mund öffnete sich weit und gab den Blick frei auf eine Reihe spitzer, weißer Zähne.

"Das ist lächerlich...ich werde...", brüllte er, hob die Hände über seinen Kopf und murmelte daraufhin einige magische Worte in elfischer Sprache, während er seinen Blick auf die Barriere vor dem Höhleneingang richtete.
Hrorr sprach im selben Augenblick einen Schutzzauber, wohl die Gedanken Ferandils erahnend und die magischen Worte des verdorbenen Elfen verhallten im Nichts.

Für einen kurzen Augenblick schien Ferandil irritiert zu sein, als ihm klar wurde, dass er dem magischen Gefängnis nicht entkommen konnte.
"Was...was ist hier...", murmelte er und ließ seine Hände sinken.
Branwir nutzte die Gelegenheit und preschte auf Ferandil zu, der aber im nächsten Moment seine Arme wieder hob, mit den Händen einen Halbkreis über seinen Kopf zog, etwas unverständliches murmelte und direkt vor sich eine Mauer aus Flammen emporsteigen ließ. Branwir hielt schützend seine Arme vor sein Gesicht und taumelte vor den heißen Flammen zurück.

"Ich habe lange darauf gewartet, mein Werk zu vollenden..."
Ferandil schrie Branwir die Worte entgegen, fuhr wieder herum und schritt entschlossen auf Nadine zu, die immer noch ohne eine Regung und vollkommen wehrlos auf dem Höhlenboden lag.
"...nun ist es soweit!"

Branwir nahm seine Arme wieder hinunter und blickte entsetzt auf seinen Großvater und Nadine, die nur noch wenige Schritte voneinander getrennt waren.

"Halt...Dur'Arkon!" Branwir brülle er dem Dämon seinen waren Namen hinterher.
Er wusste nicht, ob sein Plan funktionieren würde, aber er musste es versuchen.

Und tatsächlich...

Ferandil blieb wie angewurzelt stehen, drehte sich zögernd zu Branwir herum und starrte ihn aus seiner häßlichen Fratze an.

"Es reicht, Dur'Arkon...", wiederholte Branwir den Namen des Dämons.
"Du hast ihn lange genug benutzt...gib Ferandil endlich frei!"

Hinter Branwir trat Hrorr hervor: "Elena, mach dich bereit!" Magische Worte verließen seine Lippen und knisternde, elektrische Ladungen sprangen über seine Fingerspitzen.
Elena stürmte von der anderen Seite heran und folgte seinen Worten. Sie hob ihre Arme, sprach die ihm bekannten magischen Worte und ließ im selben Moment wie Hrorr mehrere Blitze auf den Körper Ferandils herabfallen.

Der Körper des vom Dämon entstellten Elfs zuckte und wankte, als die elektrischen Entladungen ihn durchfuhren.
Ferandil brüllte ihnen wutenbrannt seine magischen Worte entgegen und wieder tat sich ein Meer aus Flammen zwischen dem Dämon und den Dreien auf.

"Er wird schwächer..." rief Hrorr Elena zu und konzentrierte sich wieder auf den nächsten Zauber.
Elena rief einen Schutzzauber herbei um sich und die anderen beiden vor den Flammen des Dämons zu retten.

Branwir versuchte weiter zu Ferandil vorzudringen und einen Weg durch die Flammen zu finden.

Wieder zuckten Blitze von der Höhlendecke hinab und schlugen in Ferandils Körper ein.
Der verdorbene Elf schrie unter Schmerzen auf, taumelte und fiel auf die Knie.
Im nächsten Moment erloschen die Flammen, die ihn von Branwir und seinen Helfern getrennt hatten.
Branwir trat erhobenen Schwertes an seinen Großvater heran, bereit, seinem Leben ein Ende zu bereiten.
Die rot leuchtenden Augen seines Großvaters funkelten ihn von unten an.

"Tu es....verdammt", fluchte Elena im Hintergrund.

Branwir holte mit seinem Schwert aus, hielt dann aber plötzlich inne und starrte seinen Großvater an.
Dessen Gesicht wurde zunehmens heller und schien fast transparent zu werden, als der Dämon begann, die besessene Hülle freizugeben.
Auch Elena und Hrorr standen für einen Moment wie gebannt da, als über dem knieenden Körper des alten Elfes etwas dunkles emporstieg.
Zuerst erkannten sie nur schemenhaft eine dunkle, undeutliche Gestalt, die sich dann urplötzlich in ein abscheuliches Ungeheur verwandelte.
Die grauenhafte Bestie, die etwa so groß war wie Branwir, breitete zwei riesige mit Krallen bewehrte Flügel aus und erhob sich mit zwei mächtigen Flügelschlägen in Richtung Höhlendecke.
Der Körper des befreiten Elfs fiel zu Boden und wurde kurz vor dem Aufprall auf dem harten Stein von Branwir aufgefangen.

Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatten, bauten sich Hrorr und Elena unter dem Dämon auf, richteten ihre Hände auf ihn und ließen mit geballter Kraft eine Ladung Blitze auf das Ungetüm hinabregnen.
Der Dämon schrie gellend auf, sein häßlicher Leib zuckte in dem Meer aus Blitzen und wurde in der Luft umhergeschleudert.
Plötzlich gab es einen ohrenbtäubenden Knall und der Leib des Dämons zerbarst in einer Wolke aus schwarzem Staub.

Für einen Augenblick füllte sich die gesamte Höhle in absolute Dunkelheit...

Hrorr war der erste, der ein Wort herausbekam.
"Lithos sei gelobt!"
Elena stand mit ihrem Magierhut da und starrte die Höhlendecke an, an die eben noch das Untier seinen riesigen Schatten geworfen hatte.
Branwir kniete am Boden und hielt die reglose Hülle seines Großvaters in den Armen.

Hrorr blickte zu Nadine, die immer noch leblos am Höhlenboden lag, wie sie sie vor dem Kampf dort verlassen hatten.

"Ist sie...?" Flüsterte Elena.

"Ich weiß nicht...", erwiderte Hrorr. "Die Wunde sollte jetzt heilen."

Branwir legte seinen Großvater vorsichtig ab, sprang auf und lief zu Nadine.
Er beugte sich zu ihr hinab, nahm sachte ihren zierlichen Körper auf und stütze ihren Oberkörper an seine Brust.

"Aber...aber sie ist doch nicht...", murmelte Elena aufgebracht.

Hrorr betrachte Elena und Branwir nacheinander ernst und klopfte sich den schwarzen Staub von der Robe.

Branwir blickte ängstlich in Nadines bleiches Gesicht.
"Hey...es ist vorbei..."
Aber sie regte sich nicht.

Hrorr lehnte sich indes an den kalten Fels und betrachtete den reglosen Körper des gefallenen Elfen.
Die Gesichtszüge des alten Elfen sahen sonderbar verzerrt und uralt aus.
"Verdammter Elf", murmelte Hrorr.

"Nadine...", flüsterte Branwir und strich Nadine sanft mit seiner Hand über die Wange.
"...wach auf." Seine Stimme füllte sich langsam mit Panik, als sie immer noch nicht reagierte.

Langsam kam das Leben zurück in den Körper der jungen Elfin und Nadine kam wieder zu sich.

"Hey...wach auf!" Branwir war kurz davor, ihren zarten Körper durchzuschütteln.
"Langsam, junger Freund", fuhr Hrorr dazwischen. "Sie braucht Zeit, sich zu erholen..."
Branwir blickte erleichtert auf Nadine hinab und nickte.
"...ich dachte sie sei..."

Hrorr beugte sich zu Nadine hinab, um ihre Wunde zu untersuchen. Er schob die Decken beiseite, öffnete ihren Mantel und betrachtete den Verband.
"Hm..." Mehr kam nicht über seine Lippen.
Branwir schaute auf den Verband und verstand sofort, was er meinte. Die unheilvolle, dunkle Aura zog immer noch ihre Bahnen durch Nadines Körper. Selbst außerhalb des Verbandes war noch eine Spur davon zu erkennen.
Branwirs Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sollte etwa alles vergebens gewesen sein?
"Verdammt, warum ist die Wunde immer noch vergfiftet...?"
Nadine flüsterte etwas in seinen Armen auf elfisch, das er nicht verstand und schloss die Augen. Panik machte sich wieder in ihm breit.

"Branwir...."

Branwir drehte sich erschrocken um. Der totgeglaubte Leib seines Großvaters regte sich.
Ferandil versuchte sich hochzustemmen, viel aber wieder entkräftet zu Boden.
Elena war kurz davor, dem alten Elf ihr Zauberbuch über den Kopf zu ziehen, hielt aber im letzten Moment inne, als dieser wieder zusammenbrach.
"Gebt dem alten doch mal was zu trinken", meinte Hrorr und blickte zu Ferandil hinab.
Elena schob dem alten Elf eine Feldflasche an die Lippen.
"Nein....nein...bitte bringt mich zu ihr", murmelte Ferandil. Er begann zu husten und nach Luft zu ringen. Blut quoll über seine Lippen.
Hroor nickte Branwir zu. "Eure Entscheidung...."
"Ich denke...die Gefahr ist gebannt", erwiderte Branwir.
"Bitte...ich muss zu ihr", flüsterte, ja flehte Ferandil fast.
Branwir nickte stumm und griff nach seinem Schwert.
"Ich achte auf sie..."

Elena stütze den alten Elfen, der unter Schmerzen stöhnend loswankte und sich neben Nadine auf Knien niederließ.
"Nun...was hast zu sagen", brummte Branwir ernst und hielt ihm sein Schwert an die Kehle.
Ferandil machte eine kurze Bewegung mit den Händen, als wollte er Nadine berühren, zog seine Hände aber wieder zurück.
Nadine, die bislang das Geschehen stumm mitverfolgt hatte, blickte ihn von unten mit schmalen Augen an.
"Es..." Ferandil hustete wieder Blut. "Es...es tut mir so unsagbar leid...Seldi...
Ihr...ihr musstet so viel Leid ertragen...
Ich weiß...dass das, was ich getan habe, nicht zu entschuldigen ist...aber ihr..."
Er hustete wieder erbärmlich.

Nadine wich seinem Blick aus und drehte ihr Gesicht beiseite. Branwir ahnte, wie sehr es ihr, nach allem was passiert war, schwerfallen musste, den Anblick Ferandils zu ertragen.

Ferandil rang nach Atem. "Ihr müsst mir glauben...ich wollte das alles nie...er hat es mit befohlen, mir es in mein Gehirn gebrannt.

Nadine blickt ihn nach wie vor nicht an, nickte aber nach einer Weile langsam.

"Ferandil...", sagte Branwir. "Ich verstehe das nicht...warum sie...wieso das alles?
"Es...es war wegen meiner Tochter. Sie hatte sich auf die Seite ihres Vaters gestellt." Er rang merklich schwerer nach Luft. "Der Zorn machte mich rasend...sie...sie war alles was ich hatte."

Nadine blickt wieder zu ihm herauf, als er diese Worte sprach. Eine Spur von Mitleid war in ihren Augen zu sehen.

"Der...der Dämon..." Ferandil hustete stark, als wenn das Blut begann, seine Lungen zu füllen. "Er hat sich an meinem Hass geweidet....hat die negativen Gefühle verstärkt...
Er hat mich dazu verleitet, Dinge zu tun, die ich nie...getan hätte, wenn..."
Er presste die Lippen zusammen und blickte zu Boden.

Nadine wandte wieder ihr Gesicht ab. Sie wusste nur zu gut, wovon er sprach...

"Aber warum ist die Wunde immer noch verflucht?" Branwir blickte seinen Großvater fragend an.
"Ganz einfach mein Junge...", erwiderte Ferandil mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen.
"Weil der Fluch der Klinge an mich gebunden ist..."
Elena blickte Hrorr fragend an.
"Ich verstehe nicht...", erwiderte Branwir leise.
"An mein Leben...", erklärte Ferandil.

Branwirs Blick wanderte auf sein Schwert, während Hroor und Elena gespannt zuhörten.
Er spielte ernsthaft mit dem Gedanken, seinem Großvater das Schwert in die Brust zu stoßen und das bitterböse Spiel zu beenden. Plötzlich spürte er eine zarte Berührung auf seiner Waffenhand. Er blickte überrascht auf Nadines zierliche Hand, blickte dann sie an.
Die junge Elfin blickte im allessagend in die Augen.

"Nadine Morje'...", sprach Ferandil weiter, immer wieder unterbrochen durch Husten und dem Ringen nach Luft, während das Blut über seine Unterlippe lief.
"...ich weiß, was ihr erleiden musstet, aber...aber...bitte...habt erbarmen."
Der alte Elf wankte und viel fast zu Boden. Branwir legte sein Schwert zur Seite und stützte ihm mit der frei gewordenen Hand ab.
Nadine blickte Ferandil in die Augen.
"Branwir, bring ihn zu einem Heiler", sagte sie zu Branwir mit ernstem Unterton.
Bevor Branwir etwas tun konnte, fuhr Ferandil bereits mit erhobener Hand dazwischen.
"NEIN...nicht zu einem Heiler."
"Ich wünsche es...", erwiderte Nadine mit Nachdruck.
"Ein junges Leben für ein altes...", murmelte Hrorr im Hintergrund zu sich selbst.

Ferandil zog mit letzter Kraft seinen gezackten Dolch, hielt ihn dieses Mal aber an sein eigenes Handgelenk.
"Wenn ihr mich wegbringt....werde ich..." Er hustete wieder zwischendurch und hatte Mühe, den Dolch in den Händen zu halten. "...werde ich mein Leben selber beenden...ihr...ihr werdet nicht für mich sterben....
Ich wünsche nur eines..." Er hustete wieder erbärmlich und verschluckte sich immer wieder.
"...dass ihr mir vergeben könnt..."

"Nadine...er...er ist schon fast tot..." Branwir legte seine Hand auf die ihre und blickte sie ernst an.

"Ich vergebe euch...all dies...", sprach Nadine zögernd.

Kaum hatte sie die Worte zu Ende gesprochen, glitt der Dolch aus Ferandils Fingern zu Boden. Der alte Elf wankte einmal nach vorne, dann wieder zurück, schloss die Augen und fiel dann mit einem Stöhnen zurück.

Nadine schloss die Augen und wandte den Blick ab.

Branwir löste langsam seinen Griff um seines Großvaters Arm, als dieser zusammenbrach. Ferandil atmete noch einmal tief ein und verstummte dann...

Branwir blickt auf Nadines Verband.
"Da...seht...Die Wunde..."

Elena beugte sich zu Nadine hinab. Ihre Stimme erhellte sich.

"Das Schwarze...es zieht sich zurück..."
 

Branwir

Bürger
Vergessen​

Es hatte sich zurückgezogen, das Schwarze, das abgrundtief Böse und Dämonische.
Und auch wenn es eine ganze Zeit gedauert hatte, bis Nadine wieder vollständig genesen war, erholte sie sich bemerkenswert rasch.
Branwir und sie verbrachten einige sehr schöne Tage in Ilshenar, Nadines Heimat und genossen die Zeit zu zweit.
Eigentlich hätten sie nun glücklich sein können, aber der Frieden währte leider nur für kurze Dauer...

Branwirs Füße wirbelten trockenen Staub von der Straße auf, während er in Gedanken versunken vor dem alten Hasel her stapfte.
Das treue Tier trottete hinter ihm mit allerlei Dingen beladen in Richtung des kleinen Waldpfades, der zu dem baufälligen Haus am Meer führte, dass Branwir und sein Vater ihr bescheidenes Heim nannten.
Branwirs Gedanken beschäftigten sich, wie eigentlich schon seit Wochen, immer mit den gleichen Dingen.
Seit ihrer Rückkehr aus Ilshenar, die schon eine Ewigkeit her zu sein schien, hatten sich in Trinsic die Ereignisse überschlagen.
Es würde zu weit führen, die Geschehnisse um die Stadt, die Garde in Trinsic und damit Branwir und Nadine hier im Einzelnen aufzuführen.
Es sei nur kurz erwähnt, dass sich nach dem Tod der Gouverneurin von Trinsic der damalige Justiziar, Dexter Slare, selber zum Fürsten der Stadt ernannt hatte.
Nicht jeder sah das gerne und viele Stimmen wurden laut, die der Meinung waren, dass dabei nicht alles mit rechten Dingen zu gegangen sein soll und am Ende sollten diese Stimmen Recht behalten.
Dexter Slare erwies sich als übler Gauner und schließlich stellten sich ihm Hauptmann Kjartan, Branwir und Nadine entgegen.
Andere Gardisten waren sich aber keineswegs so sicher, dass Slare der üble Schurke war, für den ihn die anderen hielten und so kam es mit der Zeit zu immer mehr Zwietracht und Misstrauen innerhalb der Garde.
Für Branwir endete es letztendlich damit, dass er Hauptmann Kjartan sein Gardeabzeichen auf den Tisch warf und der Garde den Rücken kehrte, als sich die Dinge derart entwickelten, so dass er nicht mehr guten Gewissens hinter der Garde stehen konnte.

Und da war er nun wieder – ein Schmied auf dem Weg nach Hause, im Gepäck die abgenutzten Rüstungen und Waffen seiner Kunden.
Es war nicht so, dass Branwir grundsätzlich unzufrieden mit seiner Arbeit war, aber das Zerwürfnis mit der Garde brachte erhebliche, andere Probleme mit sich.
Wie sollte er seine Aufgabe erfüllen, von der niemand in der Garde oder in seinem übrigen Umfeld auch nur ansatzweise etwas ahnte, jetzt, wo er seiner Seldi nicht mehr auf Schritt und Tritt folgen konnte.
Branwir hielt kurz inne und betrachtete den Waldpfad vor sich.
Er seufzte tief.
Dann wurde plötzlich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt, etwas, das sich etwa hundert Meter weiter am Rande des Hauptweges auf dem Boden befand.
Er schirmte mit der Hand seine Augen gegen die blendende, untergehende Sonne ab und versuchte zu erkennen, was dort im Staub lag.
Merkwürdig – zuvor war ihm das dunkle Bündel gar nicht aufgefallen.
Er zog Hasel am Zügel zurück auf den Hauptweg und näherte sich neugierig der besagten Stelle.
Das Bündel entpuppte sich bei näherer Betrachtung als ein Mensch, der zusammengekauert, mit dem Gesicht nach unten im Dreck lag.
Branwir ließ den Zügel aus seinen Händen gleiten und beugte sich zu der Person hinab.
Er hörte leises Atmen.
Vorsichtig drehte er den Körper der in in einen langen, braunen Mantel gehüllten Person um.
Der Mantel war überseht mit Hufspuren und Branwir ahnte, was dem Mann, in dessen blutverkrustetes Gesicht er blickte, widerfahren war.
Er schien noch nicht sehr alt zu sein, vielleicht Anfang Zwanzig. Sein Haar war etwas über schulterlang und wie sein übriger Körper von einer Staubschicht bedeckt.
Der Mann ächzte und krümmte sich mit schmerzerfülltem Gesicht.
Branwir musterte den Mann besorgt von oben bis unten.
„Was ich euch passiert? Seid ihr verletzt?“
Der Mann schien ihn nicht richtig wahrzunehmen und starrte stattdessen angsterfüllt an Branwir vorbei.
„Habt ihr Schmerzen? Kann ich euch helfen? Wollt ihr etwas trinken?“
„Sind...sind sie fort?“, stammelte der Mann, wandte seinen Blick nun Branwirs Gesicht zu und klammerte verkrampft seine Hände in Branwirs Jackenärmel.
„Wen meint ihr...hat man euch überfallen?“
„Über...über mich...“, die Gesichtszüge des Mannes verkrampften sich. Er musste unter großen Schmerzen leiden.
„Ruhig, ruhig...wartet einen Moment. Ich hole euch etwas zu trinken.“ Branwir setzte gerade an, um sich zu erheben, als der Mann ihn am Ärmel zurückzog.
„Nein, nein! Wir...wir müssen von dem Weg runter!“, stammelte der Mann.
„Vor wem habt ihr solche Angst, wer hat euch das angetan?“
Während Branwir noch sprach, weiteten sich die Augen des Mannes. Die nackte Angst sprach aus seinem Gesicht.
„Da...da, da sind sie wieder!“ Der Mann streckte seinen Arm in die Richtung aus, aus der Branwir gekommen war.
Branwir fuhr herum und suchte mit seinen Augen den breiten Hauptweg ab.
„Aber...“, er kniff die Augen zusammen und suchte angestrengt nach einem Hinweis darauf, wen oder was der Verletzte am Boden meinen könnte.
„...ich sehe niemanden.“

Im nächsten Augenblick wurde es schwarz um ihn.


Als er wieder versuchte, die Augen zu öffnen, spürte er starke Schmerzen an seinem Hinterkopf.
Er konnte nicht klar erkennen, wo er sich befand.
Sein Blick wurde durch einen dichten Schleier getrübt, gerade so, als würde er sich in einer Nebelbank befinden.
Branwir tastete an seinem Hinterkopf und versuchte sich dabei von dem Bett, auf dem er lag, aufzurichten.
„Vorsicht Junge, du wurdest ziemlich übel zugerichtet, bleib lieber liegen...“
Er erkannte die besorgte Stimme neben sich und blickte zur Seite.
Trotz seiner eingeschränkten Sicht konnte er halbwegs deutlich das Gesicht seines Ziehvaters erkennen.
„Vater, wo bin ich?“
„Du bist beim Heiler in Trinsic. Ich habe dich nahe des Pfades gefunden, der zu unserem Haus führt. Was ist mit dir geschehen – kannst du dich an etwas erinnern?“
Branwir blickte den alten Mann verwirrt an. „Was meinst du mit Trinsic...und von welchem Haus sprichst du?“
Sein Ziehvater runzelte die Stirn.
„Und wieso Trinsic? Ich war auf dem Weg zum alten Bauer Cheyne, um sein Pferd zu beschlagen...“
„Branwir, was erzählst du da? Bauer Cheyne...Junge...der alte Bauer wohnt bei Britain. Den hast du das letzte Mal vor über einem Jahr...“
„So etwas kann manchmal passieren.“, mischte sich eine weitere Stimme ein.
Branwir blickte zu der ihm abgewandten Seite und versuchte den Mann zu erkennen, zu dem die Stimme gehörte.
„Euer Sohn hat ein schweres Trauma erlitten. Der Schlag auf seinen Hinterkopf muss sehr heftig gewesen sein. Möglicherweise hat sein Gedächtnis Schaden erlitten.“
„Das kann doch nicht wahr sein...“ Branwirs Ziehvater ließ sich mit fassungslosem Gesichtsausdruck in seinen Stuhl zurückfallen und starrte einen Augenblick resignierend vor sich hin.
„Aber nun gut. Wenn das so ist. Branwir...“
Branwir drehte sich wieder seinem Vater zu und wartete mit zusammengekniffenen Augen darauf, was da noch kommen sollte.
„Branwir...ich habe dir, wie es aussieht, eine ganze Menge zu erzählen.“

Branwir hörte seinem Ziehvater aufmerksam zu, soweit es seine Schmerzen zuließen.
Dieser erzählte ihm, was sich in dem letzten Jahr, seitdem er Britain verlassen hatte, vorgefallen war, hielt es aber für besser, genauere Details zu Nadine auszulassen.
„Das arme Mädchen...was sie wohl denken wird. Es wird schrecklich für sie sein“, dachte sich Nethan insgeheim und beendete seinen Bericht an der Stelle, an der Fürst Slare aus der Stadt geflohen war.
Branwir holte tief Luft. „Das ist alles nur schwer zu glauben. Es kommt mir so vor, als ob du die Geschichte einer anderen Person erzählst.“
Nethan nickte. „Das glaube ich dir. Schwer vorzustellen, wie das sich in deinen Ohren anhören muss.“
„Und was ist dann geschehen?“ Branwir schien seine Schmerzen mittlerweile komplett vergessen zu haben und blickte seinen Ziehvater mit wachen Augen an.
„Dann...dann hast du die Garde verlassen...“
„Aber...aber wieso das?“
„Das, mein Junge, das solltest du mit der Zeit besser alles selbst herausfinden.“
„Na was ist das denn jetzt für eine Antwort?“, maulte Branwir und erwiderte die Bemerkung seines Vaters mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Einerseits weiß ich gar nicht so viel darüber. Nachdem du die Garde verlassen hattest, hast du dich in Schweigen gehüllt und meintest, dass es alles seine Gründe hatte und du alles wieder geradebiegen würdest. Was du genau damit meintest, hast du mir allerdings nie gesagt. Andererseits denke ich, dass es im Moment für dich andere Sorgen gibt, als dich mit deinen Problemen der letzten Monate herumzuschlagen. Vorerst sollten wir sehen, dass wir dort oben wir alles ins Reine bringen.“, meinte Nethan nur dazu und tippte Branwir leicht mit dem Zeigefinger an dessen Stirn.
„Ich werde dich nun für ein Weilchen alleine lassen. Schlaf dich aus und komm wieder zu Kräften.“
„Aye...wie du meinst.“ Branwir spürte allmählich die Schmerzen, die sich wieder in den Vordergrund gedrängt hatten und sank mit seinem Kopf auf das Kissen nieder.

Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er wieder aufwachte und sich mühsam in seinem Bett aufstützte.
Die Schmerzen hatten etwas nachgelassen – das übel riechende Gebräu, das ihm der Heiler gegeben hatte, schien seine Wirkung getan zu haben.
Branwir reckte sich, schüttelte sein mit Stroh gefülltes Kissen zurecht und legte es sich in den Rücken. Abwartend verschränkte er die Arme hinter dem Nacken und schaute sich um.
Er war der einzige Patient in dem großen Zimmer und von dem Heiler war weit und breit keine Spur. Er spitzte die Lippen und pfiff leise ein Liedchen vor sich hin.
Es verging nicht viel Zeit und die Eingangstür öffnete sich langsam. Im Eingang sah er seinen Ziehvater, der die Tür für eine Person aufhielt, die mit raschen Schritten in den Raum eintrat. Die kleine, zierliche Person hatte eine auffällige, blaue Kappe auf, die ihn irgendwie an eine Dienstmütze aus der Armee erinnerte. Er hatte so etwas in der Art schon einmal bei einem Soldaten in Britain gesehen.
Außerdem war die junge Frau von einem schwach schimmernden Feld umgeben. Etwas, was er bisher nur bei Elfen gesehen hatte und er sich bis heute nicht so recht erklären konnte, zumal er der einzige zu sein schien, der diese merkwürdige Aura sehen konnte.
Daher stand für ihn außer Zweifel, dass das Geschöpf mit den auffälligen, lila Haaren, das sich mit besorgtem Blick seinem Bett näherte, zweifellos eine Elfin sein musste.
Die Elfin kam neben seinem Bett zum stehen und betrachtete ihn eine Weile still.
„Sanyasala“, sagte sie dann leise.
Branwir betrachtete sie unsicher und legte ein freundliches Lächeln auf.
„Eine Elfin als Pflegerin...und dann noch so reizend...“
Die hübsche Elfin hob eine Augenbraue und blickte ihm mit einem für ihn schwer zu deutenden Gesichtsausdruck in die Augen.

Irgendwie beschlich Branwir das seltsame Gefühl, dass er etwas anderes hätte sagen sollen...
 
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Branwir

Bürger
Das ungewollte Erbe​

Einige Monate später...

Wie konnte er sie nur vergessen und alles, was zwischen Ihnen gewesen war?
Branwir stellte sich, seitdem er sein Gedächtnis wiedererlangt hatte, diese Frage immer und immer wieder.
Am Ende wusste er aber auch, dass er großes Glück gehabt hatte. Zum einen wäre er wahrscheinlich längst, hätte ihn sein Ziehvater nicht gefunden, durch das namenlose Tor gegangen (wie die Elfen das bezeichnen, was sich die Menschen im Allgemeinen in Gestalt einer vermummten Gestalt mit Sense vorstellen), zum anderen hätte es sein können, dass er sein Gedächtnis nie wieder zurück bekommt.
Branwir versuchte sich einzureden, dass es nicht sein Verschulden war, was wohl am ehesten der Wahrheit entsprach, trotzdem machte er sich selber große Vorwürfe.
Außerdem hatte sich in der Zeit, in der er seine Erinnerungen verloren hatte, etwas ereignet, das ihm bis heute Sorgen bereitete.

Lediglich eine dünne hölzerne Wand trennte ihn und Nadine voneinander und es schien ihm, als könnte er durch die Wand hindurch noch das schwache Leuchten ihrer Aura erkennen. Er hob seine rechte Hand in ihre Richtung, als wollte er sie berühren und hielt einen Moment inne, bevor er sie wieder zurücknahm.
Anschließend stand er von dem klapprigen Bett auf, das Garon sein eigen nannte und ging leise zum Fenster der Hütte. "Der Alte lebt hier wirklich wie ein Mönch", stellte Branwir wiederholt fest und reckte seinen verspannten Nacken. Das Bett verhielt sich unter seinem schweren, muskulösen Körper wie ein schmales Ruderboot in unruhigen Gewässern.
Er hätte Nadine das Bett überlassen sollen, die hätte mit ihrem zierlichen Körper keine Probleme gehabt und hätte nicht auf dem Boden draußen schlafen müssen.
Aber sie hatte sich dazu entschlossen und war gegangen, bevor er ihrem Vorschlag etwas entgegensetzen konnte.
Branwir betrachtete sie still, wie sie dort draußen in eine Decke eingehüllt auf dem Boden schlief.
Irgendwie erinnerte in die Situation an etwas.
Während Branwir dort stand und sein Blick über Nadines weiß schimmernde Aura glitt, fiel ihm wieder ein, woran in der Ort hier erinnerte.
Er seufzte innerlich und wandte sich ab.
Es war ein wenig wie in der verfallenen Hütte damals, als sie während eines starken Regenschauers Schutz gesucht hatten.
Branwir griff nach seiner Decke, legte sie sich über den Arm und ging leisen Schrittes nach draußen. Behutsam legte er seine Decke um Nadines zierlichen Körper, so, als würde er ein warmes Nest um sie bauen.
"Kein Platz für meine Seldi.", murmelte er in Gedanken, woraufhin Nadine sich im Schlaf drehte und irgendetwas unverständliches flüsterte.
Branwir biss sich auf die Lippen. Er vergaß zuweil, wie gut Nadines Ohren waren.
Ohne ein weiteres Geräusch von sich zu geben, entfernt er sich wieder vorsichtig von ihr.

Branwir beschloss, sich auf den Wiesen Ilshennars ein wenig die Beine zu vertreten.
Wer wusste schon, wann er wieder die Gelegenheit dazu bekommen sollte.
Wieder überschatteten Sorgen seine Gedanken. Der Schlag auf seinen Kopf hatte irgendetwas zum Rollen gebracht, dass er nur schwer in der Lage war, wieder zu stoppen.
Branwir hob seine Hand, drehte sie vor seinen Augen.
Da war sie wieder, diese fremde, bläulich schimmernde Aura, die seine Hand in einen sanften Schimmer hüllte.
Er schloss die Augen und versuchte sich, zu konzentrieren.
Auch die Stimmen waren immer noch allgegenwärtig.
Waren es wirklich die Ahnen wie Garon behauptete oder womöglich doch...?
Er wollte die Gedanken beiseite schieben, Garon vertrauen, aber was, wenn es doch der Dämon war oder irgendein Überbleibsel des Bösen von ihm?
Hatte sich in dem Moment, als er seine Erinnerung in verloren hatte, das Böse einen Weg zu ihm zurück gesucht, wohl wissend, dass er die furchtbaren Ereignisse, die Nadine und er durchlebt hatten, vergessen hatte?
Dagegen sprach das wundervolle Erlebnis, das er während des tranceähnlichen Zustands, in den in Garon versetzt hatte, widerfahren war.
Aber war es wirklich seine Mutter, mit der er gesprochen hatte? Nadine hatte ihm zwar immer wieder von der Fähigkeit der Elfen erzählt, mit den Ahnen sprechen zu können, aber er hatte sich das irgendwie anders vorgestellt.
Branwir dachte an die Worte seiner Mutter: "Fürchte dich nicht, lass es einfach zu...".
Sein muskulöser Körper sackte mit den Knien zuerst auf das weiche Gras. An seinem rechten Bein surrte plötzlich eine winzige Fee aus dem Gras auf, heftig gestikulierend und in einer im fremden Spache wütend schimpfend, soviel konnte Branwir heraushören.
"Ich muss besser aufpassen, wo ich hintrete", dachte Branwir und blickte dem leuchtendem Geschöpf hinterher, während es immer noch protestierend in der Dunkelheit verschwand.
Vorsichtig strich er prüfend mit der Handfläche über das Gras, bevor er sich ganz auf den feuchten Boden fallen ließ.
Er blickte hinauf zum Himmel.
Die Nacht war erfüllt von dem leisen, melodiösem Gesang zahlreicher Vögel, die er außer an diesem geheimnisvollen Ort noch nie gehört hatte.
Der Singsang der Vögel lenkte ihn etwas von den Stimmen in seinem Kopf ab.
"Warum nur musste ich gerade diese Fähigkeit von meinem Großvater erben?"
Branwir sah vor den Sternen den Schatten einer Fledermaus vorbeisausen.
"Es wäre doch viel netter gewesen, meine Gestalt in die einer Fledermaus verwandeln zu können oder in die eines Adlers oder...".
Dennoch war er natürlich froh, dass er nun die Möglichkeit eröffnet bekommen hatte, erstmals mit seiner Mutter zu sprechen.
Müde und schwerfällig rappelte sich Branwir wieder auf und schlurfte zu Garons Hütte zurück und dachte weiter über seine Situation nach.
"Nadine hat schon Recht. Es war gut, dass wir hierher gekommen sind. Alles andere wird sich schon fügen...hoffe ich."
 
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