Gath Farlin
Pöbel
Als ich gerade bei Spotify auf ein paar Songs von Blind Guardian gestoßen bin, die ich lange nicht gehört habe, überkam mich ein seltsames Gefühl der Melancholie, eine Mischung aus freudiger Erinnerung, Traurigkeit und Staunen. Als ich vor über 22 Jahren mit Ultima Online anfing, hörte ich oft solche Musik während des Spielens, und wenn ich nach einigen Stunden die Kopfhörer wieder absetzte und den PC ausschaltete, war es, als wäre ich aus einer Traumwelt aufgewacht. In meinem Umfeld hatte ich daher schnell den Ruf des Nerds weg - wie wahrscheinlich viele andere hier. Und noch heute stoße ich auf Unverständnis, wenn ich von diesen großartigen Zeiten erzähle. Wenn man in nostalgischer Verklärung von seiner Jugend in der Natur, auf dem Bolzplatz oder von Ausflügen auf dem Fahrrad schwärmt, während die Kiddies heute angeblich nur noch am Handy daddeln, erntet man schnell Zustimmung. Wenn man aber erklärt, dass man seine Jugend in einer virtuellen Fantasywelt verbracht hat, allenfalls Kopfschütteln.
Ich war, so wie einige Weggefährten hier, viele Jahre in der "Götterdämmerung" auf Drachenfels aktiv. Und was haben wir alles erlebt! Gedankenfetzen und Erinnerungssplitter schwirren mir durch den Kopf... wie ich in jugendlichem Übermut mit ein paar Freunden nach Confedera ging, verhaftet und von Uther Rabenklang gefoltert wurde. Wie ich mit meinem Dieb Mortis zum Dauergast im Trinsicer Gefängnis wurde. Wie wir die Stadt am Bloody Sunday erfolglos gegen die unheilige Allianz verteidigten und danach ins Exil auf die Eisinsel gingen. Der Angriff der Nordmänner. Die Quests von Seer Camus, der Black Horseman, Zalindera, Conrad Northwood und Pete der Papagei. Meine Hochzeit mit Faenwen. Das Traurige an all dem ist: Man kann es niemandem erzählen, der nicht dabei war. Niemand versteht, was einem solche Erinnerungen bedeuten, weil sie ja "nur" in einem PC-Spiel erlebt wurden. Ich fühle mich manchmal, als trüge ich einen Erfahrungsschatz in mir, den ich mit keinem teilen kann. Die Menschen erzählen von ihren Jugendabenteuern, ihren ersten Liebschaften, von verrückten Erlebnissen und lieben Freunden, aber davon, wie es ist, mit einem Pixelmännchen Krieg zu führen und Cybersex zu haben. erzählt niemand. Dabei waren auch hier authentische Emotionen im Spiel, der Puls ging genauso hoch, man hat genauso wenig schlafen können vor Aufregung, wenn man wusste, dass am nächsten Tag die große Entscheidungsschlacht bevorsteht. Aber niemand setzt seine Kinder auf seinen Schoß und beginnt seine Erzählung mit "Damals, als ich dieses Computerspiel namens Ultima Online spielte...". Weil es eben nur ein Spiel war, belanglos im Vergleich zum "echten" Leben.
Aber war es das wirklich? Wie sehr erlauben wir diesen Erinnerungen, Teil unseres Lebens, unserer Identität zu sein?
Ob künftige Generationen verstehen werden, was wir miterlebt haben? Ob man dann zwischen "real" und "virtuell" vielleicht gar nicht mehr so stark unterscheiden wird, weil man akzeptiert, dass es immer und ausschließlich um subjektive Erfahrungen geht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich oft frage, was aus diesen oder jenen Weggefährten geworden ist, und ob sie noch genauso oft an unsere schönen Erlebnisse zurückdenken wie ich. Ich hoffe, wir schaffen es, nicht nur mit Stolz die Erinnerung an spannende Zeiten zu bewahren, sondern auch etwas von der spielerischen Neugierde, mit der wir auf unsere Pixelpferde gestiegen und hinaus in die weite, reiche, faszinierende Welt von Ultima Online geritten sind.
Ich war, so wie einige Weggefährten hier, viele Jahre in der "Götterdämmerung" auf Drachenfels aktiv. Und was haben wir alles erlebt! Gedankenfetzen und Erinnerungssplitter schwirren mir durch den Kopf... wie ich in jugendlichem Übermut mit ein paar Freunden nach Confedera ging, verhaftet und von Uther Rabenklang gefoltert wurde. Wie ich mit meinem Dieb Mortis zum Dauergast im Trinsicer Gefängnis wurde. Wie wir die Stadt am Bloody Sunday erfolglos gegen die unheilige Allianz verteidigten und danach ins Exil auf die Eisinsel gingen. Der Angriff der Nordmänner. Die Quests von Seer Camus, der Black Horseman, Zalindera, Conrad Northwood und Pete der Papagei. Meine Hochzeit mit Faenwen. Das Traurige an all dem ist: Man kann es niemandem erzählen, der nicht dabei war. Niemand versteht, was einem solche Erinnerungen bedeuten, weil sie ja "nur" in einem PC-Spiel erlebt wurden. Ich fühle mich manchmal, als trüge ich einen Erfahrungsschatz in mir, den ich mit keinem teilen kann. Die Menschen erzählen von ihren Jugendabenteuern, ihren ersten Liebschaften, von verrückten Erlebnissen und lieben Freunden, aber davon, wie es ist, mit einem Pixelmännchen Krieg zu führen und Cybersex zu haben. erzählt niemand. Dabei waren auch hier authentische Emotionen im Spiel, der Puls ging genauso hoch, man hat genauso wenig schlafen können vor Aufregung, wenn man wusste, dass am nächsten Tag die große Entscheidungsschlacht bevorsteht. Aber niemand setzt seine Kinder auf seinen Schoß und beginnt seine Erzählung mit "Damals, als ich dieses Computerspiel namens Ultima Online spielte...". Weil es eben nur ein Spiel war, belanglos im Vergleich zum "echten" Leben.
Aber war es das wirklich? Wie sehr erlauben wir diesen Erinnerungen, Teil unseres Lebens, unserer Identität zu sein?
Ob künftige Generationen verstehen werden, was wir miterlebt haben? Ob man dann zwischen "real" und "virtuell" vielleicht gar nicht mehr so stark unterscheiden wird, weil man akzeptiert, dass es immer und ausschließlich um subjektive Erfahrungen geht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich oft frage, was aus diesen oder jenen Weggefährten geworden ist, und ob sie noch genauso oft an unsere schönen Erlebnisse zurückdenken wie ich. Ich hoffe, wir schaffen es, nicht nur mit Stolz die Erinnerung an spannende Zeiten zu bewahren, sondern auch etwas von der spielerischen Neugierde, mit der wir auf unsere Pixelpferde gestiegen und hinaus in die weite, reiche, faszinierende Welt von Ultima Online geritten sind.