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Die Geschichte Sosarias, 1. Buch - Die Anhänger des Zog Cabal

Aus den Chroniken des Königsreichs
Von Darsus, genannt der Chronist, Mönch der Empath Abbey zu Yew und Stadtschreiber von Westcliff

Das Wesen aus der Vorzeit

Niemand - auch die weisesten Gelehrten unter uns wissen nicht, wann die Welt, die wir Sosaria nennen, je entstand. Am Anfang stand die Ätherische Leere, und aus dieser Leere, die wir die „Etheral Void“ nennen, bildete sich vor Äonen von Jahren diese antike Welt. Trammel und Felucca, die zwei großen Monde, die zusammen mit unserer Heimatwelt entstanden umkreisten das Land genauso wie acht weitere benachbarte Himmelskörper, denen man später die Namen eines neuen Tugendsystems gab.
Die ersten, die diese Welt besiedeln konnten war eine Rasse von Wesen, die nur als „Die Alten“ bekannt war. Sie besiegten die Dämonen, die bis dahin die Welt beherrscht hatten und beanspruchten sie nun als ihre eigene. Gebunden an ihren Willen, verschwanden einige dieser Wesen zu einem höheren Zustands des „Seins“, während andere sterblich wurden. Magie und Natur harmoninierten im Land.

Erste Völker und Bewohner entstanden, und unter Ihnen gab es ein Wesen namens Zog. Diesem gelang es als erstem, die Sprache der Wisp zu entschlüsseln, einer Manifestation hochentwickelter in vielen Diemensionen gleichzeitig existierender Rasse, die bereits über 700.000 Jahre alt ist. Doch an diesem einen schicksalhaften Tag handelte der Xorinite Wisp mit dem Magier und gab ihm dem Armageddon-Zauber. Bis rätseln die Gelehrten über die Beweggründe, warum dieser Zog den Zugang zu ihrem mächtigsten und zerstörerischsten aller magischen Spräche verschaffte, aber wer es vermag, des anderern Sprache zu sprechen, gewinnt nur allzuleicht sein Vertrauen. Der Spruch war ein Geschenk, das man in gute Hände gelegt glaubte, aber seine Magie war noch nicht ausgereift gewesen. Nur allzuleicht treibt die Neugierde einem, auch gefährliches Wissen zu nutzen und leichtfertig zu verwenden. Zog war töricht genug, es zu versuchen, und er tat es aus Gründen, die wir nicht kennen.


Armageddon. Der Tag des jüngsten Gerichts. Die alles zerstörende Katastrophe.

„Kal Vas An Mani In Corp Hur Tym“ – man hüte sich, diese Worte laut auszusprechen, wenn man keine Kontrolle über die Engergien hat, die dieser Spruch freisetzt. Selbst Erzmagier, Nekromanten und Mystiker mit legendärem Wissen wissen um die gewaltige Kraft dieser Worte. Sie zerstören alles Leben um sich herum außer das eigene, und als Zog die Worte sprach, zerstörte damit die damals existierende Welt. Das Wissen um die Völker Sosarias, ihre Geschichte und der alte antike Name, den wir nicht kennen gingen für immer verloren. Zog, allein geblieben in seiner nun leeren Welt, starb kurz danach.

Aus dem geschaffenen Chaos entstand neues Leben und kehrte viele hundertausen Jahre später auf diese zerstörte Welt zurück. Die ältesten erhaltenen Schriften über diese Zeit, die heute in geheimen Archiven lagern, berichten ca. dreitausend Jahre vor unserer Zeit von einem Kult, der sich neu gründete, die „Ancient Liturgy of Truth. Eine Insel namens „Ambrosia wurde von „Steinen aus dem Himmel“ in Stücke geschlagen und wurde vollständig zerstört. Zyklopen, große einäugige Monster, die schon lange vor den Menschen das Land beherrschten und sehr angriffslustig waren, wurden schon bald in den Untergrund verbannt. Frieden lag über dem Land und dauerte über Jahrhunderte an. Acht Königreiche tauchten auf den vier großen Kontinenten auf, und die Zivilisation begann sich wiede zu entwickeln.

Lord British betrat diese Welt, und unter der Leitung von Shamino, einem Waldläufer wuchs der junge Held hier auf, um der jüngste Herrscher in Sosarias Geschichte zu werden. Und es war gut, dass er kam, denn Sosaria war gerade im Begriff, die dunkelsten Zeiten zu sehen die die Geschichte jemals zuvor gesehen hatte.
Zog’s Name war noch lange nicht vergessen worden. Man fand seine Knochen, die die Zerstörung überdauert hatten und überführte sie in die neue Hauptstadt, wo man sie als ältestes Relikt des Reiches aufbewahrte.
Schon bald war sein Name wieder in aller Munde. Im April des Jahres 304 AE der sosarischen Zeitrechnung ermordete ein Mann namens Duryn am hellichten Tag den Haupttrainer der Kämpfergilde von Trinsic. Es war der Anfang einer Reihe von Geschehnissen, mit denen die Anhänger des Zog Cabal, besser bekannt als „Follower of Armageddon“ für lange Zeit das Land in Aufruhr und Schrecken versetzten.
 

Ena'Enyat

Diener
Prolog - Der leuchtende Stern

Die Tage wurden nun merklich wärmer, und nun, da auch der Sommer wieder vor den Türen stand, versprachen auch die Nächte wieder angenehm zu werden. Ruhig und gleichmäßig glitt an einem dieser lauen Sommerabende ein kleines Boot auf einem schmalen Fluss entlang. Ein Wasserfall rauschte in der Nähe und durchbrach die abendliche Stille des Waldes. Über dem Wasser tanzten Schwärme von Mücken im tiefliegenden Licht der Sonne. Am Ufer liefen ein paar aufgeregte Bachstelzen am Rand entlang, und vor dem Boot schwamm eine Entenmutter mit ihren Kücken.
Vorne im Bug des kleinen Bootes sass ein kleines Mädchen und schaute gebannt auf alles, was sie noch auf dem Fluß entdeckte. Aufgeregt drehte sie sich nun zu einem altem Mann um, der das kleine Boot ruderte, und zeigte strahlend auf etwas, das sie vorne entdeckt hatte.
„Schau, Großvater, man sieht bereits den Wasserfall.“
Der alte Mann lächelte freundlich und nickte. Er freute sich, dass seine Enkelin diesen Ausflug auf dem Boot sichtlich genoss. Er selbst war vor einigen Tagen in die große gelbe Stadt am Meer gefahren, um sie zu sich in den Wald an den Wasserfall zu holen. Die schlimmen Nachrichten, die aus der Stadt kamen, hatten sich schon längst überall im Land verbreitet, und er bangte um ihre Sicherheit, wenn sie noch länger in der Stadt verweilte. Bis zu seinem Haus in der Nähe des Wasserfalls würden sie noch eine Weile brauchen, aber Beldan hatte keine große Eile damit. Er wusste, dass dieses eine dieser besonderen Nächte war, in denen der Wald eines seiner schönsten Geheimnisse preisgeben würde, und er wollte dies seiner Enkelin zeigen. Langsam und stetig hatte das Licht der Sonne abgenommen und eine schummerige Dämmerung über den kleinen Fluss gelegt. Er legte den Kopf weit in den Nacken, um ein paar vereinzelt schimmernde Pünktchen über sich zu betrachten, während Nelja, seine Enkelin weit den Hals reckte, um einen Blick hinter die nächste Biegung zu erhaschen. Beldan lächelte wieder. Sein Haus hatte er nicht ohne Grund in dieses einsame Flußtal gebaut. Jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit geschah dieses Wunder der Natur, für das er immer noch keine Erklärung hatte, außer der das kleine Zauberwesen am Werk waren. Vor ihm lag jetzt der kleine Steg im Wasser, wo er nun anlegte und das kleine Boot gut vertäute. Nelja war bereits aus dem Boot gehüpft und half ihrem Großvater aus dem Boot hinaus.
„Schau nur Kind“, sagte er nun, „da ist schon deine Großmutter. Geh rasch zu ihr, aber du musst ganz leise sein, sonst erschrecken sie sich!“ Nelja schaute erstaunt und blickte den alten Mann gespannt an.
„Wer denn Großvater?“ Beldan lächelte wieder und strich der Kleinen zärtlich über den Kopf.
„Das wirst du gleich sehen. Aber nun rasch und sagt der Großmutter bescheid, das wir da sind.“


Ein tanzendes Irrlicht direkt vor seiner Nase lenkte ihn dann von seiner Enkelin ab und landete einige Meter weiter vor ihm auf den Waldboden. Es war nun merklich dunkler geworden und Beldan ging rasch seiner Enkelin hinterher, die bereits zusammen mit der Großmutter auf einer Bank vor dem Haus saß und sich auf ihren Schoss gekuschelt hatte. Beldan ging zu seiner Frau und setzte sich mit einem zufriedenen Blick neben sie.
„Sie sind schon da“, sagte er auf ihren fragenden Blick hin und zeigte nach vorne.
„Da schaut!“
Viele viele Lichter blitzen nun auf und setzten überall leuchtende Punkte in der Dunkelheit.
Nelja drückte sich mit staunenden Augen noch dichter an die Großmutter und wisperte leise:
„Sind die Sterne vom Himmel gefallen?“
„Nein“, kam es leise von Beldan zurück,
„ das dort sind die Feen des Waldes. Einmal in Jahr kommen sie hierher und suchen sich jemanden, der gut zu ihnen passt und mit dem sie zusammensein möchten. Dann kommen die Feenmänner und schauen nach einem Mädchen aus, und da sich die Feenmädchen am Tage meist versteckt halten, kommen sie nur wenn es dunkel ist, denn dann werden sie besser gesehen. Aber wer versucht, sich ihnen zu nähern, wird sie dann nicht mehr finden. Deswegen muss man sehr leise sein, wenn sie uns besuchen kommen.“
„Hast du denn schon mal eine Fee gesehen, Großvater?“ flüsterste Nelja. Beldan schmunzelte und blickte dabei seine Frau an.
„Das habe ich, mehrere sogar und eine ganz besonders. Das war gar nicht so einfach, sie zu finden.“ Die Großmutter lachte leise.
„Dein Großvater war schon ein rechter Feenmann. Den musste man ganz schön heimleuchten. Aber ich glaube, er hat das nie bereut.“ Imris zwinkerte ihrem Mann zu.
„Überall sieht er kleine Feen und Elfen. Aber die kleinen Lichter dort – die macht wer anders. Das weiß, weil ich das schon öfter gesehen habe.“
„Wer macht sie, Großmutter? Wer macht denn die Lichter?“
„Kleine Käferchen, die mal grünlich oder mal bläulich leuchten. Glühwürmchen – ja man nennt sie so, obwohl sie keine Würmchen sind. In der Nähe des Wasserfalls gibt es eine kleine Höhle, wo sie sogar an der Decke hängen – wie Sterne an einem blauen Nachthimmel.“ Sie stupste Nelja leicht auf die Nase und begann leise zu erzählen:

Vor langer Zeit und noch heute trugen die Glühwürmchen an ihrem Körper ein Licht. Eines Tages mussten ein paar Schneiderinnen das Hochzeitskleid für die Gräfin beim Schein einer Öllampe fertig machen. Das Licht wurde immer schwächer und das Öl ging zu Ende. Da kam eine Fee vorbei und bot ihre Hilfe an:
"Ich will all meine Töchter rufen, damit sie euch helfen. Dafür müsst ihr uns zum Hochzeitsfest einladen. Die Glühwürmchen werden um die Krone und Schleier der Braut einen Kranz bilden."
Und so wurde es abgemacht!
Tausende von Glühwürmchen kamen, und die Schneiderinnen konnten das Kleid fertig nähen. Da fand das grosse Fest statt. Als die Glühwürmchen sich aber auf das Kleid setzen wollten, jagte sie der Bräutigam weg. Da wurde die Fee böse. Seitdem lassen sich die Glühwürmchen nur noch ab und an mit ihrem Licht sehen.


„Und deshalb kann nur noch Großvater sie sehen! Weil er die Lichter nicht fortgescheucht hat. Und deswegen sind sie nun alle hier!“
Nelja strahlte über das ganze Gesicht und kuschelte sich wieder zufrieden an die Großmutter.Sie schaute weiter gebannt auf das flirrende Lichterspiel der kleinen Insekten, als sie sich plötzlich aufrichtete und gebannt in den Wald zeigte.
„Kommt die Feenkönigin heute auch?“ fragte sie dann erstaunt. Als Beldan und Imris sich fragend ansahen, weil sie nicht wußten was die Kleine meinte, sagte diese:
„Da hinten ist ein großes blaues Licht – wie ein großer schöner Stern. Seht doch – er wird immer größer und kommt zu uns. Das ist bestimmt die Feenkönigin.“
Imris stand auf und nahm ihre Enkelin rasch auf dem Arm.
„Siehst du was ich sehe?“ fragte sie ihren Mann ängstlich, und dieser nickte kurz.
„Das ist eine Wisp… und die hat es verdammt eilig. Bring Nelja ins Haus und zwar rasch. Ich werde hier alles gut verschließen“ sagte Beldan leise, aber Nelja hatte ihn noch gehört.
„Was ist eine Wisp, Großvater?“
Sie klang bereits müde und Imris brachte sie nach oben, wo das kleine Bett stand, das Beldan seiner Enkelin gebaut hatte.
„Etwas, was sehr böse werden kann, Nelja… sehr böse.“
 
Kapitel 1 - Der Kult der Wahrheit

Hoch oben im „Hidden Valley“, einem versteckten Tal in den Bergen nahe der Gelben Stadt, saß ein Mann in weißer Robe in einer Kartause nachdenklich über einem alten Buch und schloß bedächtig den Deckel. Eine Zeitlang ruhten seine Augen nachdenklich auf dem in dickes Leder eingebundenen Folianten. Noch immer tanzten die goldenen Buchstaben des Textes vor seinen Augen, den er eben gelesen hatte. Es waren nur wenige Worte gewesen, aber der Eindruck, den sie beim Lesen hinterließen, war jedesmal gewaltiger desto mehr Zeit ins Land verstrich. Und ihre Warnung immer eindringlicher.
Victor de Tréguire hatte sie nun schon so oft gelesen, dass er sie auswendig dahersagen konnte. Leises ehrfurchtvolles Flüstern erklang, als der alte Kleriker nun die Worte des Meisters wiederholte, die vor tausenden von Jahren niedergeschrieben worden waren.


Der Kult der Wahrheit, dem diese Liturgie gehörte, existierte schon lange nicht mehr, aber wie durch ein Wunder war das Wissen nicht verloren gegangen. Hier oben in dieser einsamen Kartause hatte man die „Ancient Liturgy of Truth“, das alte Wissen der Wahrheit in einem geheimen Versteck in den Felsen über die Jahrhunderte gut verwahrt und behütet. Nur die verschwiegendsten Hüter wurden darüber eingeweiht, und sein Vater war der letzte dieser Hüter gewesen. Aber Victor de Trèguire war offenbar nicht der einzige, der noch von der Existenz dieser Schriften wusste. Irgendjemand war in der letzten Nacht in dem Tal gewesen und hatte die Wisp aufgeschreckt, die ebenfalls friedlich hier lebten und zusammen mit ihm das Versteck hüteten.

Die Magie des Kultes war eher defensiver Natur und nur für die Kleriker gedacht. Ein Zauberer, dazu noch einer mit einer bösen Gesinnung konnte mit diesem Wissen einen immensen Schaden anrichten. Es war deshalb verboten, diese Zauber zu benutzen, da einige der Zauber einen hohen Preis verlangten. Uns so war es auch kein Wunder, warum dieses Wissen lange Zeit in der Dunkelheit verschwunden war.
Victor de Tréguire blickte auf und sah zum Fenster hinüber. Es war blendend hell draußen, und er wusste nun, dass die Wisp wieder da war, die mit ihm in diesem Tal lebte. Seltsame Wesen waren das. Schwebende Lichtbälle, die uralt waren und ein Empfinden hatten, vielleicht sogar Gefühle. Und sie waren die ältesten Wesen auf dieser Welt. Ein paar wichtigtuerische Gelehrte hatten herausgefunden, dass sie sich Xorinia, transdimensionale Informationsvermittler, das sie eine Gemeinschaft bildeten und eine zentrale Regierung besassen, den sie „Undrischen Rat nannten. Victor konnte über sowas nur lächeln. Victor wusste nur, dass die Wisp eher neugieriger und friedlicher Natur waren, solange man sie nicht unnötig reizte. Aber solch eine Lichtgestalt konnte sehr unangehm werden, wenn man sie ärgerte. Ihr Potenzial an Magie war erstaunlich, wunderbar anzusehen … und tödlich!


Was wussten diese Gelehrten schon genau? Was wussten diese Neunmalklugen schon über eine Rasse, die kaum mit den Menschen sprach? Diese Lichtwesen waren meist alleine unterwegs, tauchten oft aus dem Nichts auf und verschwanden dann wieder. An Orten, die ihnen gefielen, konnte man sie öfter finden, aber meist hielten sie sich versteckt. Und hin und wieder konnte man auch eine Art Sprache von ihnen vernehmen – ein Zwitschern, das eher wie Knistern klang. Ein einziges Wesen hatte je diese Sprache entziffern können – Zog, jenem Wesen das die Xorinite Wisp, die weiseste aller den zerstörerischten aller Zauber den Armageddon-Zauber schenkte. Als er die Welt zerstörte, versteckten sich die Wisps. Nur hin und wieder kamen sie hervor, und wenn sie es taten, verbreitete das meist Angst und Schrecken unter den Menschen, die das als böses Omen nahmen.

Die Welt befand schon seit einiger Zeit im im Aufruhr – es gab Gerüchte, das sich die Toten aus der Erde erhoben und die Trolle aus ihren Höhlen kamen. Die Trommeln der Orcs konnte man an stillen Abenden immer häufiger hören, und auch sonst gab es Anzeichen, das sich das Böse auf Sosaria wieder zunahm.  
 
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Aus den Chroniken der Königsreichs – Die Geschichte Sosarias

Von Darsus, genannt der Chronist, Mönch der Empath Abbey zu Yew und Stadtschreiber von Westcliff

Wind – Wohnsitz der Unsterblichen

“Wind war uralt als Moidain fiel .… Wind war ehrwürdig als der Cantabrigianer aus der anderen Welt kam …. Wind war alt, als das Esidin-Imperium in einem Mythos zerfiel …“

Wind ….die einstmals verlorene Stadt.

Versteckt in den Wäldern von Samlethe hoch oben auf der Spitze der „Serpent’s Spine“-Berge, wo ein magisches Tor den Weg in den Untergrund versperrt finden wir sie – in einem großen Sporn jener Bergkette gelegen, die auch als „Iron Spur“ bekannt ist, benannt nach den großen Mengen an Eisen, die aus aus der Region gewonnen wurden. Auf der Westseite dieses Sporns befindet sich ein sehr schmales Tal, uns bekannt als „Smokepipe“ und ein kleinerer Sporn, den man „Scale“ nennt. Südlich von Wind ist eine kleine Senke bekannt, die nur durch eine große Anzahl von Bergpfaden erreichbar ist.
Die einzige Quelle der Geschichte der Stadt ist die Stadt Wind selbst, und so vertraut oder glaubt ihr nicht jeder. Das meiste davon ist ohnehin zu Mythen und Märchen verworren, und deshalb glaubt niemand wirklich mehr als ein paar solide Fakten, um die es vielleicht geht. Dennoch kann daraus eine allgemeine Sichtweise konstruiert werden.

Einsame Äonen vergingen, bis das Leben wieder entstand. Aus einer dunklen und tiefen Vergangenheit heraus begannen die Menschen, die über magische Tore wieder nach Sosaria gekommen, Stämme und dann Königreiche im Land zu bilden. Schließlich erhob sich auf dem kleinen Kontinent Ambrosia ein Königreich über alle anderen. Das war das Reich der Esidin.


Als einst eine Invasion von Dämonen aus einem anderen Bereich bevorstand und in das Land Sosaria eindringen wollte, gingen die Esidianer dagegen vor. Durch Erschaffung dauerhafter Schutzzauber in sehr spezifischen Beschwörungsritualen, die noch heute existieren, wurde die Invasion abgewehrt. Dank ihrer Fähigkeit, eine besondere Art von Magie zu erschaffen, um den unterirdischen Teil der Kontinente zu erleuchten und ihm ein Mittel zum Transport zwischen den einzelnen Landmassen und Königreichen zur Verfügung zu stellen, wurde das Land und besonders Ambrosia rasch wiederbesiedelt. Man nimmt an, dass sogar Erkundungen in die kalte dunkle Leere jenseits der Welt stattgefunden haben.

Über allen anderen Philosophien stand das Wissen, das sehr geschätzt wurde. Ein höchst komplexes und vielfältiges System von Regierung, Magie und Ethik entstand, und seine Macht begann mit dem Willen und der Kampfkraft seiner Bewohner.
Von dieser großartigen Kultur existiert heute nur noch weniges. Die Mondsteine, die als Ergebnis ihrer Machenschaften das Tor zu anderen Welten öffnen, so sagt man sollten Reste dieser Kultur sein, wie auch ein gewisser Lord British von seinem Medaillon der Silberschlange behauptet, es stamme aus Esidin. Ihr Symbol war das „Ankh“, zu dessen Verehrung viele Schreine gebaut wurden und deren wichtigsten noch heute bestehen. Die Summe ihres magischen Wissens, das uns heute zur Verfügung steht verblasst unweigerlich zu dem, was man in Esidin kannte. Aber auch dieses Wissen war nicht perfekt. Viele heute bekannte Kreaturen wie „Gazers“, „Headless“, „Reapers“, „Corpsers“ und „Harpies“ kennen wir als unbeabsichtigte Folgen ihrer uralten Zauber.

Die größte Errungenschaft aber war die Erschaffung und Erhalt der „Ancient Liturgy of Truth“, auf der Verehrung des Wissens basierte. In einem System aus Philosophie und magischer Kraft wurde diese zum Eckpfeiler der Esidiner Kultur, die bis in die Neuzeit hinein andauerte und erst nach der „Großen Katastrophe“ in Vergessenheit geriet.
Als „Felsen vom Himmel“ fallen und Ambrosia treffen, wurde dieses einst große Reich wieder zerstört und die meisten Bewohner getötet. Blaue mineralische Steine – Caddellite genannt - bedeckten das Land und begruben es. Die Transportwege, die die Esidin gesschaffen hatten, gingen verloren, und die lange Isolation des Kontinents brachte zwei neue Rassen hervor – „Terathans“ und Ophidians“, dessen Völker unablässig um das Geheimnis ihres Ursprungs kämpften.
Ein kleinerer Teil blieb wundersamerweise als riesige Höhle unter der Erde intakt. Hier behauptet der Mythos, dass es eine Stadt der Schurken im Reich war. Ich selbst wie viele andere auch denke eher, dass einfach nur eine isolierte Gemeinschaft von Flüchtlingen aus den zerstörtem Ambrosia war, die sich hier eine neue Heimat erschuf und in die Isolation zurückzog. Hier in der neu gegründeten Stadt „Wind“ überlebte das Wissen der Esidianer, einschließlich des Kultes der Wahrheit.

Die Gründe sind nicht vollständig bekannt, aber im Laufe der Zeit verschwanden auch die letzten Reste des einstmal großen Reiches, es begann in sich zusammen zu sinken, brach schließlich ganz zusammen und wurde viele Jahrhunderte lang fast vergessen. Es wird angenommen, dass die Stadt Wind selbst irgendwie an der Zerstörung des Imperiums beteiligt war, aber es ist nicht bekannt, wie oder was, ob es sich um vorsätzliches Handeln oder nur um einen Mangel handelte. Wie auch immer, die Stadt verschwand einfach für viele Jahrhunderte aus dem Blickfeld ohne Spuren zu hinterlassen, selbst als neue Kulturen auftauchten ohne ihre Existenz zu kennen. In verschiedenen Teilen der Welt erhoben sich neue feudale Königreiche, um das Vakuum des Imperiums zu füllen. Die Schreine und Moongates, die die Esidiner bauten, blieben Bestandteile der Landschaft, aber nur wenige dachten über das Schicksal ihrer Erbauer nach. Bald waren die Esidin kaum mehr als ein Gerücht. Die Liturgie der Wahrheit wurde jedoch nicht aufgegeben, sondern von engagierten Gläubigen getragen, die die Stadt Moon gegründet haben. Während dieser Zeit stimmten einige von der Liturgie der Wahrheit ab und glaubten, dass wahre Erleuchtung nicht nur aus abstrakten Ideen besteht, sondern auch in der Sorge um die Mitmenschen. Diese Gruppe wurde ließ sich später in Yew nieder und wurde zur „Bruderschaft der Rose.“

Als die Zertrümmerung der Welt durch die kosmischen Steine und die darauffolgende „Große Zerstörung“ stattfand, wurde das Land, wo die Stadt so lange gelegen hatte, verdreht und zerquetscht. Aber Wind selbst wurde mehr als angemessen verteidigt durch die magischen Schutzzauber, die die titanischen Kräfte bis heute in in Schach halten.
Die enorme Rückkopplung führte jedoch dazu, dass gewaltige Mengen an rohem Äther in das sich nun formende Tal strömten, das als Samlethe bekannt ist. Infolgedessen kennt man diese Region heutzutage für ihre verdrehten Kreaturen, wilde Magie und seltsame Ereignisse. Die Bewohner von Wind haben scheinbar die Verantwortung für dieses Vorkommnis übernommen, sie sendeten regelmäßig Patrouillen, um sicherzustellen, dass die Stämme in der Region ausreichend Nahrung und Wasser zum Überleben zur Verfügung haben. Diese Aktion, aus welchem Grund auch immer, ist teilweise der Grund für die Wiederentdeckung der Stadt, die mit den Jahrhunderten immer sichtbarer wurde. In den letzten Jahren haben sich die Verhältnisse in Samlethe etwas stabilisiert, was zum Rückzug der einheimischen Stämme und zur Ausbreitung vieler Briganten in die Region geführt hat. Ob dies eine natürliche Deklination des aufgebauten Äthers oder einfach die Ruhezeit eines Zyklus ist, weiß man nicht genau.

Die Stadt selbst neigt dazu, Britannier entweder zu stören, zu erschrecken oder zu interessieren, manchmal auch alles zusammen. Beim Betreten muss man zuerst die Schrecken in den Tunneln überwinden, bevor man in die eigentliche Stadt eindringt, die von Magie geschützt ist. Die Stadt selbst ist ein sehr schöner Ort, gefüllt mit Geschäften, die die besten Waren und vor allem magische Gegenstände und Reagenzien anbieten. Es ist das Äquivalent von „Atlantis“, einem längst verlorenen Ort auf der Erde, der vielleicht noch nicht existiert hat und plötzlich wieder in irgendeinem Garten auftaucht. Es wird jedoch nicht empfohlen, den Park zu betreten, da er von Monstern überrannt wird.
Die Menschen aus Wind sind normalerweise von blasser Hautfarbe, aber durch die langen Jahre unter der Erde haben sie etwas an „Bräune“ verloren. Jetzt schimmert ihre Haut mehr wie leuchtendes Elfenbein. Die Haarfarbe ist etwas abwechslungsreicher, aber hier haben die meisten dunklere Töne, während helle Farben eher ungewöhnlich sind.
Sie alle sind vollwertige Magier, deren den nur an Ausbildung und Trainig fehlt. Aber im Laufe der Jahrhunderte ist auch diese Zahl langsam zurückgegangen. Ein Kind wird vielleicht höchstens noch alle zehn Jahre in Wind geboren. Hier spekulieren wieder einige, die die Stadt besuchen durften davon, dass sie auch krank geboren werden und viel Pflege und Betreuung benötigen, um bis zu Reife zu überleben. Aber wenn das so ist, sprechen die Bewohner der Stadt nicht davon. Im Gegenteil: alle Bürger zeichnet eine große Fähigkeit aus, viele lange Jahre hinweg über die Jahrhunderte zu leben, was ihnen einen gewissen Ruf der Unsterblichkeit einbrachte. Niemand weiß genau, wer und wie alt der älteste Bürger der Stadt ist.
In der Regel sehen alle Besucher nur die „Hausmeisterklasse“, die in einer Gesellschaft alle notwendigen bürgerlichen Rollen erfüllt. Die Klasse der Magier selbst, bestehend aus denen, die zu den einzelnen Schulen gehören sowie das Kolloquium selbst, vermeiden Besucher und bleiben unter allen, außer den schlimmsten Umständen verborgen.

Viele der Probleme, die in anderen Städten existieren, gelten hier einfach nicht. Eine kleinere lokale Regierung ist fast überflüssig, da die meisten Bewohner die Angelegenheiten selbst regeln können, ohne dass eine Form staatlicher Überwachung erforderlich ist. Besucher, die Ärger machen, werden in Wind keine Freunde finden, obwohl die schlimmste bekannte Strafe die Verbannung nach außen zu sein scheint.
Die höchste Ebene der Regierung in Wind ist das Kolloquium, ein großes Magierensemble, das sich aus den höchsten Magiern aller magischen Disziplinordnungen zusammensetzt. Alle sind alte und ehrwürdige Männer und Frauen, die das Vergehen vieler Jahrhunderte erlebt haben, und alle bis auf wenige haben keine lebendige Erinnerung an die Niederlage Mondains. Entscheidungen sind leicht zu treffen und werden selten lange diskutiert, da alle Mitglieder jahrhundertelang die Verhaltensweisen und Manieren des anderen gelernt haben.
Unterhalb des Kolloquiums befinden sich die Disziplinen, der Name für die zahlreichen Ordnungen der Magierschulen. Der Leiter jeder Disziplin sitzt auf dem Kolloquium und stellt das Gleichgewicht her. Jede Disziplin neigt dazu, einem Ethos streng zu folgen. Wie viele es sind, ist nicht bekannt, noch ist ihre Zahl bekannt, keiner von ihnen scheint besonders an einem Wettbewerb untereinander interessiert zu sein.

Und unter dem Wappen eines silbernen Sternes auf schwarzem Hintergrund bleibt Wind was es ist und schon immer war:

Eine Stadt der Magier, die keinen weltlichen Zugang erlauben will.

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Wind
 
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Kapitel 2 - Die Prophezeiung

Victor de Tréguire trat aus seiner Kartause hinaus vor die Tür und näherte sich vorsichtig, wie es Braga, sein alter Meister gelehrt hatte dem aufgeregten Wesen, dessen lichtartige Gestalt heftig pulsierte. Er wartete ab, bis es ruhiger wurde und eine Verbindung zu seinen Gedanken aufnehmen konnte. Und diese gingen weit zurück – bis an den Anfang der jetzt bekannten Welt.

Große Zivilisationen mochten gekommen und wieder gestorben sein, ohne Spuren zu hinterlassen. Was auch immer der Grund dafür gewesen sein mochte, so war es am Ende so, das zwei Arten überlebt hatten nun in einen von dem Menschen noch nicht entdeckten Teil dieser Welt im Verborgenen lebten. Zwei intelligente Rassen – Juka und Meer -, die jahrtausendelang in der uralten Landschaft dieser Welt einen Krieg ausgespielt haben, ohne das Kräfteverhältnis zwischen ihnen zu verschieben. Die Meer waren die ersten gewesen, die mit den Wisps in Berührung kamen. Es war nie Absicht der Wisps, einem Meer names Zog den Armageddon-Zauberspruch zu geben. Vielleicht sollte dieses Angebot auch nur als Beispiel dafür dienen, welches Ausmass das Wissen der Wisps annehmen konnte. Braga, ein weiterer Meer-Magier, der später dann auch Victor’s Meister wurde, bekam dieses Wissen von Zog und hütete es streng.
Nur wenige wissen noch, wie viele einsame Äonen vergingen, bis neues Leben entstand. Man erzählt sich, dass dies eine große Eibe in Yew war, aber wie so vieles weiß man auch das nicht genau. Menschen trafen wieder auf die Mondstaaten, die sie nach Sosaria brachten, und aus einer dunklen und primitiven Vergangenheit heraus begannen sie, Stämme und Königreiche zu bilden. Zu dieser Zeit gab es auch andere Rassen – Elfen, Zwerge und Bobbits, aber ihre Anzahl war klein. Auch die Gargoyles kehrten zurück, lebten aber im Untergrund, der den Menschen weitgehend unbekannt war. Dann aber erhob sich ein Königreich über allen anderen und wurde ein Reich – Esidin.


Ein leises Zwitschern und das jetzt ruhige gleichmässige Pulsieren des Lichts ließ ihn aufblicken. Aus der hellen Kugel konnte er nun die Umrisse eines menschlichen Gesichtes erkennen. Victor lächelte nun. Er sah das Gesicht seiner Mutter, das nun aus dem Licht heraus zurücklächelte. Wieder ertönte das Zwitschern:
„X ylxxki bbl! Myc!
An manchen Orten dachte man, dass diese hochintelligenten Kreaturen sprechen könnten, aber ihre Sprache war unmöglich zu übersetzen und noch voller Geheimnisse. Man konnte aber beginnen, seine guten Absichten mit sorgfältigem Zuhören zu untermauern, denn als die intelligenten Wesen die die Wisps waren, sahen diese die Welt mit ganz anderen Augen. Victor nickte kurz:
“Ja ich bin bereit. Sag was du mir sagen möchtest.“
“W nm! Z! W lpm. T.“ Das Gesicht verschwand und eine Tafel erschien. Victor beugte sich näher heran um die Worte besser lesen zu können. Es war ein Auftrag.

Sucht die Zeichen zerbrochener Steine! Sucht die glänzende Sammlung!
Ach und weh, vom Himmel gefallen verführen sie die Sünder…
Beende die Prophezeiung um das Geheimnis kommender Tage zu enthüllen
das Runen und Kristalle in Reimen flüstern um alle zu erschrecken…​

Victor wunderte sich über diese merkwürdigen Worte. Er hatte kaum fertig gelesen, als die Wisp bereits ein neues Bild einblendete. Wieder sah man eine Tafel mit krakelig geschriebenen Buchstaben. Es lass sich wie die Erinnerung an längst vergangene Zeiten:

Hast du gehört, dass die Toten gehen sollen?
Es wurde prophezeit, dass Schlösser fallen
wenn Kristalle zerbrechen und Magie sich sammelt
und Geister ihren gräßlichen Ruf machen.​

Ein weiteres Bild folgte in schneller Abfolge. Victor kam kaum nach mit Lesen. Er schnappte nach Luft und richtete sich kurz auf. Sein Gesicht war plötzlich aschfahl geworden und in seiner Brust pochte ein stechender Schmerz. Er machte der Wisp ein Zeichen ihm in die Kartause zu folgen, wo er die erschreckenden Botschaften, die noch folgen würden in Ruhe lesen und auch aufschreiben konnte.
Als beide in seiner kleinen Kartause waren, verschloss er sorgfältig die Tür. Dann setzte er sich an seinen Pult und holte sein Schreibzeug hervor.
„V s. Kmksk. P!“
„Hinweise sagst du? Was für Hinweise denn?“ Victor wartete gespannt auf das was nun folgen würde. Er sah wieder eine Tafel mit denselben krakeligen Buchstaben. Er schrieb blind mit, während er auf das übermittelte Bild schaute. Es schienen tatsächlich so etwas wie Hinweise zu sein.

An diesem Abend fließt der Äther und tanzt wie verrückt in der Luft.
Die Geister erheben sich und gehen wieder und schlachten im roten Glanz des Mondes.
Hütet euch vor den Menschen aus sterblichem Fleisch, damit nicht Geister alles ergreifen, was sie in ihrer Lebensspanne haben.
Denn bald wird die Nacht kommen und bald wird die Sonne untergehen.
Und bald werden die Knochen aufstehen, um zu gehen und das magische Zeichen suchen…​

„Magische Zeichen…“, Victor stöhnte innerlich auf und seufzte leise. Er blickte von hastig beschriebenen Bogen auf, nahm etwas Sand und bestreute damit die dicken Tintenklekse, die in der Hektik auf dem Bogen gelandet waren.
„Magische Zeichen…“, wiederholte er noch einmal und sah dann die Wisp wieder an.
„Wieviele sind es?“
„Yt. Bt.
„Vier Zeichen sagst du?“
„X fml. X wx“, es klang etwas ärgerlich. Victor lächelte etwas. Er pustete den Sand wieder vom Bogen und griff erneut nach seiner Feder.
„Ich glaube dir ja. Nun – dann zeig mir das mal.“ Ein kurzes Pulsen zeigte an, das die Wisp nach der Information suchte. Dann erschienen kurz hintereinander ein paar Grabsteine mit einer Inschrift:

Wo sich Landknochen von der Erde lösen
und wo der Wind pfeift, bis der Fels selbst spricht
am Meer, nördlich des Sandsteins, südlich des Sumpfes
ruht ein magisches Zeichen auf den kleinsten Gipfeln.

Einige sagen, eine Nachricht trieb in einer verkorkten und sonnenverbrannten Flasche
und wurde an Land gespült, wo Fischer sie mit einem Lächeln fanden.
Bis Wunden auf ihren Fleisch wuchsen und Krankheit sie verfaulen ließ.
Ein magisches Zeichen muss einsam auf einer verlassenen Insel leben.

Bald wird sich die Welt teilen und das Leben seinen Glanz verlieren.
Die Kadaver werden aus ihrem unruhigen Schmerz aufstehen
Bald werden Monster mit zusammengerissenen Knochen gehen
denn ein magisches Zeichen wohnt in dunklen und tiefen Höhlen!

Wo Schwerter zerschmettert wurden und Brüder fielen
in gut geteilten Kämpfen.
Wo nichts leben kann, rette Stolz und Stachel
und trocken ist Luft im Versteck.
Ein magisches Zeichen ist in Sand und Sonne gefangen
wo Blut untätig ist.​

Als Victor den letzten Satz geschrieben hatte, starrte er nur noch auf das Papier. Die Zeichen die er dort las, waren in der Tat grauenvoll. Besonders das erste Zeichen hatte ihn böse erschreckt.
„P. Hx b! Xhl xyx. W. Ixzy dif. T. P z mq!“ klang es fragend und leise. Victor blickte auf und runzelte für einen Moment fragend die Stirn. Dann nickte er wieder. Die leisen Knisterlaute hatten sich auch irgendwie sehr mitfühlend angehört. Er seufzte leise und nickte kurz.
„By. Trq. V! L. Mibji.“
“Ja … ja sicher werde ich das machen. Wir brechen sofort auf, du kannst – nein du musst mich sogar begleiten. Die anderen müssen umgehen davon erfahren – vielleicht auch der König selbst…
„Hp! Zdm exx gc mc.“
„Hm… du sagst er weiß es schon – wie kann er davon erfahren haben?“
„Xn tzb xyc p! Hx.“
Es gibt noch eine Propheizeiung sagst du?
„M. Yx xm.“ Die Wisp warte die Antwort erst gar nicht ab. Nach einem kurzen ruckartigen Pulsieren blickte Victor auf ein schmutziges Stück Pergament.


Für ihn war nun klar dass er nun sofort aufbrechen musste.

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A prophecy of things to come
 
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Catores

Diener
Kapitel 3 - Die Gründung der Wächter der Tugend

Es ist nicht bekannt, wer diese Geschichte geschrieben hat, aber sie behaupten, es sei eine Maus gewesen. Da Mäuse nicht schreiben könnten, ist das offensichtlich unmöglich…
Am Ende dieses Dokuments findet sich ein Vers, der eine Art Prophezeiung darstellt.


"Es ist Zeit, härteren Druck auszuüben, Blackthorn."

Der Mann, der gesprochen hatte, stand über einen einem schweren Eichentisch. Eine dünne goldene Haarlocke hing über seiner Schulter und verlor sich in dem schweren Geflecht einer Schnalle aus Gold in seinem Mantel. Seine Hände lagen flach auf den Tisch auf, die Finger strichen über über eine Karte und starke Arme umrahmten die verdrehte silberne Schlange, die man auf seine Tunika über der Brust gestickt hatte. Die Augen verloren sich über verblasster brauner Tinte auf der Karte in einer geistigen Reise über die Felder und Berge des „Serpent’s Spine“.

Ich konnte die Karte nicht klar sehen, von wo ich sass, aber ich habe bemerkt, dass seine Augen einen bestimmten Pass in den Bergen fixierten.
„Ich fürchte, das ist ein Fehler, MyLord“, sagte Lord Blackthorn und schüttelte traurig den Kopf.
„Das Problem kann doch nicht so schlimm sein wie Ihr es beschreibt.“
„Aber das ist es!“
Lord British verlieh seiner Stimme Nachdruck, stieß sich vom Tisch ab, drehte sich dann um und blickte durch das Flügelfenster hinaus auf den sanft fallenden Schnee. Als Blackthorn dann seinen Kopf neigte, um seine Zustimmung zu bekunden, fuhr der Herrscher dann mit leiserer Stimme:
„Die Toten in diesem Jahr, Blackthorn. All diese Menschen, deren Familien ohne Freude in diesem Winter leben. Das Essen, das nicht auf den Tisch gebracht werden kann, der Handel, der nicht weiter geht. Diese Kinder ohne Eltern. Und Eltern ohne Kinder. Denken Sie an die Toten und denke an die Trauerprozessionen, die wir gesehen. Schaut es Euch an!“

Blackthorn stellte sich neben seinen Lehnsherrn ans Fenster und schielte an den weißen Schneeflocken vorbei über den Graben zu einer kleinen Schmiede auf der nördlichen Seite vom Schloss, wo gerade wieder eine Beerdigungsprozession den dunklen Weg über das Kopfsteinpflaster heraufkam, der Kälte und den Launen des Schicksals trotzend. Er legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes.
„Das wird sie nicht zurückbringen, MyLord“, sagte er leise. Lord British schlug mit der Faust gegen die Wand.
„Nein, das wird es nicht. Aber vielleicht können wir für Gerechtigkeit sorgen.“
Blackthorn wandte sich ab.
„Gerechtigkeit, was ist Gerechtigkeit? Ihr schlagt vor, Mord mit der dünnen Fassade von Gesetzen zu decken. Man hört schon Berichte von Taschendieben, die auf der Straße gelyncht werden, so verängstigt ist die Bevölkerung. Jetzt müsst Ihr wählen, um dieseTaten unter Strafe zu stellen.“
„Aber nur gegen die Mörder, Blackthorn!“ Lord British ging zurück zum Tisch.
„Seht her. In diesem Dokument habe ich das neue Gesetz festgelegt. Lest es durch und sagt mir, das es nicht dienlich ist.“
Mit einem Seufzer zog Blackthorn einen Stuhl an den Tisch und begann, die krakelige Schrift zu lesen, während Lord British sich an das offene Kaminfeuer stellte und seine Finger austreckte, um seine Finger an dem riesigen Feuer zu wärmen.
„Ungewöhnlich früh für Schneefall, nicht wahr?“ sagte er.
„Wir haben Erntezeit, und nun dieser Schneefall Tag für Tag jetzt. Trotzdem sind die Temperaturen noch nicht tief genug, für diese Häufigkeit.“
Und tatsächlich war es so kalt, das ich sogar in meinem gemütlichen Zuhause zitterte.
Blackthorn stimme abwesend zu.
„Manche sagen, dass es ein eigentlich ein Omen ist“. Er schloss den Entwurf des neuen Gesetzes.
„Das…“, sagte er und klopfte auf das Pergament.
„Ja?“ sagte Lord British und schaute eifrig und erwartungsvoll auf seinen Freund. Blackthorn seufzte.
„Ich zögere nicht, es zuzugeben, aber es wird Eurem Zweck dienen.“
„Ausgezeichnet, dann werden wir folgendes verkünden: das die Bürger Britannias alle diejenigen jagen dürfen, die bereits zuviele ermordet haben und eine Belohnung aus dem Reichtum des Mörders bespruchen können.“
„Aber…“, sagte Blackthorn. Lord British verzog eine goldene Augenbraue und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. Blackthorn stand auf.
„Dieses Geschäft von einer neuen Waffenordnung… ich mag es nicht wirklich.“
„Bah“, sagte Lord British und wischte seine Besorgnis mit einer Handbewegung fort.
„Es ist nur ein neuer Orden von Rittern.“
„Weist mich nicht von der Hand“, warnte Lord Blackthorn, und seine Stimme wurde zornig.
„Glaubt Ihr wirklich, in dem Ihr ein anderes Gesetz erlässt, werden sich Eure Tugenden durchsetzen? Ihr wisst, wie ich und viele der Bevölkerung über dieses Thema denken!“
Ebenso wütend geworden schritt Lord Britisch auf den Tisch zu.
„Die Tugendwächter werden gezogen, und zwar die besten die war haben, und sie werden als Beispiele für den Rest des Volkes dienen.“
„Indem sie durch die Fenster spähen, um zu sehen wer demütig ist? Und um diejenigen umzubringen, die sich ungerecht behandelt fühlen? Was für ein Wächter ist das? Ihr schlagt hier vor, den Leuten zu sagen wie sie denken und sich verhalten sollen!“
Lord Britisch krallte sich so fest in die Rückenlehne des vor ihm stehenden Stuhles, bis seine Knöchel soweiß wie der aufgewirbelte Schnee draußen waren.
„Ist es nicht die Aufgabe der Regierung, Blackthorn, den Leuten zu sagen wie man sich benehmen soll?“

Blackthorn schob sich vom Tisch weg und stand auf. Seine Figur stand im dramatischen Gegensatz zu der von Lord British. Sein Haar war dunkel und kurz geschnitten, auch sein Bart war dunkel. In seiner Robe stand er wie ein Schatten gegen das Weiß der Fensterflügel hinter ihm. Während Lord Britisch vor einem brüllend glühenden Feuer stand, tobte hinter Blackthorn ein Wintersturm.
„Ihr seid nicht Erziehungsberechtigter jeder Person hier in Britannia, Mylord“, sagte er kalt.
„Wenn Ihr fortfahrt, alle zu bemuttern, werden sie einfach rebellieren.“

Dort standen sie nun, Gold gegen Schwarz, bis Lord Britisch leise sagte:
"Ist es dazu gekommen, mein Freund?"
Blackthorns Augen weiteten sich, verengten sich dann aber wieder. "Zweifeln Sie nicht an unserer Freundschaft, mein Herr. Wir besprechen eine Staatsfrage.“
Lord British senkte den Kopf, als ob ihm etwas schmerzte.
"Haben wir? Nun, dann sei es so. Morgen verkünde ich, dass jeder der den dafür erforderlichen Charakter hat, sich als Wächter der Tugenden anmelden kann. Ihnen soll ein Schild mit meinem eigenen Symbol, der Silberschlange, gegeben werden, das für das Gute und Ehrenhafte in dieser Welt steht. Ebenso wird das Gesetz über die Kopfgeldjagd verkündet.“
Blackthorn stand auf und stürmte vom Tisch weg. An der schweren Tür blieb er stehen und drehte sich um. Lord British stand noch immer mit gesenktem Kopf da.
"Und morgen werde ich verkünden, dass die gleichen Leute, die Ihr als Wächter der Tugenden haben möchtest, ebenso die Wahl haben, mein Emblem zu tragen – um als Wächter der Tugend des Chaos zu dienen.“
Lord British sah in mit brennenden Augen an.
„Gebt Acht, wo ihr auftretet! Eine private Armee…“
„Nein, My Lord“ sagte Blackthorn sachlich. „ Sie können lediglich als Beispiel für meine Überzeugungen und die Überzeugungen derer dienen, die mit ihren eigenen Entscheidungen über richtig und falsch gewachsen sind. Diejenigen, die übereifrige Wächter satt haben, die den kleinen Kriminellen bei der geringsten Provokation abschlachten und den Paternalismus Euer Regierung leid sind.“

Lord British starrte ihn an, und da standen sie beide – gefangen zwischen freien Willen und Zivilisation. Ich kauerte mich auf dem Kaminsims zusammen, wo ich saß und betete, dass sie mich in ihrer Wut nicht bemerkten, denn eine Maus hat wenig Kraft und es gab keinen leichten Fluchtweg.
„Es gibt Gerüchte“, sagte Lord British plötzlich.“ Einige sagen, dass wir zu weit auseinander denken und diese Balance ist auch erforderlich. Manche sprechen von einer Stadt, die zu diesem Zweck gegründet wurde – eine Stadt der Balance verborgen in den Bergen, wo der Wind weht. Blackthorn neigte den Kopf.
"Ich habe die Gerüchte gehört."
"Nystul hat mir gesagt, es ist kein Gerücht, denn er hat einen Brief bekommen."
"In der Tat", sagte Blackthorn sachlich und rührte sich keinen Zentimeter.
"Und es gibt diese seltsamen Prophezeiungen, die von Wahnsinnigen gemurmelt und beschrieben werden - Gräber und Säulen aus Stein ", fuhr Britannias Herrscher hartnäckig fort.
"Diese sind beunruhigende Zeiten, Blackthorn.“
"In der Tat", sagte Blackthorn und stand immer noch an der Tür. Lord British wartete darauf, dass sein Freund wieder zurückkam, aber das tat der dunkel gekleidete Mann nicht.
„So sei es also“, sagte British grimmig.
„Ich werfe Euch einen Knochen, Blackthorn. Mach Eure eigene Tugendwache, um Eure Tugend des Chaos zu schützen. Lass sie Euer Emblem tragen, und dann glauben wir ernsthaft daran, dass sie in der Tat gute und ehrliche Männer sind. Und lass mich morgen mit dem Gesetz verkünden, das Eure Wächter zusammen mit meinen existieren, aber keiner sich sich beiden anschließen. Und sie können frei streiten und sogar Blut vergießen. Und vielleicht sehen wir dann, welche Tugenden in einem Kampf gegen einen stehen.
Blackthorns Augen verengten sich.
"Jetzt sprecht Ihr wirklich davon, Heere und Armeen aufzustellen, mein Herr. Verlegt Ihr jetzt das Schachspiel auf ein anderes Feld? Das klingt nicht gut für die Sicherheit des Landes…"
„Zweifeln Sie nicht an unserer Freundschaft!“ Lord Britisch gab die Worte zurück, die Blackthorn zu ihm gesagt hatte.
„Ich habe es so beschlossen.“

Blackthorn nickte einmal kurz, dann schlug er die Tür hinter sich zu. Erst jetzt ließ sich Lord Britisch in seinen Stuhl fallen und strich mit den Händen über das Pergament der Karte. Seine Finger verweilten liebevoll über der gebräunten Tinte, bis sie auf die Wüste von seinem eigenen Krieg mit Lord Robere stießen, der Wüste, wo die Brüder gegenseitig das Blut und die Energie des anderen vergossen hatten und wo jetzt nichts mehr wachsen würde. Die Wüste, aus der der Samen Britannias stammte. Jetzt ruhten sie sich beide aus, und der Mann, der ein unruhiges Land beherrschen würde, saß ruhig da, während draußen ein Wintersturm tobte und die Prozessionen sich auf ihren Weg zu kalten Friedhöfen machten.

Er sah es nicht, aber ich tat es. Die Gestalt war dunkel und glänzend, mit scharfen Reißzähnen und katzenartigen metallischen Augen, die durch die Fensterflügel schimmerten und um die steinernden Wände schwebten: ein Dämon, der aus eigenen Gründen vom Fenster aus zugehört hatte. Er flog davon, mit seinen mächtigen Flügeln schlagend, die durch den Sturm verborgen waren und trug sein Wissen über einen Riss auf den höchsten Ebenen des Gerichtshofs in die Dunkelheit der sich nun versammelnden Nacht.
Ein Schreiber klopfte vorsichtig an die Tür, und Lord British bat ihn herein.
"Bringt das hier den Rat", wies ihn der Lord an und überreichte ihm die neuen Gesetze, nachdem er ein paar Notizen auf einer Schriftrolle gemacht hatte.
Der Junge lief davon, und schon bald kamen aus der offenen Tür der Ratskammern das erste Geschrei, als die Männer die Lager auswählten und sich über einen auf Böcke gestellten Tisch stritten.
"Das ist Krieg!" schrien einige.
„Nein, das ist Frieden!" sagten andere, und als ich auf dem Kaminsims saß und vom Kerzenlicht und dem rötlichem Glühen des Erntemondes erschüttert wurde, wurde mir klar, dass eine arme und einsame Maus wie ich den Unterschied nicht erkennen konnte.


An einem Tag, an dem Schnee fällt
wird sich eine Versammlung von Adligen bilden.
Unter ihnen einige, die sich noch streiten
Zwischen freiem Willen und dem Bürgertum
Während sie von Mäusen und Monstern beobachtet werden.
Es wird eine Herausforderung gestellt,
die Lanzen bricht und das Wachstum hemmt
Und schönes Gras mit Hass befleckt.

Irgendwann werden sie sich vielleicht wieder versöhnen -
zwei Männer, deren Herzen einst das gleiche waren.
Bis dahin wird die Welt entsetzlich zittern
und keiner wird die Schuld beheben.

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The Founding of the Guards of Virtue
 
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Aus den Chroniken der Königsreichs – Die Geschichte Sosarias

Von Darsus, genannt der Chronist, Mönch der Empath Abbey zu Yew und Stadtschreiber von Westcliff

Zog Cabal - Die „Follower of Armageddon“

Zog war das Wesen, das Vernichtung über die Welt gebracht hatte. Das wissen wir aus der reichhaltigen Geschichte des Landes. Wann immer der Name Zog später auftauchte, bedeutet er nichts Gutes. Als man viele Jahrhunderte später seine fossilen Überreste ausgrub und in die Hauptstadt nach Britain brachte – bis heute die ältesten im Reich, fand sein Name einige Jahre später große Verehrung in einer kleinen geheimnisvollen Gruppe, deren Namensnennung noch heute die Menschen in Angst und Schrecken versetzt – die Zog Cabal.

Sie selbst nannten sich die „Follower of Armageddon“, und sie waren in ihrer Existenz – trotz der Verleugnung des Weisen Winslow keine Kindergeschichte. Der Plan dieser Anhängerschaft war ganz einfach: Das Land war verschmutzt und musste gereinigt werden – vor allen von den neuen Lehren, die mit Lord British gekommen waren. In ihrer Welt herrschte Chaos, sie kämpften für Zerstörung und Verfall. Mit dem schändlichen Mord an Hartham, einem von den Bürger der Stadt Trinsic sehr verehrten Helden erhob sich die Bedrohung durch die gefährliche Sekte mit einer alarmierenden Rate. Eine Reihe zunächst unerklärlicher Vorfälle erschütterte das Reich, von denen man bis zuletzt nicht wusste, ob sie im Verbund mit der Sekte geschahen. Die Relikte von Mondain wurden gestohlen, und große Schurken wie Juo’Nar, die Liche Lathiari und Kyrnia sowie die Trollbrüder G’Thunk und G’Splat geißelten das Land.

Aber selbst nach deren Niederlage waren die Zog Cabal noch immer stark. Tatsächlich erschütterte später eine Reihe von Erdbeben das Land, die zur Öffnung von Tunneln und Toren in die „Lost Lands“, die Verlorenen Lande führen sollte. Es ging die Rede, dass sie wieder um den gefürchteten Armageddon-Zauber wussten. In Britain identifizierte man einige der Anhänger bei dem Versuch, „Blackrock“ zu finden, einer Reagenz, die für das Wirken des Zaubers benötigt wird. Die Krone reagierte schnell und versprach allen, die dabei halfen, Mitglieder der Sekte zu verraten eine hohe Belohnung für die erhaltenen Informationen. In einer danach angelegten Großfahndung im Lande wurden viele der Anhänger getötet. Einige der Mitglieder, die man am Leben gelassen hatte, entkamen bei ihrer Überführung in das Gefängnis von Yew. Aber auch ihr Schicksal war besiegelt, als sie die schwarzen Wisps beschworen.

Unter der tugendhaften Führung von Halston Montil, Wächter der königlichen Garde kam der Untergang der Sekte schnell, als man den Anführer im Inneren des Verlieses „Shame“ gefangen nahm. Für die Bürger des Landes kehrte bald wieder Ruhe ein. Dennoch findet man auch heute noch ihre Spuren.
 
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Ena'Enyat

Diener
Kapitel 4 - Beldan’s Hütte

In der kleinen Hütte im Wald nicht weit von Victor’s Klause, warf die alte Imris ein dickes Holzscheit ins Feuer und sah zu, wie sich blaue Flammen um das Holz züngelten. Auf einen Dreibein darüber brodelte zischend ein russgeschwärzter Kessel. Der Rauch zog nur schlecht durch die schmale Öffnung im Dach ab, so das alles voller Qualm war. Dafür duftete es köstlich nach Kräutern in dem kleinen Raum.

Nachdenklich rührte Imris in den Topf, in dem ein paar Rübchen und Knollen schwammen. Das Trommeln der Orks im Wald wurde von Tag zu Tag lauter. Imris murmelte leise ein Gebet. Es kam ihr einfach nicht geheuer vor, dass sich die Orks hier nun so ansammelten, und vorhin war sie böse zusammengezuckt, als sie nun auch ihr lautes Kriegsgeschrei gehört hatte. Warum aber diese wilden Kreaturen sich ausgerechnet hier zusammenrotteten, darauf kommte sich Imis keinen Reim machen. In letzter Zeit kam ihr der Wald, der von Kindheit an ihr Zuhause gewesen war, so dunkel und gefährlich vor. Wie ein böses Wesen, das wenn sie stundenlang auf überwucherten Wildwechseln dahinwanderte und Kräuter sammelte, mit Ästen und Zweigen nach ihr griff. Es zog auch immer mehr Raubritter, Banditen und andere abenteuerlich aussehende Gestalten nach Trinsic. Zudem waren die ausgezehrte Wölfe und Keiler, so groß wie Bären zu einer wahren Plage geworden. Sogar der Hunger verwandelte manch sonst so friedlichen Stadtbewohner in eine wilde Bestie, der man besser aus dem Weg ging.


Aber das Imris‘ Hand nun heftig zitterte, lag nicht an den Orks, an Raubrittern oder wilden Tieren, sondern an den drei Männern, die hinter hier an einen schon sehr alten, halb maroden Tisch saßen. Sie kannte die Männer schon seit vielen Jahren, aber bislang hatten sie sich immer heimlich in einer Ruine tief im Dschungel getroffen. Ihr plötzlicher Besuch hier in Beldan’s Hütte machte Imris klar, wie ernst die Lage sein musste.

Der Feind war zurückgekommen!

Eine ganze Weile hatten sie alle geschwiegen, so daß nur der warnende Ruf eines Eichelhähers zu hören war: Jetzt erst drehte sich die alte Frau zu den Männern um.
„Und die Nachrichten stimmen?“, fragte sie mit einem Rst von Zweifel in der Stimme. Imris war mittlerweile über siebzig, Alter, Arbeit und Sorgen hatten tiefe Falten in ihre Haut gegraben. Nur ihre Augen leuchteten noch so wach wie in jungen Jahren.
Einer der Besucher nickte betreten. Auch ihn hatte das Alter gezeichnet. Die Hände, die einen Becher warmen Kräutersud umklammerten, waren krumm vor Gicht und sein Gesicht zerfurcht wie ein frisch gepflügter Acker.
„Sie sind wieder unterwegs, Imris“, murmelte er, „es gibt keinen Zweifel. Der alte Schmied in Trinsic hat sie in der Nähe der Paladin Insel gesehen, dort haben das Archiv durchstöbert, aber nichts gefunden. Wer weiß, wohin nun noch wollen - Britain, Yew oder vielleicht sogar Vesper? Es kann nicht mehr lange dauern, dann liegt das Land wieder in Aufruhr.“
„Nach all den Jahren!“ Imris seufzte und starrte mit trüben Augen in die Flammen. Trotz des Feuers war ihr kalt, der Märzfrost saß ihr tief in den alten Knochen.
„Ich dachte, sie hätten aufgegeben“, fuhr sie schließlich fort. „Es ist doch schon so lange her, und wir haben das Geheimnis so gut behütet! Beginnt nun der ganze Schrecken wieder von neuem?“
„Glaub mir, sie werden nichts finden“, erwiderte einer der Männer beruhigend. Er war deutlich jünger, und die schmutzige Lederschürze, die er trug zeigte, dass er aus seiner Werkstatt herbeigeeilt war.
„Die Spuren sind gut verwischt, nur die Bruderschaft weiß davon. Und von uns wird keiner reden, nicht einer, kein Einziger! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein? Diese Männer sind schlau, und sie sind grausamer als Bluthunde! Du weißt doch, was sie das letzte Mal verbrochen haben Sie kennen keine Gnade. Sie werden überall herumstochern, so lange, bis die Leute aus Angst anfangen zu reden, und irgendwann werden sie etwas finden! Entweder bei euch oder bei mir.“
„Denk daran, was du versprochen hast, Imris. Denk an deinen Eid.“

Der alte Mann stellte seinen Becher ab und erhob sich ächzend. Der lange Weg von Trinsic durch den Wald zu dieser Hütte hatte ihn sichtlich angestrengt.
„Wir sind gekommen, um dich zu warnen. Das entbindet dich jedoch nicht von deiner Aufgabe. Wenn das Geheimnis gut versteckt sein soll, dann wohl besser hier und nicht in der Stadt.“
Er gab den beiden anderen Männern ein Zeichen, und gemeinsam gingen sie zur Tür.
„Wir haben geschworen, das Geheimnis zu wahren, bis der Tag endlich gekommen ist. So viele Generationen, und alle haben geschwiegen. Nichts kann uns von diesem Versprechen entbinden.“
„Und was ist, wenn der Tag bereits gekommen ist?“, fragte Imris leise, währen sie weiter ins Feuer starrte. „Was wenn es nun Zeit wird, endlich zu handeln?“
„Es ist nicht unsere Aufgabe, dies zu entscheiden. Das weiß allein die Zeit.“ Der alte Mann zog seinen fleckigen Hut.
„Dank dir für den heißen Trank, Imris. Möge der Himmel dich beschützen.`“
Die drei wandten sich schweigend ab und verließen die Hütte. Ihre Schritte knirschten auf dem mit Zweigen bedeckten Waldboden und entfernten sich langsam.

Dann herrschte wieder Stille, und Imris blieb in der Hütte allein zurück… und mit ihrer Angst.

 
Kapitel 5 - Brief aus Vesper

Brief aus Vesper von Caitlin Elopidat an ihren Vater, *es folgt ein unleserliches Datum*

Lieber Vater,

verzeih bitte, dass ich nicht eher ein Zeichen von mir gegeben habe. Viel ist in den letzten Tagen hier in Vesper und der näheren Umgebung passiert. Ich weiß kaum wo ich damit beginnen soll.

Stell dir vor, vor kurzem wurde ein einheimischer Fischer überrascht, als er während seines täglichen Angelns von einem schurkischen Skelett auf der Straße angegriffen wurde, das den Weg vom Friedhof der Stadt gefunden hatte. Er machte dann einen kurzen Ausflug zu den örtlichen Stadtausrufern, und bald verbreiteten sich die Informationen in der ganzen Stadt. Nur wenige Minuten später machte sich eine unerschrockene Gruppe von Abenteurern auf den Weg zum Friedhof, um die untoten Angreifer zu bekämpfen. Die Magie wurde willkürlich zwischen einem Paar Liches und dem heroischen Mob hin und her geworfen. Innerhalb einer Stunde nach der ersten Sichtung war die gesamte Tortur beendet. Mindestens zwei Menschen sind während der Angriffe gestorben, von denen man aber annimmt, dass ein lokaler Heiler sie wiederbelebt hat. Es heißt, es geht ihnen gut und sie wären Minuten nach dem Vorfall wieder auf den Beinen gewesen.

Die Liches beherrschten die Versammlung der Untoten jedoch nicht sobald man feststellte, dass ein Lichherr in einem der größeren Gebäude auf dem Friedhofsgelände wohnte. Die Krieger und Zauberer, die tapfer eine große Anzahl von wandelnden Toten besiegt hatten, fanden bald heraus, dass sie diesem Herrn der Liches nicht gewachsen waren. Ein brillanter junger Abenteurer hatte jedoch recht schnell einen Plan, und bald schickte er seine Gefährten los, um ihm etwas Platz zu geben. Mit Magie erregte er die Aufmerksamkeit des Lich-Lords und führte das unmenschliche Tier dann in Richtung der Stadt selbst. Als er sicher drin war, rief er verzweifelt nach den Wachen, die schnell eintrafen, um sie zu entsenden.
Geoff, eine der Wachen sagte mir, das sich sich anfangs nicht sicher waren was los war, aber als sie dann merkten, dass das Ding in unserer Stadt kein richtiger Bürger war, sind sie mit ihren Hellebarden drüber gegegangen. Geoff fuhr dann noch fort, dies sei nicht das erste Mal gewesen, das so etwas auf dem Vesperfriedhof passiert. Vor ein paar Monaten hätten sie schon so ein Problem wie dieses gehabt, aber es habe keinen Lich Lord gegeben. Nur Skelette … und anderes. Die Anwohner befürchten nun, dass etwas Unheimliches die Kontrolle über die toten Seelen auf dem Friedhof übernimmt und sie zu ihrem Willen zwingt. Obwohl es keine Beweise gibt, die diesen Anspruch unterstützen, sehen die meisten Menschen ihn als die logischste Lösung an und hoffen, dass mutigere Seelen wie diejenigen, die gegen die Untoten gekämpft haben, zur Stelle sind, falls es jemals wieder vorkommen sollte.

Aber das hier, ist nicht einzige, was passiert ist. Bruder Olic von der Empath Abbey wurde von den Orks entführt als er die sterblichen Überreste Mondains von Vesper nach Britain bringen will. Du weißt doch, dass diese Reliquien jedes Jahr von Stadt zu Stadt gebracht werden, um daran zu erinnern, was wir durch ihn erlitten haben. Diese Gebeine werden meist gut beschützt und bei vertrauensvollen Leuten sicher aufbewahrt, da sie wahrscheinlich noch magische Energien besitzen. Aber jetzt ist es tatsächlich gelungen, diese zu stehlen, als Bruder Olic sie von Vesper nach Britain bringen wollte. Er wurde von Orks angegriffen und gefangen genommen. Zum Glück gibt es immer wieder mutige Helden, die ihn und natürlich auch die heiligen Gebeine aus dem nahen Verlies bei Vesper hier – Covetus gerettet haben. Ich verstehe nur nicht, warum niemand diesen Vorfall hier für würdig hält, öffentlich zu machen, jetzt wo es wieder so merkwürdige Zeichen im Land gibt.
Ich hoffe inständig, der König wird das richtige tun.

Deine dich liebende Tochter
Caitlin


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Vesper Graveyard - a haven for liches - BNN 6. Februar 1998
[OCC-Info] Die Entführung von Bruder Olic ist tatsächlich nur spärlich dokumentiert. Es gibt darüber keinen konkreten BNN-Hinweis, lediglich einen Eintrag in der den Zeittafeln wie z.B. auch auf Stratics hier:
 
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Ena'Enyat

Diener
Kapitel 6 - Im Auftrag der Krone

Endlich hatte auch der letzte Stadtschreier in Trinsic seinen Dienst beendet und war nach Hause gegangen. In der gelben Stadt kehrte nun gegen Abend wieder Ruhe ein, nur in der Schreibstube der Trinsicer Meeting Hall brütete Sekretarius Falk Willus noch über den Akten einiger abgeschhlossener Gerichtsprozesse und versuchte diese zu archivieren. Die Schrift des neuen städtischen Schreibergehilfen, dem man ihn vor einigen Tagen zur Seite gestellt hatte, war wieder einmal so erbärmlich, dass Willus die Hälfte der Protokolle neu schreiben musste. Der Sekretarius seufzte leise, während seine Feder über das dünne Pergament schrappte. Er war noch ein ehrgeiziger junger Mann auf dem Weg nach oben. In der Stadt wurde gemunkelt, dass schon bald das Reichskammergericht wieder nach Trinsic verlegt werden sollte, und wenn er sich da für höhere Aufgaben empfehlen wollte, musste er eben öfter ein paar Überstunden einlegen. Darüber hinaus gestand sich Willus ein, dass er diese Stunden nach Einbruch der Dunkelheit durchaus mochte. Allein mit sich in der Kanzlei, nur er und ein Haufen alter Pergamente und dem munter flackernden Licht einer Kerze, während ihm zuhause nur ein zanksüchtiges Weib und vier greinende Kinder erwarteten. Das Geräusch raschelnder Blätter in den Aktenablagen hörte sich bedeutend besser an.

Soeben beugte sich Willus über einen besonders komplizierten Fall von Schuldüberschreibung, als ihn ein leises Geräusch innenhalten ließ. Er richtete sich auf und lauschte, ein Quietschen und Klacken, als hätte der Wind eines der Fenstser im Nebenzimmer geöffnet.
Willus runzelte die Stirn.
‚Komisch…es weht doch gar kein Wind‘, dachte er bei sich und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Im benachbarten Stadtpark hatte es erst vor einigen Tagen wieder gespukt; die Magd des Trinsicer Bürgermeisters hatte ganz deutlich gehört, wie man die alten Holzbänke im Park gerückt hatte, aber als man nachsah standen diese an ihrem Platz. Waren die Gespenster nun etwa doch in die Meetinghalle gekommen?
„Ist da jemand?“ krächzte Willus heiser vor Angst und seine Stimme klang dünn wie ein Blatt Papier. Er stand auf und wollte eben vorsichtig nach dem Rechten sehen, als die Tür zu seiner Schreibstube so plötzlich aufflog, dass der Zugwind sämtliche Papierrollen vom Tisch wehte. Willus erstickte den Schrei, als er sah wer dort in der Tür stand.
Es war ganz eindeutig der Teufel.

Willus erschauderte. Kein Mensch konnte ein so schwarz gebranntes Gesicht haben! Im Schein der wild zuckenden Kerze glänzte es wie poliertes Ebenholz, weiße Augen rollten darin hin und her, aber davon abgesehen war der Fremde durchaus von menschlicher Art. Er trug Hosen und Wams und darüber einen kostbaren pelzbesetzten Mantel, der vermutlich so viel wie Willus‘ gesamte Garderobe gekostet hatte. Entgegen aller sonstigen Behauptungen, was den Teufel betraf hinkte der Mann nicht und es ging auch kein Schwefelgeruch von ihm aus. ZitterndWillus trat zitternd einen Schritt zurück. Wenn der schwarzhäutige Fremde auch nicht der Teufel war, so schien er doch ein recht seltsamer Zeitgenosse zu sein, der sich um diese Zeit noch in der Meetinghalle herumtrieb.
„Was… was wollt Ihr?“ brachte er nun mühsam, aber beherrscht hervor. Der Fremde deutete eine leichte Verbeugung an.
„Verzeiht die späte Störung, Herr Sekretarius“, sagte er in einem fremdartig klingendem Akzent. „Ich konnte leider nicht eher kommen, der Weg von Britain ist weit. Ich bringe einen Brief des Königs“ Mit einer galanten Bewegung zog er unter seinem Mantel einen versiegelten Umschlag hervor und überreichte ihn Willus, der ihn sogleich öffnete und las. Ein wenig später sah der Schreiber verdutzt wieder auf und blickte sein Gegenüber an.
„Ihr sollte Zugang zu allen Akten erhalten? Wirklich zu allen?“ Der Fremde lächelte leicht geziert, fast wie die hohen Herren es immer taten, wenn ihnen etwas zuviel wurde.
„Ich bin sicher, der Trinsicer Rat wird dem König doch diese geringe Bitte nicht abschlagen. Zumal ich eigentlich nur ein paar bestimmte Akten benötige – für den König.“
Der seltsame Fremde zog nun seinen Mantel so zur Seite, dass Willus darunter einen Krummsäbel aufblitzen sah. So eine Waffe würde man sonst nur bei den Muselmanen vermuten. Woher in alles in der Welt kam dieser Mann her?
„Im Grunde benötige ich nur Informationen über einen bestimmen Ort“, erklärte der Fremde. „Es muss hier in den Wäldern eine alte Burg geben, auf einer Halbinsel am Kliff. Was wisst ihr über die Gegend dort?“

Falk Willus runzelte die Stirn. Schon lange hatte sich niemand mehr nach diesem alten Lehen erkundigt. Es gab dort nur diese verlassene Ruine, und der letzte Burgheer sei ein seltsamer alter Kauz gewesen. Was also konnte so für diesen Fremden interesant daran sein?
„Nun, einst war die Burg wohl sowas wie der Mittelpunkt des Südens“, begann der Sekretarius stockend. „Eine mächtige Festung, so sagen die Leute. Dupre soll von hier seinen Krieg gegen die Orks geführt haben.Aber all das ist lange her.“ Willus versuchte ein vorsichtiges Lächeln.
„Es gibt jedoch Leute, die behaupten, der mächtige Krieger Trin, der Gründer der Stadt schlafe unter dem Burgberg und werde wieder aufwachen, wenn dem Reich Gefahr droht.“
„Tatsächlich? Das ist … überaus interessant.“ Der Fremde schien einen Moment nachzudenken, dann fuhr er fort:
„Ich brauche alles über diese Burg. Über den Bau, die ruhmreiche Vergangenheit und die Gegend rundherum. Weiler, Dörfer, Städte. Alles was ihr finden könnt. Und zwar jetzt gleich.“
Willus schüttelte ungläubig den Kopf.
„Aber das ist unmöglich! Die Akten sind nicht sonderlich gut sortiert. Außerdem ist es schon spät und meine herzallerliebste Frau…“
„Habt ihr den Befehl des Königs vergessen?“
Der schwarzhäutige Mann trat nun ganz nah an Willus heran, so dass dieser einen schweren exotischen Duft wie von Sandelholz wahrnahm.
„Ich bin mir sicher, der Rat der Stadt wäre äußerst ungehalten, wenn er erfahren müsste, dass sich ein kleiner Schreiberling dem Befehl seiner gnädigen Majestät widersetzt. Trinsic mag mächtig sein, aber so mächtig?“
Willus nickte, wie benommen von dem süßlichen Geruch.
„Ich … ich werde sehen, was sich machen lässt.“

Der Fremde ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen und scheuchte Willus mit einer ungeduldigen Handbewegung davon. Mit klopfenden Herzen verschwand dieser im Archiv nebenan, wo er zwischen unzähligen Regalwänden fieberhaft zu suchen begann. Wenigstens war er auf diese Weise weg von dem seltsamen schwarzhäutigen Mann, der wenn nicht aus der Hölle, so doch aus einem Land kommen musste, das der Hölle sehr, sehr nahe kam.
Es dauerte über zwei Stunden, bis Willus alles Wissenswerte über die Burg und deren Umgebung herausgesucht hatte. Es war weitaus mehr als erwartet. Erleichtert und zufrieden mit seiner Arbeit kehrte Falk Willus schließlich mit einem Berg Akten unter dem Arm in die Schreibstube zurück. Dort saß der Fremde noch immer wie ein dunkler Monolith im Sessel. Er hatte die Augen geschlossen, doch als Willus auf ihn zutrat, klappten sie ganz plötzlich auf.
„Und? Seid Ihr fündig geworden?“
Willus nickte beflissen.
„Diese Burg ist weitaus interessanter, als ich bisher annahm. Eigentlich schade, dass sie nun so verkommt. Die Siegel zeigen, dass die einflussreichsten Herrschaftshäuser sich seit jeher um diese Gegend bemüht haben. Ich frage mich, warum…“
„Ich habe Euch nicht gebeten, Fragen zu stellen sondern mir Auskunft zu erteilen. Habt Dank für Eure Bemühungen.“
Der Fremde riss dem verdutzten Sekretarius die Akten aus der Hand und begab sich zur Tür.
„Aber… aber das sind wertvolle Unterlagen!“, rief Willus ihm nach.
„Ihr könnt sie nicht so einfach mitnehmen. Quittiert mir doch wenigstens den Empfang!“
Noch einmal drehte sich der Fremde um. Als er lächelte, leuchteten seine Zähne weiß wie das Mondlicht.
„Ich glaube, das ist nicht nötig“, entgegnete er. „Oder habt Ihr etwa den Befehl des Königs vergessen? Ich handle nur in seinem Auftrag.“

Wie ein Spuk war er verschwunden, und Willus fragte sich, ob der Mann nicht doch eines jener Gespenster gewesen war, von denen man sich immer wieder in Trinsic erzählte. Aber dann fiel sein Blick auf den königlichen Brief, der immer noch auf seinem Schreibtisch lag. Nun, sollte das ein Geist gewesen sein sollte, so hatte man ihn immerhin von höchster Stelle geschickt. Erneut studierte Willus die hastig hingeworfenen Zeilen, dann betrachtete er das zerbrochene Siegel des Königs, dass er vorhin in seiner Angst gar nicht richtig beachtet hatte. Es zeigte den Kopf eines Mohren mit herausgestreckter Zunge.
‚Was in aller Welt…‘ Willus rannte nun fluchend zum Fenster und spähte hinaus in die Nacht. Ein Schatten huschte über den Platz hinaus die Straße zum Tor hinunter und verschwand dann zwischen den Häusern. Willus glaubte noch, ein leises, fast nicht mehr wahrnehmbares Lachen zu hören.

Mit einem leisen Schaudern zog er die Vorhänge vor das Fenster und beschloss, dass er die letzten Stunden nur geträumt hatte. Zumindest bewahrte ihn das vor einem Haufen unangenehmer Fragen.
 

Catores

Diener
Kapitel 7 - Zum Wohle des Reiches

Zwei Tage später, mitten in der Nach in einer kleinen Amtsstube irgendwo in Lord British‘ Palast…

Der Kanzler hielt die Welt in seinen Händen, doch er war nicht glücklich.

Mit langen, zittrigen Fingern fuhr Arborio Marchese über die glattpolierte hölzerne Oberfläche eines Globusses, der all die Länder anzeigte, deren Herrscher der König seit einigen Jahren war. Die Finger wanderten von Trinsic nach Minoc, vom sturmumstosten Jhelom nach Vesper, von Yew bis nach Moonglow und zu jener Insel, die man neuerdings das „Fire Island“ nannte und aus dem Gold in dickbäuchigen Galeeren nach Britain kam. Der König gebot über ein Reich, in dem die Sonne niemals unterging.

Und nun war dieses Reich in Gefahr.

Arborio Marchese kniff die Augen zusammen und suchte auf der hölzernen Kugel einen winzigen Ort, der nicht größer als Fliegendreck sein konnte. Doch er konnte den Ort nicht finden, obwohl dieser von dem besten Kartographen im Reich angefertigt worden war, der auch noch viel Gold dafür verlangt hatte. Seufzend verpasste der Kanzler der Kugel einen Schubs, die sogleich wild zu rotieren begann. Er sah wie sein Gesicht sich in der dicken Schicht Lack spiegelte, die darauf lag. Alt war er geworden, erst vor wenigen Tagen hatte er die sechzig überschritten. Als junger Mann war er eher schwächlicher Natur gewesen, mit einer ungewöhnlichen Blässe, die in Adelskreisen aber als vornehm galt, und das war er heute noch. Sein Unterkiefer war leicht nach vorne geschoben, was ihn immer ein wenig trotzig aussehen ließ, und seine Augen traten leicht aus ihren Höhlen hervor wie schon bei seinem Vater. Während sich die Kugel weiter drehte, wandte er sich wieder den Briefen auf seinem Schreibtisch zu. Besonders einem Brief.

Es waren nur ein paar hingekritztelte Zeilen, aber sie konnten den Lauf der Welt verändern. Unter dem Text fand sich die hastige Zeichnung mit dem Portät eines bärtigen Mannes. Eingetrocknete Blutpritzer auf dem Rand des Blattes ließen ihn darauf schließen, dass dieser Brief nicht ganz gewaltlos in die Hände des Kanzlers gelangt war.
Ein leises Klopfen ließ den Kanzler aufblicken. Beinahe lautlos öffnete sich eine der hohen Flügeltüren, und sein Gehilfe Ezin di Tinara, trat ein. Mit der schwarzen Schaube und seinem roten Barrett glich er wie so oft einen leibhaftigen Dämon. Es gab nicht wenige Menschen am königlichen Hof, die behaupten, dass er tatächlich einer war.
Di Tinara verbeugte sich tief, doch Arborio Marhes wuste, dass diese Demut nur zur Schau gestellt war. Der Gehilfe war etwa in seinem Alter und hatte wie er bereits in anderen Funktionen am Hofe gedient.
„Eure Exzellenz“, sagte Di Tinara, während er den Kopf weiterhin gesenkt hielt, „Ihr habt mich gerufen?“
„Ihr wisst, warum ich Euch trotz der späten Stunde herbestellt habe“, erwiderte der alte Kanzler. Er hielt den blubttefleckten Brief hoch. „Wie konnte das passieren?“
Erst jetzt hob der Gehilfe den Blick, seine Augen waren eisgrau.
„Nun wir haben den Mann kurz vor der Stadt abgefangen. Leider lebte er nicht lange genug, um ihn näher zu befragen.“
„Das meine ich nicht. Ich meine, wie konnte er an diese Information gelangen?“
Der Gehilfe zuckte mit den Schultern.
„Diese Agenten sind wie die Ratten. Sie verschwinden in einem Loch und tauchen an anderer Stelle wieder auf. Vermutlich gibt es ein Leck in den Archiven.“ Er lächelte, aber Arborio Marchese wurde das Gefühl nicht los, das er wie so oft schon hintergangen wurde.
„Eure Exzellenz werden beruhight sein zu hören, dass wir bereits mit der Befragung möglicher Verdächtiger begonnen haben. Ich selbst leite die Verhöre persönlich, um ihnen die … nun sagen wir, um ihnen die nötigen Intensität zu verliehen.“
Arborio Marchese zuckte kurz zusammen. Er hasste es, wenn Di Tinara in seiner Selbstgefälligkeit selbst den Inquisitor spielte, aber insgeheim kam er nicht umhin zugeben, dass sein Gehilfe gründlich war. Auch bei der Wahl des Königs hatte er dafür gesorgt, dass das Gold der wohl reichsten Familie in Britannia in die richtigen Kanäle geflossen war. Der königliche Rat hatte sich daraufhin auf Lord British geeinigt, der ihnen als von allen fähigsten und weisesten erschienen war.
„Und was, wenn dieser Mann nicht der Einzige gewesen ist?“, hakte der Kanzler nach.
„Vielleicht gibt es Abschriften dieses Briefs. Es könnten mehrere Boten geschicht worden sein.“
„Nun, die Möglichkeit besteht tatsächlich. Ich halte es dehalb für unerlässlich, das zu vollenden, was der König bereits begonnen hat. Zum Wohle des Reiches“, fügte Di Tinara hinzu und verneigte sich erneut.
„Zum Wohle des Reiches, murmelte Arborio. Schließlich nickte er.
„Tut was zu tun ist. Ich verlasse mich auf Euch.

Der Gehilfe machte eine letzte tiefe Verbeugung, dann schob er sich wie eine dicke schwarze Spinne rückwärts aus der kleinen Amtsstube. Die Türen schlossen sich, und der Kanzler war wieder allein.
Arborion Marchese dachte eine Weile nach, dann ging er erneut hinüber zu seinem Globus und suchte nach weiter nach jenem winzigen Ort, von dem aus dem Reich so große Gefahr drohte. Doch alles war er dort entdeckte, waren die schraffierten Zeichnungen dichter schwarzer Wälder.

 

Mac Mahon

Schüler
Kapitel 8 - Hartham’s Tod

Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Berichte des wachhabenden Offiziers Clay Mahon,
*es folgt ein unleserliches Datum*

Es hätte ein normaler Tag in der Wache des Trinsicer Hauptgefängnisses werden können. Aber dieser Tag wurde grauenvoll. In der Stadt herrschte heute helle Aufregung als die Bruderschaft von Trinsic den toten Körper Harthams in der großen Trainingshalle der Kriegergilde in der Nähe der Paladinunterkünfte fand. Ich, Clay Mahon als wachhabendender Offzier der Garde hatte alle Hände voll zu tun, das Volk davon abzuhalten, das Gefängnis zu stürmen. Man ließ gleich den Stadtschreiber schicken, der dieses schreckliche Ereignis unverzüglich aufnehmen, vervielfältigen und öffentlich machen sollte, damit es alle lesen konnten und jeder seinen Betrag zusteuern konnte, falls man nicht dasselbe Schicksal erleiden wollte. Hartham’s Schicksal hatte man mit einem feigen Dolch in den Rücken besiegelt. Der Alchemist der daraufhin den toten Körper untersucht hatte, fand Reste eines unbekannten Giftes im Blut. Mein direkter Vorgesetzter, Kapitän Crawworth tobte vor Wut. Ich entnehme das seinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu dem Ermordeten und dem Worten, die er uns beim sogleich angeordneten Appell zur Suche nach dem Mörder gab:
„Wahrlich Männer, es stört mich mächtig, das dieses in der Mitte unserer stolzen Stadt passieren konnte. Niemand, kein einzelner Mensch oder eine lockere Bande von Dieben hätte dieses je schaffen können … dürfen!!!“
Nun, der Kapitän hatte mein vollstes Verständnis für seinen Ärger. Als geschulter Mann, der den Tugenden schon in seiner Jugend nacheiferte, musste ihn diese feige Tat doppelt treffen. Als junger Mann war er von Hartham, der für alle in der Kriegergilde irgendwie eine Vaterfigur darstellte, persönlich adoptiert worden, nachdem seine Eltern während eines Überfalls von Orchorden auf das kleine Dorf Paws ihr Leben lassen mussten. Und nun hatte man auch diesen weit mehr von Crawworth geliebten Menschen kaltblütig ermordet!

Vor etwa einer Stunde haben sie einen Mann eingeliefert, der den allseits verehrten Cheftrainer der Kriegergilde zu Trinsic am hellichten Tage nun ermordet hat. Dieser Mann – sein Name ist übrigens Duryn – war tatsächlich in der Lage, die sonst so verschlafene Wache von Trinsic ab diesem Zeitpunkt ordentlich im Trapp zu halten. Wie er es geschafft hat, nach so kurzer Zeit wieder zu entwischen, war einfach nur beispielhaft für die chaotischen Zustände, die nach wie vor in der Führung der Wache herrschen. Nachdem man den Gefangenen also in eine der oberen Zellen gesperrt hatte, hatte dieser den allgemeinen Tumult vor dem Gefängnis ausgenutzt und konnte kurz darauf wieder fliehen.
Der Kapitän tobte, als er das erfuhr, aber er tat dann das wohl einzig richtige. Er ließ sofort überall Steckbriefe verteilen, die Duryn als schlauen Attentäter beschrieben, dessen Auftreten ihn nicht als kleinen Verbrecher auswies sonder eher als Mann gepflegter Hände, die nur ein priviligiertes Leben bot. In der Tat war dies wohl der Beweis der Verschwörung seiner schrecklichen Natur – jedenfalls für Crawworth. Mir ist nach wie vor unklar, wie Duryn in der Lage war, bei Tageslicht den Cheftrainer der Kriegergilde inmitten der Trainingsanlagen zu ermorden, um dann direkt unter den P…*hier ist ein dicker Klecks Tinte zu sehen, der hastig weggewischt wurde*… nasen der Garde, auf die Crawworth so stolz ist, zu entkommen.
Die anschließende Jagd nach dem Mörder, die der Kapitän der Garde, Crawworth daraufhin organisierte, war aber nur von kurzer Dauer. Er stellte sofort eine massive Jagd auf diesen Teufel zuusammen, um die Details der Verschwörung aufzudecken. Viele große Helden antworteten auf seinen Ruf, griffen zu den Waffen und machten Trinsic stolz. Bald hatten sie ihn wieder geschnappt. Man fand Duryn schließlich in den Sümpfen der westlichen Küstenlandschaften. Sie brachten ihn zurück nach Trinsic und steckten ihn in eine Zelle tief unter den Gewölben des Gefängnistraktes, wo er nun seit einer Stunde einsitzt. Ich wurde zum Protokolldienst abkommandiert und erwarte nun jede Minute die Rückkehr des Garde-Kapitäns zum Verhör.
Ich fürchte das wird nicht angenehm sein.


Nachtrag zum Bericht des wachhabenden Offiziers Clay Mahon bezüglich des Verhörs zwischen Gardekapitän Crawworth und dem Mörder Duryn

Der Kapitän hatte es eilig wie nie zuvor mit dem Verhör. Noch ungewaschen von der schmutzigen Jagd durch die westlich gelegenen Sümpfe ließ der Crawworth Duryn in einen durch eine schwere Eichentür gesicherten Raum führen, in dem ich und eine andere Wache zu Protokoll saßen. Ich muss zugeben, ich habe noch nie so einem seltsamen Verhör beigewohnt. Neben mir sass Forlin, einer der jungen Garde-Rekruten, der mir helfen sollte, da ich bisweilen etwas langsam bin. Aber der Junge hat noch immer eine Sauklaue, deswegen schreibe ich das Protokoll nun hier nieder. Crawworth sah furchterregend aus mit seinen brennenden Augen.
„Duyrn… bedauerlicherweise sehen Sie noch sehr gesund aus. Ich denke wir werden das ändern müssen.“
Dass dieser Mörder noch das sanfte Lächeln eines Engels aufbringen konnte, faszinierte mich dann doch irgendwie.
„Sie haben wahrhaftig sehr fähige Diener, Crawworth. Wieviel lange Leine lassen Sie Ihnen denn?“
Ich fühlte mich irgendwie geschmeichelt, obwohl – wie schon gesagt, meine Kameraden ließen sich nicht gerade fähig nennen. Aber Crawworth machte das noch wütender als er schon war:
Den Blick den er dem Mörder seines Vaters zuwarf, war dementsprechend.
„Bürger nicht Diener, du Wurm.“ Er wandte sich ab.
„Ich danke Ihnen trotzdem für Ihre Rückkehr, Ihren Namen wird man hier bestimmt nicht vergessen.“
„Aye, vergessen wird man ihn vielleicht nicht, aber trotzdem auslöschen, wenn die Zeit dafür reif ist...“ So ganz Unrecht hatte er nicht, aber der Kapitän sah das wohl nicht so. Man merkte ihn schon an, das ihm das ganze Gehabe seines Gegenübers einfach ärgerte.
„Hören Sie mit dem Geschwätz auf!“ sagte er dann. Duryn schloß die Augen und warf den Kopf zurück:
„… und ein Wort wurde gesprochen, dann eine Welt verbraucht…
Crawworth reagierte sichtlich genervt, als er nicht die Antworten erhielt die er sich wohl erhofft hatte. Und er reagierte wie immer, wenn er jemanden Druck machen wollte.
„Leider kann ich deine Zunge noch nicht eher herausschneiden, bis meine Ohren die Wahrheit gehört haben, für die ich brenne, aber ich kann dich augenblicklich knebeln wenn….“
„… Und ein Mann stand auf, als das Chaos blühte…“
Der gute Kapitän versuchte nun seine Verblüffung zu überspielen. Er kramte in seinen Rucksack herum und suchte nach etwas, das er auch gleich fand – ein Seil. Erstaunlich was man als Kapitän so alles in seinen Rucksack aufbewahrt. Ich muss mir das merken, für spätere Dienstgrade.
„Blödsinn. Ein kalter Gefängnisboden sollte dir das aus dem Kopf schlagen.“
Dem Herrn sei dank meinte er nicht mich damit sondern Duryn, der nun seine Augen wieder geöffnet hatte, und Crawworth direkt anstarrte.
„Ihr werdet meine Worte bald so klar verstehen wie meine Handlungen. Die Wahrheit wird noch früh genug gesagt werden. Das Ende all derer, die Ihr liebt, wird schon bald kommen. So wie bei Hartham, dessen Atem ich mit Hilfe der Verbündeten so nah an Eurer Brust gestohlen habe, wie die Luft die Euch trägt. Die Wahrheit soll bekannt sein.“
"Von welcher Wahrheit redet Ihr? Also, wenn das mehr Wahnsinn bei Euch ist, sollte ich …“
Duryn lachte.
„Nicht Wahnsinn. Eine Warnung. Der erste Akt eines neuen Zeitalters.“

Noch nie hatte ich solchen Unsinn während eines Verhörs gehört. Ich fragte mich auch, wer hier eigentlich den klareren Verstand bei der Sache hatte – Duryn oder Crawworth. Ich konnte nur noch sehen, wie der Gefangene seine Zähne zusammen schleifte. Als ich kurz darauf ein Knirschen hörte, wusste ich bereits, dass es zu spät war. Duryn fiel tot wie Stein zu Boden. Der Feigling hatte Gift in einer Kapsel im Mund gehabt. Crawworth, Forlin und ich schauten uns ratlos an. Geblieben waren weitere Fragen und große Trauer um den allseits geschätzten Trainer Hartham. Wir ließen die Leiche wegschaffen und gingen nach oben in die Wache. Draußen auf den Straßen fanden wir die Bürger der Stadt mit seltsamen Pamphleten in der Hand. Überall flog das Zeug rum, also sammelte ich kurzerhand ein paar davon auf. Sie enthielten irgendwelche Schmähreden, deren Sinn ich zunächst nicht verstand und ihnen deshalb auch nicht sonderlich Bedeutung beimaß. Aber Ordnung muss sein. Ich werde sie mit zu den Berichten legen.

Nach einer Weile kam Forlin angerannt. Es war während wir unten im Keller des Gefängnisses saßen, eine Wache für den gefallenen Helden arrangiert, die im „Keg und Anchor“ abgehalten werden sollte. Crawworth als einzig lebender Verwandter des ermordeten Hartham sollte den Nachruf sprechen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Tragödie zur größeren Wachsamkeit in diesen schwierigen Zeiten führt und wir nicht alle dem tödlichen Stachel mörderischen Attentäter zum Opfer fallen.

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Trainer Hartham felled by assassin's blade
 

Catores

Diener
Kapitel 9 - Die Botschaft des Zog Cabal

Einen Tag zuvor in der Hauptstadt…

Versunken über Landkarten, königlichen Erlassen und noch zu unterzeichnenden Ordern, saß Arborio Marchese am großen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, und versuchte, im Namen seiner Majestät ein Königreich zu verwalten. Stöhnend massierte sich der Kanzler die Schläfen. Wie so oft plagte ihn eine leichte Migräne, und bei jeder kleinen Bewegung schmerzten ihm seine Hämorrhoiden. Mit Grausen dachte er jetzt schon an die nächsten Tage und Wochen, in denen er auf Reisen im Land unterwegs war, die ihn einmal mehr zu einem der vielen Paläste und Regierungssitze im Reich führen würden. Aber Kanzler Marchese hatte gelernt, seine Leiden zu ignorieren. Schließlich lagen die Geschicke der Welt in Wirklichkeit in seiner Hand und nicht in der des Königs, wenn man es genau nahm, und da gibt man sich nicht die Blöße einer krankheitsbedingten Schwäche.
Er biss die Zähne zusammen und begann in Windeseile die Erlasse des Königs zu unterzeichnen und zu siegeln. Seine Hand flog nur so über die Dokumente. Nach dem grandiosen Sieg, den Lord British vor kurzen errungen hatte, galt es nun das Land neu zu verteilen. Ämter mussten umbesetzt, Städte erorbert oder deren Fürsten bestochen werden. Ein Klopfen an dem großen zweiflügeligen Portal ließ den Kaiser aufblicken. Es war sein engster Mitarbeiter im Kabinett, Rino di Tinara, der sich mit einer tiefen Verbeugung näherte.
„Was gibt es?“, fragte der Kanzler ruhig. Er hatte di Tinara aufgetragen, ihn nur bei wirklich wichtigen Angelegenheiten zu stören. Das er jetzt mitten in der Nacht kam, war so ungewöhnlich wie dem Kanzler auch ganz recht.
„Excellenz, es geht um diese Sekte.“ Di Tinara kam sogleich zur Sache.
„Offenbar haben die Anhänger einigen nicht ganz ungefährlichen Individuen doch mehr Flöhe in den Kopf gesetzt als wir bisher angenommen haben.“
Arborio Marchese seufzte leise und legte die Feder beiseite, mit der er gerade geschrieben hatte. Als wenn er nicht schon genug Sorgen mit dem täglichen Regierungsgeschäften hätte. Diese merkwürdige Anhängerschaft war mittlerweile zu einem echten Problem geworden. Er hätte gleich die notwendigen Schritte einleiten sollen, als ein paar Namen bekannt geworden waren. Mittlerweile verbreitete sich dieses ketzerische Gedankengut immer weiter.
„Sprecht ihr von dem Vorfall in Trinsic vor einigen Tagen. Schickt dort ein paar Leute der königlichen Garde hin, die dort wieder für Ruhe sorgen. Ich wüsste nicht, was ich ausrichten kann.“
Di Tinara räusperte sich kurz.
„Ich fürchte, Excellenz, die Vorfälle haben ein Ausmaß angenommen, dass auch der König selbst davon wissen sollte. Seht selbst, dieses merkwürdige Manifest wurde uns heute zugespielt.“
Er reichte dem Kanzler ein handgeschriebenes Pergament, das der Kanzler neugierig musterte.
„In Blut geschrieben?“ fragte er dann entsetzt, als er die rote Schrift sah, die sich deutlich auf dem Bogen abhob.
„Aye. Wir wissen noch nicht, was das Gekritzel bedeuten soll“, erwiderte di Tinara knapp.
„Aber lest selbst“
Der Kanzler hielt den Bogen näher an die Kerze, die auf dem großen Schreibtisch stand und fing dann mit halblautem Gemurmel an zu lesen:

“​

Arborio Marchese legte den Bogen wieder beiseite. Fassungslos fuhr er sich über die Stirn und schaute seinen Mitarbeiter besorgt an.
„Verflucht, Sir Geoffrey von der königlichen Wache hat mir doch zugesichert, dass er dieses Pack noch hinhalten würde.“ Der Kanzler kramte auf seinem Tisch herum. Endlich hatte er das Dokument gefunden, das er gesucht hatte.
„Hier ist es – Verzicht auf den Kleinzehnt, freies Jagdrecht, freies Holzsammeln und so weiter. Hat das die Bande nicht beruhigen können?“
„Eine Weile schon, aber mit denen ist das wie mit einem Schwelbrand. Man tritt ihn an einer Stelle aus, und es raucht bereits woanders. Und es ist auch nicht das was sie wirklich wollen. Glücklicherweise sind wir nun in der Lage, genügend Militär abstellen zu können, wenn es der Ernstfall es erfordert, größere Brände zu löschen. Bis jetzt konnte diese mysteriöse Vereinigung ja noch hingehalten werden, aber der Mord an diesem Helden in Trinsic schafft neue Tatsachen. Die Garde des Königs wartet nur noch auf Euren Befehl, dann wird er sofort zuschlagen lassen.“ Kanzler Marchese winkte müde ab.
„Und deswegen kommt stört Ihr mich mitten in der Nacht, di Tinara? Derlei Kleinkram hätten wir doch genausogut schriftlich erledigen können.“ Als dieser sich nicht von der Stelle rührte, seufzte Marche ergeben.
„Also gut, Ihr habt den Befehl, kleinere Unruhenester auszuräuchern. Schlagt diese Rabauken meinetwegen tot. Es darf nicht sein, das man sich gegen den König erhebt. Das ist einfach wider die göttliche Ordnung.“ Di Tinara nickte ergeben.
„Ein weiser Entschluß, Euer Excellenz. Die Order liegt bereits auf dem Tisch. Ihr braucht nur noch zu unterschreiben.“
„Ich lasse sie Euch zukommen. Aber denkt daran – wir sind Ehrenmänner, keine Schurken und Mörder!“
„Nun Excellenz, Ehre und Politik schließen sich manchmal aus“, gab di Tinara zu bedenken.
„Das mag für Euch gelten, aber nicht für mich. Solange die tiefere Bedeutung dieses Manifestes und damit der Zog Cabal noch unklar ist, entscheidet der König darüber. Und nun lasst mich endlich allein.“

Di Tinara verbeugte sich tief und verschwand wie ein Schatten wieder hinter dem Portal, das sich leise schloß. Aborio Marchese runzelte die Stirn und wandte sich wieder seinen Dokumenten auf dem Tisch zu. Er würde di Tinara in nächster Zeit wohl genauer beobachten lassen müssen. Es kam in letzter Zeit immer häufiger vor, dass sein Mitarbeiter über das Ziel hinausschoss. Seufzend fuhr der Kanzler des Königs damit fort, die unzähligen Erlasse zu unterschreiben, die man ihm vorgleget hatte – Todesurteile, Gnadenakte, Amtsernennungen, Schuldscheine. Und auch den Angriffsbefehl für die königliche Garde gegen die Anhänger der Zog Cabal. Politik war wahrhaftig ein schweißtreibendes Geschäft.

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Zog Cabal message revealed
 
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Mac Mahon

Schüler
Kapitel 10 - Hartham’s Tod - Die Totenwache

Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Berichte des wachhabenden Offiziers Clay Mahon,
*ein Datum kann man nicht erkennen*

Heute ist die Totenwache im Keg. Die für Lord Hartham. Der Kapitän will uns alle dort sehen – natürlich aufgehübscht in Gardeuniform. Ich hoffe, die Kameraden haben sich hier alle Mühe gegeben. Da fällt mir ein, ich muss noch meine Stiefel putzen – und dann die Truppe abkommandieren. Uns bleibt noch etwa eine Stunde.
Endlich ist Leben in der Bude. Die Gerüchteküche brodelt in der Stadt. Im Zuge unserer Ermittlungen um die Ermordnung Harthams wurde uns indirekt der Name Juo’Nar geannt, einem jungen Paladin. Ich habe schon von ihm gehört. Ein ungestümer junger Mann. Er soll in seiner Gilde wohl Waffen und Geldmittel unterschlagen haben. Nun – die Bürger hat das so aufgebracht, dass sie ihn sang- und klanglos aus der Stadt getrieben haben. Gesehen hat ihn seitdem niemand mehr, aber ich bezweifele mal, dass sich dieser „noble“ Mann das einfach so gefallen lässt. Es gibt auch Gerüchte in der Stadt, das eine neue Sekte am Werk sein soll, aber die scheint wohl noch die Füße still zu halten.


Nachtrag zum Bericht des wachhabenden Offiziers Clay Mahon nach der abgehaltenen Totenwache für Hartham in der Taverne „Keg & Anchor“

Crawworth kam nicht pünktlich wie von allen erwartet, was einige der Anwesenden bei der Trauerfeier dazu veranlasste, den emotionalen Zustand des guten Kapitäns in Frage zu stellen. Irgendwie hat das Volk immer was zu murren. Ich habe Forlin wieder gebeten, den Nachruf heimlich mitzuschreiben – für die Unterlagen. Ich konnte es ja nicht selbst tun, ich hatte vorne zu stehen und die Fahne hoch zu halten – auf Befehl des Kapitäns zur Ehre für den Ermordeten. Er hätte sich wirklich einen jüngeren dafür suchen können. Nächstes Mal werde ich diesen alten Stinke-Fetzen auf eine leichtere Stange aufziehen lassen. Es hat mir wieder die Eingeweide zerquetscht und noch einiges mehr, aber darauf gehe ich nicht näher weiter ein. Auf einen alten Mann wie mich nimmt ja keiner Rücksicht, und die Jugend feixt sich was! Forlin muss ich loben, er hat sich dieses Mal mehr angestrengt als beim Verhör. Er muss sich meine Rügen wohl zu Herzen genommen haben, denn seine Schrift ist nun um einiges lesbarer. Crawworth hatte einen famosen Nachruf vorbereitet, als er dann endlich auch ankan. Ich bin jetzt noch gerührt.

*in den Bericht ist ein mit hand geschriebener Zettel in sauberer Abschrift geklebt, die den Nachruf des Kapitäns enthält*



Ich danke Euch für die Teilnahme an dieser feierlichsten Gelegenheit.

Während er hier in der Mitte dieses Hauses ruht, wird Harthams Geist zweifellos umso höher aufgehoben werden durch die Gegenwart von sich sorgenden Seelen wie Euch. Harthams Jahre des Dienstes als Haupttrainer, seine Handlungen in den großen Kriegen gegen die Orks und alle seine offizielle Anerkennung sind bekannt und werden nicht so bald vergessen werden. Ich sehe also nicht den Punkt, diese Dinge zu noch mal zu erzählen. Hartham selbst kümmerte sich nicht um Staatsangelegenheiten, und verabscheute Belohnungen für einen Job, den er sich verpflichtet fühlte.

So werde ich stattdessen meine Geschichte erzählen, wie Hartham mein Leben beeinflusst hat.

Es ist eine von unzähligen Geschichten, die viele andere Bürger vermitteln könnten. Eine Geschichte, die ich nie einer anderen Seele erzählt habe. Um meinen Hals hängt eine Kette, die Hartham einmal getragen hat. In meiner Hand ist die Axt, die er mir gegeben hat, als ich alt genug war. Diese Gegenstände markieren den Beginn meiner Beziehung zu Hartham.

Als ich noch ein Kind war, wurden meine Familie, Freunde und Ahnen in der Heimat von Paws durch den Orcish Clan von Jugdath'Bru zerstört. Das Schicksal meines Vaters kenne ich nicht. Er starb mit den Ragentenverteidigern, die ihr Bestes gab, die Orks daran zu hindern, unsere Stadt zu zerstören. Meine Mutter blieb zurück, um das Haus zu verteidigen, und ich selbst. Es war bei Einbruch der Nacht, als die Orks die die Linien der Verteidiger durchbrachen. Meine Mutter versteckte mich in einem niedrigen Keller im Küchenboden, der für die Lagerung verwendet wurde. Durch die Latten im Boden konnte ich alles sehen, was passierte.

Meine Mutter hatte sich selbst verteidigt. Sie hatte gelernt, wie man nur mit einem Stab, den auch die Wache im Dienste Lord British benutzt, das Haus beschützt. Als die blutigen Jugdath-Krieger die Tür zerbrachen brachte sie drei zu Fall, bevor sie selbst fiel. Ich habe meine Augen noch nie zuvor verflucht, aber jetzt wäre ich lieber blind, als gesehen zu haben, was passierte. Ich beobachtete, wie sie sie mit Speeren an die Wand steckten. Ich beobachtete, wie sie eine Axt benutzten, um sie in die Hälfte zu schneiden, von der Taille bis zum Schädel. Ich beobachtete, wie sie lachten. Ich beobachtete sie sorgfältig durch den Dunst der Tränen, die über mein Gesicht liefen. Sie sagte nichts, außer dem Fluch, mit dem sie sie belegte. Die Orks fingen an, untereinander zu reden, ich verstand sie damals nicht, aber ich erfasste sogleich, dass sie wussten, dass es noch etwas anderes im Raum gab. Ich setzte mich in die hinterste Ecke an die Rückwand des tiefen Kellers, um meinen Geruch nicht in die Küche zu lenken. Mit schnüffelnden Nasen versuchten sie, meinen Duft zu lokalisieren. Die matten Augen eines der Orcs schauten durch die Ritzen der Latten, und er stieß einen Schrei aus, der zweifellos bedeutete, daß er mich entdeckt hatte. In diesem Moment gab es einen gewaltigen Tumult. Alles, was ich sah, war ein schwingender Goldblitz. Eine Halskette, die um den Hals desjenigen schwang, der mich retten würde.

Ein Mann, ja ein Riese, in voller Plattenrüstung, eine riesige schwarze Axt an seiner Seite, brach in die Gruppe der Tiere. Die Schlacht dauerte vielleicht eine Minute. Nachdem er kurzen Prozeß mit den Orc gemacht hatte, hielt er inne, um sich anzusehen, was vom Körper meiner Mutter übrig geblieben war. Meine Tränen kamen nun heftiger, und dann entglitt ein schwaches Wimmern meinen Lippen. Der Mann hatte mich wohl gehört, als er sich mit der blutbefleckten Hand über die Augen fuhr. Er zog mich aus dem Kellerloch, betrachtete mich besorgt und sagte:
„Scheint, du bist der einzige Paw-Bürger, der noch übrig ist.“
Er überlegte noch eine Sekunde, bevor er sagte:
„ Ich bin Hartham. Die besten Trinsics wurden gegen die Orcs entsandt. Der Jugdath'Bru ist jetzt nur ein Fleck. Du bist jetzt der einzige, dem ich diese Botschaft geben kann. Wenn wir nur früher gekommen wären...“
Hartham hielt inne.
"Hast du Verwandte, die noch leben? Vielleicht in einem anderen Dorf?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Dann nehme ich dich nun unter meinen persönlichen Schutz. Als letzter Überlebender von Paws wirst du jemanden brauchen, der dich in diesen unruhigen Zeiten beschützt.“
Damit lud er mich er mich auf den Rücken und trug mich den ganzen Weg nach Trinsic.
Da er keine eigene Familie hatte, nahm Hartham mich als seinen Sohn an. Er hat mich in der Kunst des Kriegers ausgebildet. Er hat mir die Tugenden eingeflößt.
Er stellte mir die Werkzeuge und Fähigkeiten zur Verfügung, die ich brauchte, um das Versprechen zu erfüllen, das ich mir selbst gemacht habe, als ich den Mord meiner Mutter beobachtete
Er ist der Grund, warum ich bin.

Möge er sich endlich ausruhen, mit gutem Trunk und erfolgreicher Jagd. Mögen die Tugenden Euch leiten und beschützen. Trinken wir! Feiern wir! Seien wir fröhlich! Und lassen wir Hartham’s Geist lächeln! Denn ich bin so sicher, wie ich atme, dass er schon lange müde von dieser sentimentalen Rede ist.



Das Geschrei nach dem Freibier war natürlich groß. Natürlich wollte jeder, dass Hartham’s Geist lächelte, aber die aufgesetzte Fröhlichkeit dauerte nich lange. Kurz nach dem Ende der Rede erschien in der Taverne plötzlich eine geheimnisvolle Gestalt, bahnte sich ihren Weg durch die Menge und stellte sich dann auf einen Tisch. Was dann kam, hatte allerdings niemand erwartet. Nicht nur, das diese Person sich äusserst unwillig zeigte, sich zu identifizieren, nein sie machte auch noch eine äußerst unheilvolle Ansage, die wie folgt lautete:


„Hört mich an, Ihr erbärmlichen Kreaturen aus Ordnung und Furcht.
Euer Gequake, Eure schwach gewollten Tugenden und Eure erstickenden Ideologien werden sich endlich zur Ruhe legen. Hartham war der erste Gang einer Mahlzeit, die WIR mit großem Vernügen verzehrt haben.
Lord British würde Euch lieber alle für eine mystische Wahrheit opfern, die er nicht versteht. Und Blackthorn würde lieber auf seinen Standpunkt beharren und behaupten einem Grundsatz zu folgen, den er wirklich niemals begreifen wird.
Unsere Anwesenheit durchdringt bereits die Schauplätze, die von Euch allen als heilig angesehen werden. Unser Einfluß wird Euch den Hals brechen. Hartham ist ein Beispiel für das was noch kommen wird.
WIR hoffen nur, das Ihr den nächsten Gang unseres Mals genauso geniest wie die Vorspeise.

All Eure Helden, all Eure Institutionen, all Eure REGELN werden UNS zufallen.
Wir sind die ZOG CABAL.
Wir sind eine LEGION.
WIR ZERTÖREN STRUKTUREN
UND FÜHREN SIE ZURÜCK INS CHAOS.
MACHEN SIE FRIEDEN MIT IHREM LEBEN
WEIL ES NIEMALS WIEDER SO WIRD WIE ES MAL WAR.“



Genauso plötzlich wie die Person erschien, verschwand sie auch wieder. Mitten in dem größten Tumult stürzte dann eine Wache von einem der Außenposten in die Taverne und schrie lauthals, dass man die Stadt angriff. Kämpfe wurden bereits auf den Straßen und in den Wäldern vor der Stadt ausgetragen. Zum Glück haben sich die guten Bürger unserer Stadt schon so gut gegen solche dunklen Kräfte mobilisiert, das wir nur hoffen können, diese krude Mischung aus Kreaturen und Männern von den Mauern Trinsics fernhalten zu können!

Aber wer sind nun die Zog Cabal? Was für einen Zweck haben Sie? Was für Ziele? Wieder gibt es Gerüchte, das sich bereits ein Manifest der Sekte in den Händen der Herren British und Blackthorn befinden soll. Sollte das wahrsein, hoffe ich, das wir bald eine Abschrift dieses Manifestes zur Verfügung gestellt bekommen.
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The Wake
 
Aus den Chroniken der Königsreichs – Die Geschichte Sosarias

Von Darsus, genannt der Chronist, Mönch der Empath Abbey zu Yew und Stadtschreiber von Westcliff

Die Zeit der Überfälle

In derselben Februarnacht, nachdem in Trinsic die Totenwache für Hartham abgehalten wurde, greift der Lich Lathiari Yew an, blockieren Trolle unter Führung der Trollbrüder G'Splat und G'Thunk die Nordbrücke von Vesper und sendet der Ex-Paladin Juo'Nar seine Horden von Orks und Echsenmenschen gegen Trinsic aus, während er selbst sich zum Schrein der Geistigkeit begibt, wo er auf brutalste Weise drei Mönche ermordert und ihnen ein Halsband stiehlt, welches diese wahrscheinlich gerade mit magischen Kräften ausstatten wollten. Im Juni des Jahres wird der Schrein der Geistigkeit in der Nähe der Stadt Trinsic von Orks angegriffen und in Brand gesetzt. Nachdem diese besiegt sind und das Feuer gelöscht wurde, regnete es in der Umgebung des Schreins pures Gold. Einen Tag später wird der Schrein des Mitgefühls ebenfalls von Orks und Echsenmenschen angegriffen.
Die Angriffe auf die Schreine nehmen im Juli stark zu. Jetzt versuchen Orks und Ettins die Schreine der Ehre, der Bescheidenheit, der Gerechtigkeit und der Tapferkeit in Brand zu setzen.
Crawworth, der Hauptmann der Trinsicer Stadtwache und Ziehsohn Harthams, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Zurück bleibt nur eine Notiz auf seinem Schreibtisch, in der er schreibt, dass er sich aufmacht den Anführer der Zog Cabal zu finden und öffentlich bloß zu stellen. Daher wird Finth Desryn zum Hauptmann der Stadtwache ernannt, vorher Waffenmeister der Gilde der Paladine der in der Untersuchung von Harthams Tod unter anderem dafür verantwortlich war, dass die Machenschaften Juo'Nar's aufgedeckt wurden.
Eine weitere Bürgerin Trinsics, die Inhaberin eines Ladens in der Nähe der Taverne, wird wegen Verbindungen zu den Zog Cabal unter Arrest gestellt. Sie begeht Selbstmord bevor sie von den Behörden verhört werden kann. Vorher aber sagt sie noch aus, dass Crawworth auf der Suche nach Hartham sei und diesem bald von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werde. Im August spalten verheerende Angriffe auf alle Schreine die Kräfte der Schutztruppen bis auf's äußerste. Eine Bande von Monstern überfällt eine Karavane die von Trinsic nach Skara Brae unterwegs ist. Sie töten Tali Desryn, die Karawanenführerin und Frau des vor zwei Monaten zum neuen Hauptmann der Stadtwache von Trinsic ernannten Finth Desryn. Es wird angenommen, dass die Karawane Waffen und Rüstungen transportierte. Juo'Nar bekennt sich verantwortlich sowohl für die Angriffe auf die Schreine als auch für den Überfall auf die Karawane und die Ermordung von Finth Desryns Frau.

In Vesper lassen in jener Februarnacht die Trolle während der Kämpfe verlauten, dass sie die Nordbrücke und die Ländereien nördlich davon in ihren Besitz bringen wollen, da ihnen diese angeblich ursprünglich gehört haben soll. Nachdem sie dann im November unter der Führung der von G'Thunk und G'Splat Schilder in den Gebieten nördlich von Vesper aufgestellt haben, auf denen sie das Land zu ihrem Eigentum erklären, wird endgültig eine Verbindung zwischen Zog Cabal und den Troll-Überfällen in Erwägung gezogen. Die Behörden von Minoc und Vesper schreiben Kopfgelder für die Trollbrüder aus. Nach langem Kampf wird G'Splat von Bürgern des Reiches in die Ecke gedrängt und getötet, G'thunk entkommt. Bei der Leiche des Getöteten findet sich ein Buch mit Anweisungen die den Verdacht, dass den Trollen von einer dritten Partei geholfen wurde, bestätigen.

Und zu guter Letzt in dieser unheilvollen Nacht im Februars dringt in Yew der Lich Lathiari zu einem Haus am Rand von Yew vor, welches er zusammen mit seiner Zwillingsschwester, dem Lich Kyrnia, bewohnte bevor die Bürger von Yew die Geschwister wegen ihrer unmoralischen Experimente aus der Stadt vertrieben hatten. Er entwendet ein paar der Dinge, die die beiden in dem Haus zurücklassen mussten. Im Mai desselben Jahres wird Kyrnia von einer Gruppe von Abenteurern, die vom Weisen Humboldt alarmiert wurde, in deren Turm an der Südküste in der Nähe von Yew belagert. Sie kämpfen sich durch Horden von Untoten die Kyrnia beschworen hat, bis zum Lich selbst vor. Kyrnia verschwindet daraufhin. Zurück bleibt die Maschinerie mit der die Liche ihre untoten Horden herbeigerufen haben, die die tapferen Männer und Frauen mit Hilfe des Weisen zerstören. Sodann suchen und finden sie alle Reserven der für die Beschwörung der Untoten verwendeten Zutat, einer korrumpierten Art des Gesteins aus dem die Schreine der Tugenden gebaut wurden. Der Weise Humboldt verkündet, dass er nicht ruhen wird ehe er nicht die Machtquelle der Lich-Geschwister entdeckt hat.

Die Vorfälle erscheinen unzusammenhängend, nur der Zeitpunkt ist derselbe.
 
Aus einer Sammlung historischer Namen: Die Gegner des Reiches

Von Thusal Ghin, genannt der Bewahrer, Kleriker vom Kult der Wahrheit und Chronist zu Serpent’s Hold

Juo’Nar - der gefallene Paladin

Juo’Nar. Hatte es je einen Paladin gegeben, der tiefer gefallen war als er? Niemand weiß wirklich genau, was einen Menschen dazu treibt, sich dem Bösen zuzuwenden.

Seine Mutter war ein Elfenmädchen namens Sel’mitae, die Dienerin im Schloß Lord British war, bevor sie nach Haven abreiste. Dort gebar sie den Jungen und zog das Kind alleine groß. Schon sehr früh hatte sie gewusst, das der Junge für große Dinge bestimmt war, und hatt ihn von einem Paladin, der der Uzeraan’s Hausgarde beigetreten war, in den Kampfkünsten eines Paladins unterrichten lassen.
Traurigerweise starb Sel’mitae plötzlich, als Juo’Nar zwölf Jahre alt war, der sich dann aufmachte und nach Trinsic reiste, um sich dem Orden der Silberschlange anzuschließen. Er wurde angenommen, und wegen seines Waffentrainings war ihm ein Ausbildungsverhältnis in der Triniscer Armee garantiert, bis der Mord an Hartham von Duryn, einem Anhänger des Zog Cabal. Seitdem steht auch der Name Juo’Nar immer wieder indirekt mit der Sekte in Verbindung.

In den Aufzeichnungen jener Zeit steht nur wenig darüber, wann die heiligen Mächte eines Paladins durch die korrupten Mächte der Finsterniss ersetzt wurden und Juo’Nar zu einem „Schwarzen Wächter“ wurde, der sich in schwarze Plattenrüstung kleidete – ein gefallener Paladin im Dienste des Bösen. Man kann nur vermuten was geschehen sein mag, und zweifelsohne hatte seine Vertreibung aus Trinsic, die ihn in Verbindung mit Duryn, dem Mörder Harthams brachte, einen maßgeblichen Anteil daran. Duryn war in der Stadt nur als Waffenhändler geduldet gewesen, und es war wohl Juo’Nar gewesen, der bei ihm einen Auftrag angefordert hatte. Der Ruf wurde laut, ihn als Verräter zu hängen und trotz der seiner öffentlch bekannten Unschuld wurde er verhaftet. Juo’Nar selbst konnte diesen Gedanken nicht ertragen und widersetzte sich. Es gelang ihm einen der Wächter zu entwaffnen und niederzuwerfen, als er dann von einem der Paladine herausgefordert wurde. Er tötete den Mann auf seiner Flucht aus der Stadt und verschwand in den Wäldern bei Trinsic.
Nachdem ihm die Bürger von Trinsic auf grund dessen aus der Stadt vertrieben hatten, hörte man eine lange Weile nicht vom ihm. Bis zu dem Tag als er zurückkam, um drei Mönche im Heiligtum des „Shrine of Spirituality“ brutal zu ermorden, um in den Besitz einer magischen Halskette zu gelangen. Die Hinweise und Berichte, die man über Juo’Nar bis dahin erhalten hatte, brachten ihn in Verbindung mit der hohen Anzahl an Todesfallen durch organisierte Monstergruppen. Es gelang ihm, mehrere Stämme der Orks um sich zu sammeln und für seine Pläne zu gewinnen.
Horden von Orks und Echsenwesen, die er dazu benutzte, die Angst im Lande zu schüren, begleiteten ihn dabei, die er diese vor die Toren der Stadt Trinsic schickte, um von seinen wahren Absichten abzulenken. Kurz darauf startete er einen großen Angriff auf die restlichen Schreine im ganzen Reich, zwang die regelmässigen Wachpatrouilien sich zu verteilen und ihre Anzahl zu reduzieren. Das erlaubte ihn erfolgreich, eine Karawane, die Waffen und andere Rüstungen transportierte zu überfallen und die Anführerin des Zuges, Tali Desryn, die Frau den neuen Hauptmanns in Trinsic, Finth Desryn zu töten.
Desryn, in rasendem Zorn über den Tod seiner Frau verfolgte Juo’Nar nun mit tiefer eisiger Wut. Juo’Nar wurde geschlagen. Sein Kopf wurde von Desryn’s Streitkolben zermalmt.
Erst später sollte sich zeigen das der wahre Diener der Zog Cabal in der Armee in der Tat jemand war, der Juo’Nars Namen für die Waffenlieferung, die Duryn nach Trinsic brachte, benutzt hatte. Seine Beteuerung der Unschuld war also wahr gewesen, aber Juo‘Nar war bereits als Verräter bekannt, der in die Dunkelheit gefallen war. Das brachte einige ins ins Grübeln. Wenn Juo’Nar nicht schon zur Dunkelheit gehörte, wer war es dann, der ihm nach seiner Flucht aus Trinsic vereinnahmte?

Die weitere Untersuchung des Falles der Zog Cabal durch die Sicherheitskräfte der Stadt Trinsic zeigte, das Juo’Nar nicht direkt mit der Sekte oder anderen üblen Gestalten verbunden war, die in jener schweren Zeit das Land in Angst und Schrecken versetzte. Nein, er agierte vielmehr wohl aus eigenem Antrieb heraus, seinen Anteil am Blutvergießen beizusteuern, um das Reich unter die eigene Kontrolle zu bekommen, indem er beides – Ordnung und Chaos – einfach zu eliminieren gedachte. Als erfahrener Taktiker und Krieger, der Juo’Nar war, war er ein Gegner, mit dem man rechnen musste. Nachdem man eine schwache Spur seiner ehemaligen Partner fand, entdeckte eine Gruppe von ehrbaren Streitern sein Versteck in Ocllo. Juo’Nar widersetzte sich dem sofortigen Angriff, wurde aber im Kampf besiegt und fiel. Man brachte die Leiche nach Trinsic, wo sie nach einer Weile aber verschwand. Es gibt Gerüchte, das man sie in die „Paladin’s Hall“ gebracht habe. Andere widerum sagen, seine Anhänger hätten versucht, ihm von den Toten zu erwecken.

Haben wir hier schon das letzte von ihm gehört?

Wir haben es nicht. Etwa drei Jahre später sollte er als der „Untote General“ zurückkehren, der den großen Angriff auf Trinsic führte. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Juo'Nar
Tales of Sosaria - Juo'Nar
[OCC] Die Jugend von Juo'Nar ist nicht eindeutig. Was auf der Webseite "Tales of Sosaria" über die Mutter und frühere Kindheit steht, scheint auch wieder die Vorstellung des Seitenbetreibers zu sein, wie es hätte sein können. Ich habe das hier dennoch mit reingenommen, weil ich es sehr stimmig und auch schlüssig fand.
 

Mac Mahon

Schüler
Kapitel 11 - Der Angriff Juo’Nars auf Trinsic

Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Berichte des wachhabenden Offiziers Clay Mahon,
*es folgt ein unleserliches Datum*

Was für eine Nacht! Ich könnte eine Prise Schlaf gut gebrauchen! Aus Yew und Vesper treffen schlimme Botschaften ein von Überfallen, und hier hat soeben Dougal Blackstone, ein Bürger von Trinsic die Wachstube der Garde verlassen und folgenden Bericht abgeliefert. Er habe mitbekommen, wie am „Shrine of Spirituality“ ein Krieger in schwarzer Rüstung einem Abenteurer prophetisch anmutende Aussagen gemacht hat. Auf Vorladung der Garde machte dieser Eric von MiRC, so sein Name folgende Aussagen:
Es habe sich sich um den vor kurzen von den Bürgern der Stadt Trinsic vertriebenen ehemaligen Paladin Juo’Nar bei dem Vorfall gehandelt. Dieser habe sich mit einer Bande von Orks vor den Toren der Stadt zusammengetan, die schon bald die Aufmerksamkeit der Trinsicer Bürger erregte, während Juo’Nar schon bald darauf verschwand, und später am heiligen Schrein wieder auftauchte. Unser Abenteurer konnte dort beobachten, wie er drei Mönche, die den Schrein bewachten, brutal ermordete, sich einige leuchtende Gegenstände geschnappt hat und diese in seinen Rücksack verstaute. Er war gerade im Begriff, den Schrein zu verlassen als er Eric von MiRC in der Nähe sah und diesen schon einen Ork auf den Hals schicken wollte, dann aber selbst stehen blieb, um mit dem Mann zu sprechen. Eine wortwörtliche Wiedergabe der Konversation darüber findet sich hier:

Juo'nar: SIE DORT! Gut zuhören. Ich habe, für was ich gekommen bin.
Eric von MiRC: Ja.
Juo'nar: Der Name Juo'nar wird im ganzen Land bekannt sein. Erzählt Euren törichten Meistern, dass ihre Zeit abgelaufen ist.
Eric von MiRC: Werde ich.
Juo'nar: Eure kleinliche Welt voll Ordnung bedeutet mir jetzt nichts!
Eric von MiRC: Wir stehen nicht für das Böse wie Ihr. .
Juo'nar: Deine törichten Worte fürchte ich nicht.
Eric von MiRC: Ich werde dich nicht angreifen, ich respektiere deine Kraft,
Juo'nar: Es würde dir nicht gut tun
Eric von MiRC: aber ich verachte deine Wege.
Juo'nar: Verachte mich, wenn du willst. Du und ganz Britannien, ihr werdet vor mir knieen! Diese Mönche waren nur die ersten, die gestorben sind.
Eric von MiRC: Hmm.
Juo'nar: Dein Name wird unter den Toten oder den Anhängern gezählt, es gibt keine anderen Entscheidungen!
Eric von MiRC: Ich werde tot sein, niemals ein Nachfolger.
Juo'nar: Das ist unglücklich. Die Welt bereitet sich darauf vor, weiterzumachen. Mein Befehl ist entscheidet.

Erik von MiRC berichtet dann noch, das er plötzlich in Luft aufgelöst habe.

Irgendwie hatte ich ja recht mit meinen Vermutungen, dieser ehemalige Paladin würde sich die Verbannung aus Trinsic nicht gefallen lassen. Aber müssen sie dann gleich alle größenwahnsinnig werden? Was hat dieses krause Gerede schon wieder zu bedeuten? Was für einen Gegenstand hat er aus dem Schrein genommen? Ist er ein Mitglied des Zog Cabal oder macht er sein eigenes Ding? Etwas noch teuflischeres? Ich werde das Gefühl nicht los, das nur Fließen unschuldigen Blutes uns die Antworten geben kann, die wir suchen.


Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Bericht des Gardisten Shermon
*ein Datum wurde in der Eile vergessen*

Heute, nachdem ich einige Stunden auf den Nachruf der Totenwache für Hartham gewartet hatte, der mehrmals verzögert wurde, führte Crawworth, ein guter Freund und Ziehsohn von Hartham viele Helden Trinsics in einen Kampf gegen die Orks. Viele von beiden Seiten fielen in die Schlacht, (meistens Orks) und schließlich besiegten die guten Leute von Trinsic die grausamen Wellen der Bestien. Es bleibt eine eine traurige Wahrheit, dass diejenigen, die in der Schlacht fielen nicht geehrt wurden. Man hat sie ausgeraubt und geplündert, einige wurden sogar entweiht. Was für eine Schande für unser Land! Crawworth, obwohl mutig und tapfer, konnte die Plünderung nicht aufhalten, und viele große Kämpfer verloren das, was sie liebten.

Ich rufe die Bürger von Britannia auf, die Plünderungen der Toten zu unterlassen, außer wenn diese Euch angreifen oder von der Garde getötet werden. Wenn ihr ein Monster seht, dass das Leben eines Mannes nimmt, bewahrt seine Sachen für die Angehörigen auf. Besitzen Sie ein wenig Ehre! Wenn man sieht, wie einer Person etwas weggenommen wird, wofür sie hart gearbeitet hat, würde ich das genauso beschreiben als wenn ein Kind von einer Dampfwalze überfahren wird. Und glaubt mir, Freunde, das ist nicht schön.

Also, das nächste Mal wenn Ihr einen fremden Körper seht, aufgeschlitzt vom Oberschenkel bis zum Hals, mit seinen Gedärmen auf den Boden zu seinen Füßen, denkt daran, wie gut ihr euch gefühlt habt, als ihr eure Sachen wiederbekommen habt, die ihr im Kampf fallenlassen musstest, weil ein Feuerball euch euer Gesicht verbrannte.

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Juo'Nar attacks Trinsic - BNN 5. Februar 1998
T'was Grim and Glorious - BNN 6. Februar 1998
 
Kapitel 12 - Die Toten sind ohne Ruhe

Aus den Reiseberichten des Jasper McCarrin
Vesper *es folgt ein unleserliches Datum*

Ich hatte geplant, mit wenig Verspätung nach Trinsic zu kommen, aber die Ereignisse der letzten Tage haben solche Pläne scheitern lassen. Die Untoten wandern in großer Zahl durch das Land. Vielfältige Quellen, die sich über das ganze Gebiet ausgebreitet haben haben mir mit diesen Nachrichten mein Ohr gekitzelt. Reisende gebt Acht - diese Kreaturen, wenn sie wirklich so genannt werden können, greifen mit furchtloser Hingabe an. Ob aus einem eifersüchtigen Verlangen nach lebendigem Fleisch oder einfach nur aus Langeweile, nachdem man eine kleine Ewigkeit unter der Erde verbracht hat – niemand wird in ihrer Reichweite von ihrem grausamen Angriff verschont.

Gruppen von klappernden Skeletten ziehen sich auf Friedhöfen von Trinsic nach Vesper aus dem Boden hoch. Ich weiß was du jetzt denkst - Skelette sind keine so ein furchterregende Feinde. Wir wissen alle, daß man mit diesen dünnen, blassen und todeslosen Wundern nicht spielen darf. Selbst ich könnte einen den Garaus machen, wenn ich nicht in der Unterzahl wäre. Aber diese Skelette werden von fleischlosen Magiern und Knochenrittern begleitet - seelenlosen Kriegern der Vergangenheit und sprüchespeienden Ex-Zauberern. Ich sollte vielleicht mein Haus längere nicht Zeit verlassen. Naja, außer natürlich um in die örtliche Kneipe zu gehen.

Doch selbst wenn die Angst beginnt, ein Zuhause in deinem Bauch zu finden, ertönt ein seelenfrisches Klagen in der Brise. Ghoule, Gespenster und Geister. Nicht irgendein unglücklicher Freund, der darauf wartet, einen Heiler zu finden, sondern die lange und tote Erscheinung eines unruhigen Geistes. Und vermischt unter ihnen geht ein nicht lebendes Ding, das sehr schmutzig, abscheulich und ekelhaft ist. Vielleicht die am meisten gefürchtete Kreatur in der Existenz (oder Nicht-Existenz, was auch immer). Der Zombie. Obwohl ich ihnen viel Anerkennung zolle indem ich sage, dass sie gehen. Die meisten von ihnen sind schlaff, kriechen oder ziehen ihre aufgeblähten Körper über die Zwischendistanz, während sie auf ihre Beute zusteuern. Diese bösen widerwärtigen Wesen tropfen Teile ihrer verrottenden Körper auf den Boden und lassen eine düstere Spur hinter sich. Und wenn du sie schnell beseitigst entdeckst du dann den wahren Schrecken des Zombie. Während die seltsame Energie, die sie zusammengehalten hat, flieht, explodiert das verfaulte, verrottete Fleisch auf dich und jeden, der zu nahe steht. Die feine Kleidung und Rüstung, die du getragen hattest, sollte noch tiefer begraben werden wie die Zombies, bevor sie sich an die Oberfläche kratzten. Trotzdem wird der Gestank für Tage und manchmal sogar Wochen bei dir bleiben. Viele glauben, dass Restaurants und Tavernen Außenplätze für diejenigen bieten sollten, die kürzlich Wege mit einem Zombie gekreuzt haben. Ekelig…

Also, liebe Leser, seid bitte vorsichtig, wenn ihr in den kommenden Tagen auf den Straßen von Britannia unterwegs seid. Der Gestank der Untoten schwebt immer noch in der Luft. Ich weiß nicht, was diese Schande in unser Land gebracht hat, aber bis es vorüber ist hüte dich vor jedem Quetschen, Rasseln, Stöhnen und Klirren. Es sei denn, dein Weg bringt dich in die Nähe der Marsh Hall Taverne von Vesper. In diesem Fall könnte ich das Klirren mit einem frischen Krug Bier und ein paar zusätzlichen Gläsern für diejenigen, die nicht nach Zombies stinken, sein.

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The Dead Art Without Rest - BNN 9. Februar 1998
 

Mac Mahon

Schüler
Kapitel 13 - Gefährliche Reisen

Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Berichte des wachhabenden Offiziers Clay Mahon,
*es folgt ein unleserliches Datum*

Soeben hat der Bürger Khenji Temason die Wachstube der Garde nach einem längeren Gespräch verlassen. Der Rat der Stadt dürfte nicht gerade davon begeistert sein, wenn er von diesem Bericht erfährt. Aber wer Augen im Kopf hat und nicht drauf gefallen ist, dem war auch klar, das auch dieses schnell passieren würde. Auf den Wegen sollte man nun auf der Hut sein.

So eine Reise zwischen den Städten kann ein gefährliches Unternehmen werden. Marcel der Kaufmann ist seit langem als begeisterter, versierter Geschäftsmann in der Stadt Britannia bekannt. Er zeigte seine Intelligenz erneut, indem er eine große Gruppe von Söldnern anheuerte, um ihn nach Trinsic zu begleiten, während er einen wertvollen Edelstein zu seinen wartenden Mitarbeitern trug. Eine Gruppe von nicht weniger als elf tapferen Seelen, darunter Haj, Marcel's langjähriger persönlicher Leibwächter, begleitete den schlauen Händler, als er aus Britannia aufbrach und nach Süden ging.

In Trinsic begannen ein teuflischer Magier namens Drexel und sein Geschäftspartner Lord Rikor, eine eigene Söldnertruppe aufzubauen, mit der Absicht, Marcel an der Brücke zwischen den beiden Städten anzugreifen. Es scheint, dass Marcel entweder von dem beabsichtigten Angriff gehört hatte oder er fühlte, dass ein solcher Hinterhalt unvermeidlich war, denn er versuchte, inmitten seiner Truppen zu bleiben, um die Chancen zu verringern, dass ihm etwas passiert oder der kostbare Edelstein gestohlen wird. Als sich die Streitkräfte an der Brücke trafen (von den Anwohnern im Volksmund Z-Brücke genannt), war die Aktion schnell und wütend. Drexel und Lord Rikor haben jedoch eine viel kleinere Gruppe für ihren geplanten Hinterhalt zusammengerufen und die Streitkräfte waren schnell überwältigt. Der siegreiche Marcel setzte den Marsch nach Trinsic fort. Drexel und Lord Rikor sollen dann verschwunden sein, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie überkompatibel waren und ihr Aufenthaltsort derzeit unbekannt.war.

Seine Weitsicht, eine so große Schar von Begleitern einzustellen, kam etwas später zum Tragen, als seine Gruppe von Skeletten auf eine Gruppe von Skeletten angesetzt wurde, die sich aus dem Wald um sie herum zu materialisieren schienen. Diesmal war der Kampf viel gefährlicher, da mehrere Knochenmagier anwesend waren und sich daran machten, Zauber auf die überraschte Gruppe von Reisenden zu wirken. Aber auch sie wurden entsandt und Marcel machte sich wieder auf den Weg nach Süden in Richtung der ummauerten Stadt Trinsic.
Leider gab es für sie noch eine Überraschung. Ein einzelner Attentäter, vielleicht von Drexel angeheuert, trat an die kleine Gruppe heran und richtete seine Angriffe direkt auf den britischen Geschäftsmann. Dies löste bei den müden Wachen, die auf seinen gewalttätigen Angriff schlecht vorbereitet waren, Alarm aus. Aber sie versammelten sich zur Verteidigung ihres Brötchengebers, und er wurde von einem kleinen Kontingent von Marcel's Truppen von der Straße gedrängt.
Es dauerte nicht mehr lange nach dem Angriff, bis sie schließlich die ummauerte Stadt erreichten. Obwohl es nicht sicher ist, was jeder Mann erhalten hat, ist Marcel dafür bekannt, seine Mitarbeiter gut zu bezahlen. Die meisten seiner Männer schienen glücklich zu sein, wieder einmal innerhalb der Grenzen einer Stadt und außerhalb der gefährlichen Wildnis zu sein. Marcel selbst wurde zitiert mit den Worten: "Nie wieder, nicht noch einmal werde ich die Straßen unseres schönen Landes ohne bewaffnete Eskorte bereisen. Ich war so überrascht wie jeder andere, als ich erfuhr, wie gefährlich die Wildnis zwischen Großbritannien und Trinsic geworden ist. "


Nachtrag zum Bericht des wachhabenden Offiziers Clay Mahon zum Bericht des Händlers Marcel, Bericht des Gardisten Vilton Calthe *zwischen die Seiten wurde ein sauber beschriebenes Blatt geklebt. Das Datum ist wieder nicht recht erkennbar*

Der Kaufmann Marcel, der vor kurzem mit einer kleinen Armee von Leibwächtern nach Trinsic gewandert ist, ist wieder in den Nachrichten. Diesmal wurde er von einer jungen Dame in Vesper ausgeraubt, die jetzt tot ist, und Marcel glaubt, dass dies hätte vermieden werden können.
"Ich glaube nicht, dass sie ein schlechter Mensch war, sie war überfordert und brauchte einen Ausweg. Ihr Tod ist eine Tragödie." Marcel wurde zitiert, als er sagte.
Der Name der jungen Dame war Michelle, und sie stand in tiefer Schuld bei einem Mann namens Fyn, einem Kredithai aus Minoc. Auf den Straßen heißt es, dass sie Fyn 5000 Gold schuldete und aus Angst um ihr Leben verzweifelt aus dieser Lage herauskommen wollte. Sie wählte Marcel höchstwahrscheinlich, weil er ein bekannter Geschäftsmann ist und wahrscheinlich viel Geld bei sich hatte. Nachdem sie ihn vom Gold befreit hatte, ging sie über den Friedhof nach Minoc und wurde erst Stunden später wieder gesehen. Marcel versuchte verzweifelt, eine Gruppe zusammenzutreiben, um sie zu finden, nicht des Goldes wegen, sondern auch wegen der Sicherheit des Mädchens. Berichte zeigten, dass eine kleine Gruppe böser Magier an diesem Nachmittag das Land zwischen Vesper und Minoc verwüstet hatte, und Marcel hatte Angst um das Wohl des Mädchens.
In der Zwischenzeit versuchte Fyn in Minoc, seine eigene Gruppe von Söldnern zu sammeln, um das Mädchen aufzuspüren, ohne zu wissen, dass sie auf dem Weg zurück nach Minoc war, um ihn zu bezahlen. Nach erfolglosen Stunden der Suche ließ er jedoch die Suche und verschwand zurück in die schattige Gasse, aus der er kam. Marcel's verzweifelte Bitte um Hilfe schien in Vesper auf taube Ohren zu stoßen, da er nur sehr wenige Menschen finden konnte, die bereit waren, ihr eigenes Leben zu riskieren, um bei der Suche nach dem Mädchen zu helfen. Sie wurde ein paar Stunden später gefunden. Sie war gestorben, anscheinend durch Zauberei, und die örtlichen Behörden geben der Gruppe der Zauberer die Schuld. Marcel hat zu Recht erklärt, dass er wegen dieses Mangels an Unterstützung durch die Gemeinschaft nicht mehr daran interessiert ist, sein Unternehmen durch Vesper zu führen.
"Ich bleibe bei Trinsic und Großbritannien“, sagte er. "Wenigstens gibt es dort ein paar tapfere Seelen, die mithelfen können."


Aus den Wachtagebüchern der Stadt Trinsic,
Berichte des wachhabenden Offiziers Clay Mahon,
*auch hier findet sich wieder keine genaue Datumsangabe*

Die Überfälle auf den Handelswegen reißen offenbar nicht ab. Heute gibt mir Farthom of Trinsic, auch ein Händler und selbst ernannter Unternehmensberater folgenden Bericht ab, der hiermit festgehalten wird.
Als Farthom heute die Stadt Trinsic verließ, die nach Großbritannien fuhr, um meine Waren zu verkaufen, sah er einen Mann, der zurück in die Stadt rannte und wegen eines Harpyien-Angriffs schrie! Neugierig machte er sich vorsichtig auf den Weg die Straße hinauf. Bald stieß er auf ein großes Nahkampfereignis - ein Dutzend Krieger im Kampf mit nicht weniger als doppelt so vielen Harpyien! Blitze knisterten durch die Luft und Feuerbälle loderten auf ihren Zielen, als Magier den Kriegern in ihrem Kampf halfen. Pfeile flogen wütend, wobei einige der Harpyien bis zu ihrem Tod an Nadelkissen erinnerten. Lange bevor die Schlacht zu Ende war, kehrte er nach Trinsic zurück und sprach mit einem der Stadtausrufer. Dieser hätte ihm mitgeteilt, dass die Harpyien aus den Bergen gekommen seien. Die Gründe für die Invasion waren unbekannt. Vielleicht war es eine Razzia zum Essen. Vielleicht wollten sie versuchen, die Stadt selbst einzunehmen, aber sicherlich hat es keiner von ihnen so weit geschafft. Wahrscheinlicher sei seiner Meinung nach, dass sie einfach einem Basisinstinkt folgten, der sie zum Blutvergießen brachte. Auf jeden Fall wurden die Harpyien getötet. Er möchte persönlich allen danken, die mit ihnen gekämpft und die Straßen wieder sicher gemacht haben.

Wieso eigentlich wissen diese Zeitungsfritzen immer mehr als wir hier von der öffentlichen Sicherheit? Ich wünchte wirklich, jemand würde mir das mal besser erklären können.

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Traveling Between Towns Can Be a Dangerous Venture – BNN 11. Februar 1998
Manhunt Ends in Death! – BNN 4. März 1998
Harpies Descend on Trinsic – BNN 27. Februar 1998
 

Ena'Enyat

Diener
Kapitel 14 - Drei merkwürdige Reiter

Niemand bemerkte an diesem Morgen, wie drei Männer auf hohen Rössern in aller Frühe durch das Mondtor im Süden auf das südliche Stadttor von Trinsic zuritten. Die wenigen Gerber, die schon um diese Zeit unterwegs zum kleinen Sandstrand waren, um ihre mit Blut und Fleischresten verklebten Tierhäute zu wachen, schauten nur kurz auf, als die drei Fremden an ihnen vorbei ritten. Sie waren alle drei seltsam gekleidet, mit der bunten Tracht der Landsknechte, aber die Stoffe, aus denen man sie gefertigt hatte, sahen teuer aus und leuchteten in Farben, die man hier in der Gegend noch nie gesehen hatte. Für die einfachen Leute verhieß es nichts Gutes, wenn fremdes Volk der Stadt einen Besuch abstattet. Oft waren es die Gesandten des Königs oder eines anderen Fürsten, die Steuern eintrieben, oder irgendwelche Herolde, die von den neuesten Erlassen dieser hohen Herren berichteten – Erlasse, die entweder weitere Abgaben von ihnen verlangten oder zum Krieg aufriefen. In den letzten Jahren war das zu oft vorgekommen, und bald würde das Volk nichts mehr beizu teuern haben als das eigene Blut.
Der vorderste der drei seltsamen Besucher musste so wie er auf seinen Rappen sass ein sehr hoher Herr sein, das war für die Gerber auf den ersten Blick zu erkennen. Er trug geschlitzte blutrote Hosen, einen Wams aus schwarzem Samt und auch der pelzbesetzte Mantel darüber schimmerte wie eine pechschwarze Nacht. Das tief ins Gesicht gezogene Barett zierte nach Soldatenart einige bunte buschige Federn. Auf die einfachen Gerbersleute wirkte das Gebahren des Fremden wie eine kaum erklärbare Bedrohung, ähnlich der die einem Gewitter vorausging, bevor sich Blitz und Donner vom dunklen Himmel entluden.

„Hey, heda!“ rief die Bedrohung nun einem der Gerber zu. „Wo finde ich Euren Vogt?“
Edlef Jacobs, der in der Nähe stand, blickte kurz von seinen Gerberrahmen auf, wagte aber nicht, den dunklen Reiter direkt anzusehen. Für den alten und ausgemergelten Mann klang diese fremdlländisch klingende Stimme wie jemand, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Er wies mit zittrigen Fingern zur Stadt, wo sich hinter den gelben Mauern ein größeres Gebäude mit kleinen Türmchen abhob.
„Er ist vermutlich da drüben im Rathaus, mein Herr.“, murmelte er ängstlich, ohne den Mann dabei anzusehen. „Reitet nur die Straße weiter bis zum nächsten Tor und dann weiter bis zur Stadtmitte, ihr werdet es schon erkennen.“
Ohne ein Wort des Dankes trieb der gutgekleidete Fremde sein Pferd nun zur Eile an. Seine beiden Begleiter, derbe Gesellen mit struppigen Bärten und langen Haaren folgten ihm und hätten den alten Gerber fast dabei über den Haufen gerannt. Edlef Jacobs hörte nur noch das eilige Klackern der eisenbeschlagenen Pferdehufe durch die kotverschmierte Straße hinter dem Südtor, bevor wieder eine gespenstische Ruhe eintrat, hin die hin und wieder unterbrochen wurde durch das Krähen eines Hahnes in einem der Hinterhöfe und dem Quieken der Schweine aus dem nahegelegenden Schlachthof. Schwerer Nebel trieb nun vom Strand ab und floss langsam und träge durch das südliche Viertel der Stadt Trinsic hinein.

Als die fremden Besucher den kleinen Park in der Stadtmitte erreicht hatten, stieg der Anführer ab und band sein Pferd an einem Brunnen fest. Er blickte kurz zu den anderen hinüber und gab den beiden einen kurzen Befehl. Sie nickten nur auf ihren Pferden sitzend und blickten gelangweilt die Straße hinunter. Eine junge Magd kam heran, die mit einem Korb unterwegs zum Bäcker war. Als sie die Reiter sah, schlug sie erschrocken die Hand vor den Mund und presste den Korb noch fester an sich.
„Buh!“, machte einer der Männer, und das verängstigte Mädchen lief rasch an ihnen vorbei. Die Männer lachten leise, während ihre schweißgebadeten Pferde das Wasser aus einem nahen Brunnen soffen.
Ihr Anführer war währenddessen die Straße weitergegangen, bis er vor den steinernden Aufgang des mit Säulen und Türmchen verzierten Steinhauses stand, das offensichtlich das gesuchte Haus des Vogtes war. Er betrat das Haus nun, das in seiner Größe und Pracht an die Blütezeit des einstigen Fürstentums erinnerte. Inmitten der anderen geduckten und windschiefen Gebäude der Stadt, von denen bereits die Farbe abblätterte, wirkte dieses prachtvolle Gemäuer irgendwie fehl am Platze. Die Schritte des Mannes hallten in der kleinen steinernden Halle wieder, als er sie weiter hinaufging, und unter den hölzernen Schuhsohlen knarrten die mit Ochsenblut betrichenen Dielen der Treppe, die zum Amtszimmer des Vogtes führte…
 
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